Vịnh Hạ Long

Freitag, 27. Dezember 2019
Serie Việt Nam S5 • E6
Google Maps Vịnh Hạ Long
post_0861_vinh_ha_long_1 Schwimmendes Fischerhaus mit Freizeitgerät für die Touristen.

Lesedauer: 5 Minuten

UNESCO-Weltnaturerbe, wenn das nicht zieht oder? Das dachte ich in jedem Fall, als ich meinen Wochenendausflug nach Hà Nội plante. Wenn ich dann schon mal am anderen, dem nördlichen Ende Vietnams bin, dann muss ich doch zumindest auch einen Tagesausflug zur Vịnh Hạ Long oder wie ihr es kennt, die Halong-Bucht machen oder?

Aber wo ist die Halong-Bucht und was macht sie so besonders?

Die Halong-Bucht ist ein rund 1.500 Quadratkilometer großes Insel-Gebiet im Golf von Tonkin, das rund 120 Kilometer und damit rund 2 Autostunden östlich von Hà Nội liegt. Das Gebiet, in dem nach offiziellen Angaben 1969 Kalkfelsen bzw. zumeist unbewohnte Inseln und Felsen, zum Teil mehrere hundert Meter hoch aus dem Wasser ragen, wurde und wurde 1994 durch die UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt.

Der vietnamesische Name Vịnh Hạ Long bedeutet Bucht des untertauchenden Drachen. Der Legende nach entstand die Bucht durch einen Drachen, der nahe am Meer in den Bergen lebte. Als er zur Küste lief, zog er mit seinem Schwanz tiefe Furchen in das Land, das vom Meer überflutet wurde, nachdem der Drache ins Wasser abgetaucht war.

post_0861_vinh_ha_long_2 Unser kleines Kreuzfahrt-Boot mit Speisesaal im unteren Deck im Inneren und einem Aussichtsdeck oben.
Aber was beinhaltete meine gebuchte Tour zum UNESCO-Weltnaturerben?

Zunächst einmal sehr frühes Aufstehen, denn man will ja viel Zeit vor Ort verbringen. Auf der Fahrt nach Gót, dem Abfahrtsort unseres Kreuzfahrt-Bootes, fuhren wir etwa zwei Stunden, nur unterbrochen von einer ungefähr 20 minütigen Pinkelpause, auf einem nagelneuen Expressway durch das ländliche Vietnam. Meine Wahrnehmung über das ländliche Vietnam habe ich ja schon im Post Das ländliche Việt Nam geschildert.

Als wir am Hafen in Gót ankamen, wurden wir von mehreren extrem hohen, noch in Bau befindlichen Betontürmen begrüßt. Auf unser Fragen hin, was aus denen denn mal werden solle, bekamen wir die Antwort, dass auf der gegenüberliegenden Seite auf Cát Bà ein riesiger Freizeitpark mit diversen Hotelkomplexen gebaut werden soll. Um nun die vielen Gäste nicht alle mit Fähren nach Cát Bà zu schaffen, baut man mit österreichischer Unterstützung eine 21 Kilometer lange Seilbahn. Ohne Witz!

Naja, wir bestiegen ein recht neu und gepflegt wirkendes Kreuzfahrt-Boot und ließen die Betontürme frühzeitig hinter uns. Bald waren wir in fast unberührt wirkender Natur unterwegs und trafen auch schon auf Fischerboote, wie man sie sich dort vorgestellt hat.

post_0861_vinh_ha_long_3 Ein ganz kleines traditionelles Fischerboot.
Unser Tour Guide Huong hatte uns im Bus noch erzählt, dass im Gebiet der Halong-Bucht mal 16.000 Fischer gelebt haben und das ausschließlich auf ihren Booten oder wenn etwas wohlhabender auf ihren schwimmenden Hausbooten. Man wurde auf dem Boot geboren und man starb dort und in der Zwischenzeit legte man keinen Fuß auf Land!

Wir hatten mit unserer Reisegruppe das Glück quasi alle Stufen an Fischer-Lebensqualität erleben zu können. Wir sahen ganz kleine Fischerboote, auf denen gerade so Platz für eine vierköpfige Familie war. Wir sahen aber auch eines der letzten schwimmenden Dörfer und natürlich ganz viele Stufen dazwischen.

