Was ist eigentlich Vertrauen?

Donnerstag, 09. Mai 2024
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Lesedauer: 5 Minuten

Vertrauen spielt eine entscheidende Rolle im sozialen Gefüge menschlicher Beziehungen.

Besonders wichtig wird es, wenn Menschen sich aufeinander verlassen müssen, sei es in persönlichen Bindungen wie Freundschaften, Familienverhältnissen, romantischen Beziehungen oder auch dem Berufsleben.

Daher ist es grundsätzlich wichtig zu verstehen, was Vertrauen eigentlich ist.

In diesem Beitrag möchte ich mit dir als Basis für zwei weitere Beiträge teilen, was Vertrauen eigentlich ist und welche Kernbegriffe die Vertrauensbildungstheorie von Rousseau, Mayer, Davis und Schoorman in diesem Zusammenhang nutzt.


In zwischenmenschlichen Kontexten ist Vertrauen von maßgeblicher Bedeutung. Als Soldat habe ich in einem grundsätzlich lebensbedrohlichem Umfeld selbst erleben dürfen, welche extreme Rolle Vertrauen spielen kann.

Ich musste blind darauf vertrauen, dass andere Soldaten ihren Job gem. der Planungen machten oder aber zumindest gute Lagebilder per Funk übertrugen, damit ich für meinen Verantwortungsbereich und damit natürlich auch für mich selbst unnötige Gefahren ausschließen und meinen Job bestmöglich machen konnte.

Zitat
Die Führungskraft, die auf Vertrauen basiert, wird sich sowohl im Kampf als auch im Frieden bewähren.

— George S. Patton

Damals war Vertrauen für mich eine Selbstverständlichkeit. Es war ein Geben und Nehmen. Heute und in der freien Wirtschaft empfinde ich das ganz anders. Gefühlt spielt Jeder seine Spielchen, um sich selbst Vorteile zu verschaffen. Das ich steht im Vordergrund und nicht das wir.

Um sich eine Strategie zu überlegen, wie man in solch einer eher von Misstrauen geprägten Welt agiert, erscheint es mir unabdingbar, zunächst ein wenig in die Theorie abzutauchen und damit Grundlagen zu legen, um dann in kommenden Beiträgen zu klären, wie man Vertrauen aufbaut oder eben auch rasend schnell wieder verlieren kann.


Was ist Vertrauen?

Wikipedia beschreibt Vertrauen in einem einleitenden Satz wie folgt:

Zitat
Vertrauen bezeichnet eine bestimmte Art von subjektiver, auch emotional gefärbter Überzeugung, nach der man sein Verhalten einrichtet.

— Wikipedia

Vertrauen wird auch als ein grundlegendes Konzept bezeichnet, das in zwischenmenschlichen Beziehungen und sozialen Strukturen eine zentrale Rolle spielt. Es bezieht sich auf den Glauben, dass eine Person oder eine Gruppe von Personen in der Lage ist, bestimmte Handlungen auszuführen, Entscheidungen zu treffen oder Versprechen einzuhalten, auf die man sich verlassen kann.

Vertrauen beinhaltet auch eine emotionale Komponente, die darauf beruht, dass man glaubt, dass die andere Person aufrichtig handelt und positive Absichten hat. Es geht darum, sich sicher und wohl dabei zu fühlen, sich auf andere zu verlassen und sich verwundbar zu zeigen, da man davon ausgeht, dass die andere Partei die Erwartungen erfüllen wird.

Zitat
Vertrauen ist der Schlüssel zum Erfolg in allen Beziehungen.

— Brian Tracy

Vertrauen bildet die Grundlage für stabile zwischenmenschliche Beziehungen, Zusammenarbeit, Teamarbeit, Geschäftsbeziehungen und gesellschaftliche Strukturen. Wenn Vertrauen vorhanden ist, erleichtert es die Kommunikation, den Austausch von Ideen und die Zusammenarbeit. Es trägt zur Schaffung von Harmonie, Stabilität und Wohlbefinden bei.

Was sagt nun die Wissenschaft dazu?


Kernbegriffe der Vertrauensbildungstheorie nach Rousseau, Mayer, Davis und Schoorman

Die Vertrauensbildungstheorie von Rousseau, Mayer, Davis und Schoorman wurde 1995 veröffentlicht und ist ein bedeutender theoretischer Rahmen, der sich mit dem Prozess der Vertrauensbildung in zwischenmenschlichen Beziehungen befasst.

Die Theorie besteht aus mehreren zentralen Konzepten, die helfen, den Aufbau und die Dynamik von Vertrauen zu verstehen. Die dabei benutzten und für das Gesamtverständnis bedeutsamen Kernbegriffe sind…

1. Vertrauen

Vertrauen wird definiert als die Bereitschaft einer Person, sich in einer verletzlichen Position zu befinden, basierend auf der Erwartung, dass die andere Partei ihre Interessen, Absichten und Handlungen in einer positiven Weise berücksichtigen wird.

2. Vertrauenswürdigkeit

Vertrauenswürdigkeit bezieht sich auf die Fähigkeit und den Willen einer Person oder Organisation, als verlässlich, ehrlich und kompetent wahrgenommen zu werden. Dies umfasst Aspekte wie Integrität, Zuverlässigkeit und die Fähigkeit, Versprechen einzuhalten.

3. Risikowahrnehmung

Die Theorie betont die Bedeutung der Risikowahrnehmung für die Vertrauensbildung. Personen müssen das Risiko abschätzen, das mit dem Vertrauen in eine andere Partei verbunden ist und dabei die möglichen positiven und negativen Konsequenzen berücksichtigen.

4. Situative Vertrauensbildung

Die Vertrauensbildung wird als ein dynamischer Prozess betrachtet, der stark von situativen Faktoren beeinflusst wird. Dazu gehören beispielsweise vergangene Erfahrungen, die soziale Umgebung und die Interaktionen zwischen den beteiligten Parteien.

5. Vertrauensabbau

Die Theorie untersucht auch die Faktoren, die dazu führen können, dass Vertrauen abgebaut wird. Dies können beispielsweise Enttäuschungen, fehlende Transparenz oder Verletzungen von Vertrauensvereinbarungen sein.


Fazit

Zusammenfassend betrachtet die Vertrauensbildungstheorie von Rousseau, Mayer, Davis und Schoorman den Aufbau von Vertrauen als einen komplexen Prozess, der von der Wahrnehmung der Vertrauenswürdigkeit einer Partei, der Risikobereitschaft und den situativen Bedingungen beeinflusst wird.

Diese Theorie hat wichtige Implikationen für verschiedene Bereiche, darunter Management, Organisationen, zwischenmenschliche Beziehungen und Psychotherapie. Sie ist also auch für Führungskräfte mehr als wissenswert.

In meinem nächsten Beiträgen zum Thema Vertrauen wird es dann darum gehen, wie man bestehendes Vertrauen binnen kürzester Zeit beschädigen oder sogar gänzlich verlieren kann, sowie wie man Vertrauen aufbaut oder regeneriert.


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