Waltons reloaded

Samstag, 23. Dezember 2017
Serie Konzerte S1 • E4
Google Maps Lübeck
post_0570_waltons_2017_1 John-Boy (Gitarre), Marlon Kid (Schlagzeug) und Hatto Doc (Bass) auf der Bühne des Rider's Café.

Lesedauer: 4 Minuten

Habt ihr irgendeine „lokale“ Jugendband, an die ihr euch heute noch gern zurück erinnert? Gibt es diese Band vielleicht sogar noch und die tritt ab und zu mal auf? Ja? Cool! Dann werdet ihr sicherlich gut nachvollziehen können, was ich gestern Abend erleben durfte...

Meine „lokale“ Jugendband heißt Waltons, kommt eigentlich aus Berlin, hatte aber schon immer das Fan-Zentrum in Lübeck. Ich bin seit 1991, also seit dem Thrust of the vile-Album mit am Start und ich bin damals immer mit der Roller-Gang ins Rider's Café zu den Konzerten gefahren. Es kam dort immer zum gleichen Schauspiel. Wir stellten unsere aufgemotzten Vespas provokativ neben die Harleys der Rocker. Wir ernteten dafür Sprüche. Das Rodeo begann und wir hatten Spaß. Aber Moment mal. Eines stimmt nicht, denn Sprüche ernteten wir nur im ersten Jahr. Danach nicht mehr! Hmm, was war passiert?

Nun ja. Wir wussten, dass auf Waltons-Konzerten immer mächtig abgepogt wird. Wir trugen eh Doc-Martens oder Cults mit Stahlkappen und der eine oder andere von uns trug in weiser Voraussicht auch noch Schienbeinschoner. Als es beim Konzert dann mächtig zur Sache ging, nutzten den Rockern ihre teuren Rockerstiefel leider nicht mehr so viel, denn einerseits konnten sie mit diesen bei uns nicht für sonderlich viel Schmerzen sorgen und andererseits waren sie unseren Stahlkappenschuhen quasi schutzlos ausgeliefert. Man kann sagen, wir haben uns den Respekt der Rocker in einem fairen Wettstreit erkämpft.

Im Jahre 2011 erlag Jani-Boy, der Drummer meiner Jugendband, leider einem Krebsleiden, nachdem er nur wenige Wochen vorher noch das jährliche Weihnachtskonzert im Lübecker Rider's Café gespielt hatte. Danach war erst mal Schicht im Schacht bei den Waltons. Schade aber nachvollziehbar. Ich hatte die Waltons aus den Augen verloren, bis ich mich im Oktober mal fragte, was eigentlich aus denen geworden ist. Haben sie einen neuen Drummer gefunden? Ich stellte fest, dass die schon seit einiger Zeit wieder aktiv sind und vereinzelte Konzerte spielen. Als ich dann noch sah, dass sie am 22.12.2017 im Rider's Café ihr traditionelles Weihnachtskonzert spielen würden, war für mich klar: da biste dabei, komme was wolle!

So kam ich gestern um 21:00 Uhr am Rider's Café an, bezahlte brav die 20 Euro Eintritt und war kaum im Hauptraum angekommen, da wurde ich schon förmlich von der Seite angesprungen. Naaah?! schallte es von der Seite und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich Sekunden später erkannte, wer mich da von der Seite angesprungen hatte. Joe, ein ganz alter Freund von mir, mit dem ich in der Jugend zusammen Basketball gespielt hatte. Wie geil war das denn?! Er war jetzt mal gar nicht auf meiner Liste der üblichen Verdächtigen, weil er damals nie mit auf den Konzerten war! Was für eine coole Überraschung.

post_0570_waltons_2017_2 Die Waltons mit der stimmgewaltigen Lebensgefährtin von John-Boy.
Nach einer eher vernachlässigbaren Vorband, deren Sänger schon nach dem ersten Lied total heiser war, wurde der Oberrang freigegeben und so machten Joe und ich uns auf den Weg nach oben. Perfekte Aussicht auf die Band und die tobende Menge garantiert. Die Waltons kamen auf die Bühne und mein erster Gedanke beim Anblick des neuen Drummers war: Weiß seine Mutter, dass er so spät noch auf ist? Joe war gut vorbereitet und wusste auf meine Nachfrage hin zu berichten, dass Marlon Kid der Sohn von John-Boy, dem Bandlead und einzig verbliebenen Urmitglied der Waltons ist.

Das Rodeo begann und die Lutzi ging ordentlich ab. Es war cool zu sehen, wie diese mit Masse zwischen 40 und 60 Jahren alte Fangruppe wie in alten Tagen auf der Tanzfläche pogte! Da wurde geschubst und getreten wir vor 20 Jahren. Ich schaute mich mal ein wenig um und durfte dabei feststellen, dass ich nicht der einzige war, der mit einem breiten breiten Grinsen im Gesicht mitsang und -tanzte. Sie spielten all ihre alten Kracher und das eine oder andere Cover. Die Hütte war knüppeldicke voll, so hatte ich das Rider's bestimmt seit 15 Jahren nicht mehr erlebt.

Die Stimmung war super und es gab sogar einen ziemlich schwergewichtigen Fan, der die Bühne betrat und zum Stage Diving ansetzte. Er wurde sogar fast eine Minute lange von der Menge getragen. Wie sagte Joe so schön: Boah ist das cool. Aber muss das gerade der schwerste anwesende Fan machen? Nach zwei Zugaben und etwa 90 Minuten Rodeo endete das Konzert für uns viel zu früh. Die Menge forderte eine dritte Zugabe, begann dann sogar noch Christmastime on Waltons mountain zu singen. Dann kam aber eine Roadie auf die Bühne und machte per Zeichensprache ziemlich witzig aber auch unmissverständlich klar, dass es keine Zugabe mehr geben wird.

So endete eine echt coole Zeitreise zurück in die Vergangenheit mit einem sehr breiten Grinsen im Gesicht. Schön das man viele alte Bekannte wiedergesehen hat und das mit Joe noch eine richtige und schöne Überraschung mit dabei war! Das nächste Rodeo ist schon für April 2018 angekündigt. Da wird im Rider's die Release-Party zum neuen Album Back in the saddle starten. Sehen wir uns im Rider's?


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