Wir fuhren durch Engen, an deren Seiten die Kalkwände steil hochragten und es gab natürlich schöne Landschaftsbilder zu sehen. Allerdings war ich auf dem Hinweg von Weltnaturerbe eher enttäuscht. Das gab sich dann bei untergehender Sonne auf dem Rückweg. Klar, die goldene Stunde sorgte für tolle Farben, sowie Licht- und Schattenspiele.

post_0861_vinh_ha_long_4 Ein Fischer übergibt seinen Fang und betritt dabei nicht das Land.
Die meiste Zeit kreuzten wir gemächlich durch die Inselwelt. Aber es gab am Wendepunkt unserer Kreuzfahrt auch einen einstündigen Stopp, den wir zum Essen, Kajakfahren und / oder baden nutzen konnten.

Ich wollte Kajakfahren und wurde in der Schlange auf einmal von Heyoak, einer ungefähr 10 Jahre jüngeren Südkoreanerin angesprochen. Sie wolle nicht alleine los. Ob ich mich opfern würde? So fuhr ich eine Stunde lang mit ihr durch die Bucht und erfuhr dabei, dass zumindest die jungen Menschen in Südkorea keine Wiedervereinigung mit Nordkorea wollen. Was für eine Parallelität zu meinem Denken 1989!

Auch einen Stopp zur Besichtigung der Diamond Grotto machten wir. Allerdings kann man darüber nicht besonders viel berichten. Eine Höhle halt...

Kulinarisch war die Cruise auch ganz ok. Zum Mittagessen gab es unterschiedlichste Meeresfrüchte, Hähnchen, Reis und leckere Saucen dazu. Auf dem Heimweg gab es dann noch eine Unterweisung in die Herstellung leckerer Sommerrollen.

post_0861_vinh_ha_long_5 Kleiner Kochkurz. Wie bereitet man Sommerrollen zu?
Allgemein konnte man auf Deck unseres Bootes super auf Liegestühlen chillen und dabei die schöne Natur an sich vorbeiziehen und auf sich wirklichen lassen. Auch neue Menschen konnte man dort gut kennenlernen. So sprach ich ein wenig mit einigen US-Amerikanern, einem Paar aus Schottland, der Südkoreanerin, einem französischen Koch und einer weißrussischen Hotelfachfrau. Sehr interessant!

Aber, wo Sonne ist, ist auch Schatten! So war uns die Tour so verkauft worden, dass diese mit maximal zehn Personen stattfindet. Bereits auf der Fahrt im Bus von Hà Nội nach Gót waren wir zwölf Gäste. Auf dem Cruise Boot kamen dann nochmal gut zehn Personen einer zweitägigen Tour hinzu. Also nichts mit kleiner Gruppe!

Dann ist eine Kreuzfahrt in der Halong-Bucht halt eine massen­touristische Veranstaltung. So viele kleine Cruise Boote, wie das unsere. Aber eben auch verdammt viele größere Hotelschiffe für die vielen Menschen die eine Mehrtagestour machen...

post_0861_vinh_ha_long_6 Der typische Anblick der Vịnh Hạ Long, nur noch nicht mit zu vielen Booten. Voll wird es erst abends...
Dazu gesellte sich dann zu meiner Überraschung auch noch Berufs­schifffahrt und das mitten im Weltnaturerbe? Und dann das weltweit verbreitete Problem. Plastikmüll. Selbst im Weltnaturerbe gab es so viel Plastikmüll im Wasser. Es waren jetzt keine Müllteppiche! Aber doch eine Menge, die mich negativ überraschte...

Trotzdem war es ein schöner, lohnenswerter erholsamer Tagesausflug, auch weil wir ein wenig abseits der Massen unterwegs waren! Und weil das die Halong-Bucht tragende Kalksteinplateau nach geologischen Vorhersagen langsam versinkt, kann ich, auch aufgrund der Müllentwicklung und steigenden Touristenmengen, Jedem nur raten, da bald mal vorbeizuschauen.

Im nächsten Post der Vietnam-Serie gibt es dann erstmals auch ein paar Tipps zu Hồ Chí Minh City. Also bleibt mir gewogen und schaut mal wieder rein!


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