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Freitag, 27. November 2020
The last dance S1 • E3
Chicago
Lesedauer: 7 Minuten
Nachdem ich mich in meinem letzten Post der The last dance-Serie meines basketballerischen Jugendidols angenommen hatte, möchte ich heute in diesem Post der wohl schillerndsten und umstrittensten Figur der NBA-Geschichte annehmen.🚨 🚫 Bevor du dies hier liest, möchte ich deutlich darauf hinweisen, dass ich hier über Inhalte der Dokumentation The last dance schreibe. Es besteht also Spoiler-Alarm!
Wer sich ein bisschen mit der NBA auskennt, der weiß, dass es sich hier nur um Dennis Rodman handeln kann. Der 1961 in New Jersey geborene Hall of Famer ist im Jahr 1986 an Position 27 von den Detroit Pistons gedraftet worden.
Damals war er noch ein schüchterner Spieler, der eigentlich chancenlos mit viel viel Fleiß und für ihn im Nachhinein kaum fassbarer externer Unterstützung seinen Weg in die NBA fand. Ein Familienmitglied gab Lonn Reisman, dem Coach des Cooke County College, einen Tipp und so bekam Rodman ein Chance.
Eine Chance, die er mit väterlicher Unterstützung und viel Arbeit nutzte. Allerdings nicht akademisch. Und um einem Ausschluss aus dem Basketball-Programm zu entgehen, nahm die Southeastern Oklahoma State University ihn aufgrund seiner starken sportlichen Leistungen auf. Dort entwickelte er sich dann rapide weiter und war nicht nur zwei Jahre in Folge bester Rebounder, sondern wurde auch drei Mal zum All-American ernannt.
So wurden die Detroit Pistons um Head Coach Chuck Daly auf ihn aufmerksam und verpflichteten ihn in die elitäre Runde der sogenannten Bad Boys, die in einem anderen Post dieser Serie noch zu einem Thema werden. Rodman jedenfalls machte dort genau das, was ihn auszeichnete. Einzigartig guter und dominanter Rebounder, von Defense Besessener und last but not least Provokateur. Er ließ dies gerade in den Playoff-Serien gegen die Chicago Bulls Michael Jordan und Scottie Pippen spüren.
Im Sommer 1994 wurde Rodman dann zum Bulls Besitzer Jerry Reinsdorf eingeladen. Dort verhielt er sich ziemlich respektlos. So gab er Coach Phil Jackson nicht mal die Hand. Rodman selbst machte dies in seiner Hall of Fame Aufnahmerede zum Thema und berichtete, dass nach gewissen Gesprächen Phil Jackson auf ihn zukam und sagte Kannst du bitte in die Küche gehen und dich bei Scottie Pippen entschuldigen? Wenig später ergab sich dann der wichtigste, der entscheidende Dialog:
Phil Jackson: Dennis, würdest du gerne ein Chicago Bull werden?
Dennis Rodman: Ist mir scheißegal!
Phil Jackson: Na dann willkommen bei den Chicago Bulls.
Jetzt wird sich auch der Dümmste fragen, wie man als Trainer ernsthaft diesen etwas asozial daherkommenden Typen verpflichtet haben will? Um ehrlich zu sein, ich war damals, als ich von der Verpflichtung las, auch etwas entsetzt und das nicht, weil er so extravagant war, sondern weil er ein Bad Boy ist. Weil er die Verletzung MJs und Scottie Pippens bei brutalsten Fouls ganz bewusst in Kauf nahm. Er hatte nicht grundlos den Spitznamen The Menace und gehörte zum Feindbild eines jeden Bulls Fans!
Und der Dokumentation The last dance ist glaube ich auch zu entnehmen, dass es drei Ereignisse gab, mit denen er sich endgültig den Respekt der beiden Superstars verdiente und letztlich sogar zum engen Freund wurde.
Da ist Rodmans Verschwinden mitten in der Finalrunde gegen die Utah Jazz in 1997. Keine Trainingsteilnahme. Niemand wusste, wo er war. Spurlos verschwunden... Dann der überraschende Auftritt als Rodzilla beim Wrestling an der Seite von Hulk Hogan. Er brauchte in dieser unglaublichen Drucksituation einfach ein Ventil zum Druckablassen. Pünktlich zum letzten Training vor dem nächsten Spiel war er reumütig wieder da. Und das Entscheidende, er zeigte trotzdem weiterhin Topleistungen und mega Einsatz.
Dann ist da sein Auftrumpfen am Beginn der Saison 1997 – 1998, als Scottie Pippen es vorzog, seine notwendige OP erst kurz vor Saisonbeginn durchführen zu lassen. Die Bulls strauchelten ohne den das Team zusammenhaltenden Pippen. Rodman selbst fiel sichtlich frustriert über nicht erfolgreich verlaufende Spiele mit einigen unnötigen Spielfeldverweisen auf.
Fakt ist, danach wurde Rodman nicht mehr des Feldes verwiesen. Er arbeitete noch härter und wurde in Abwesenheit des echten Robin zu Batmans neuem Robin. Er wurde zur Stütze MJs, der das bemerkte und sehr zu schätzen wusste.
Das zeigte sich in der letzten von mir zu erwähnenden Situation. In den Finals der Saison 1997 – 1998, dem buchstäblich letzten Tanz, zeigte Rodman, dass er Entscheidendes gelernt hatte. Der Druck war wieder immens. Diesmal haute er aber nicht einfach ab. Er sprach mit Coach Jackson und bat um Urlaub.
Der wiederum holte MJ und Scottie dazu, die ihren Ohren kaum glauben wollten. Dennis will mitten in der Finalserie Urlaub?? Phil Jackson fragt darauf Rodman wie lange er denn wegbleiben will und Rodman antwortet mit einer vernünftigen Gegenfrage Wie lange darf ich denn? Man einigt sich auf 48 Stunden Urlaub.
MJ stellt dabei am Ende dem Coach gegenüber unterstützend fest, er würde sicherstellen, dass Dennis in 48 Stunden wieder auf der Matte steht und MJ hielt sein Wort. Er holte Rodman, der sich nach Las Vegas entfernt hatte, höchst persönlich aus seinem Hotelzimmer, in dem er gerade Spaß mit Carmen Electra hatte.
Beim anschließenden Training will Phil Jackson Rodman dann richtig dran nehmen. Obwohl MJ noch sagte Coach, wir sollten froh sein, dass er es körperlich hier her geschafft hat! initiiert Jackson ein Laufspiel, bei dem auf den Pfiff des Trainers hin alle bis auf den gerade in der Front laufende Spieler lossprinten müssen, um diesen zu überholen und von hinten wieder einzuholen.
MJ reagierte darauf mit der klaren Ansage an alle Frontläufer schön piano zu laufen. Alle halten sich daran, bis Rodman Frontman wird. Ausgerechnet er verschärft das Tempo nach dem Pfiff und gibt seinen Teamkollegen so eine echte Herausforderung.
Dennis Rodman stellte bei seiner Rede zu seiner Hall of Fame-Aufnahme dar, dass er es niemals einfach hatte. Er ist quasi ab dem fünften Lebensjahr ohne Vater aufgewachsen. Seine Mutter hatte drei Jobs, um die Familie irgendwie über Wasser zu halten und sie warf ihn mit 18 Jahren raus. Selbst als Dennis durch Basketball zum Millionär wurde, nahm sein Vater keinen Kontakt zu ihm auf, was ihn meinem Anschein nach heute noch belastet.
Dennis Rodman ist anscheinend ein tief zerrütteter Mensch, der bei seiner Rede zur Aufnahme in die Hall of Fame auch keinen Hehl daraus machte, dass er sich niemals verzeihen wird, ob der eigenen schmerzhaften Erfahrungen selbst auch so ein schlechter Vater gewesen zu sein.
Er absolvierte seine Ansprache unter einer wahren Flut an Tränen und mit vielen echten Worten der Dankbarkeit gegenüber all denen, die ihn unterstützt hatten und machte dabei klar, dass ohne diese all sein Erfolg niemals möglich gewesen wäre. Man ahnt dabei, dass er eigentlich ein herzensguter Mensch ist, der aber einfach seine Vergangenheit nicht bewältigt bekommt.
Nichts desto trotz ist er ein extrem wichtiger Baustein für die letzten drei Titel der Bulls Dynastie und damit für den erfolgreichen Abschluss des letzten Tanzes. Finde deinen Frieden Dennis, denn du bist ein guter Typ!
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