The Long way up – 5 Gründe zum Gucken

Donnerstag, 08. Juli 2021
Serie Kino S3 • E5
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Lesedauer: 8 Minuten

Zwei Mal sind der schottische Schauspieler Ewan McGregor und sein englischer Kumpel Charlie Boorman begleitet vom bekannten, schweizer Kameramann Claudio von Planta schon auf Motorrädern auf großer Reise gewesen.

Sowohl beim The long way around 2004 – ihrer 30.395 km langen Tour von London immer ostwärts nach New York – als auch beim Long way down 2007 – ihrem 24.000 Kilometer langen Weg vom schottischen John o’ Groats nach Kapstadt – wurden sie dabei ebenfalls vom Direktoren- und Produzenten-Team bestehend aus dem US-Amerikaner David Alexanian und dem Briten Russ Malkin begleitet und zwei tolle Dokumentar-Serien entstanden, die viele – so auch ich – mit Begeisterung geschaut haben.

Nun sind die beiden Schauspieler und Abenteurer nach vielen Jahren der Pause und teils einschneidenden Lebensereignissen im letzten Jahr wieder mit ihrem tollen Team auf große Reise gegangen. Der Titel diesmal The long way up.

The long way up – eine Abenteuerreise unter ganz besonderen Bedingungen, denn angesichts des Klimawandels und der durchaus aktiven Gegenmaßnahmen der beiden Hauptdarsteller kam eine Reise mit von Verbrennungsmotoren angetriebenen Fahrzeugen natürlich nicht in Frage! Die Alternative stellte nicht nur die beiden Protagonisten immer wieder vor Herausforderungen. Aber was ist von dieser neuen Dokumentar-Serie zu halten? Das möchte ich mit dir gerne in diesem Post Spoiler-arm ergründen.

Jeder begeisterte Zuschauer der genannten, ersten beiden Reise-Dokumentationen wird sich gefreut haben, als er die Werbung für die neue Reise-Dokumentation The long way up auf Apple TV+ sah. Ja, kaum zu glauben aber nach Jahren der zumindest öffentlich nicht Publik gemachten Motorradabenteuer von Ewan McGregor und Charlie Boorman, sind die beiden Kumpels wiedervereint nun mit ihrer alten Crew in ein neues, großes Abenteuer gestartet.

Im Vorspann heißt es: Wir werden 13.000 Meilen durch 13 Länder fahren. Von Ushuaia im steten Wechsel zwischen Argentinien und Chile, durch die Atakamawüste nach La Paz, vorbei am Titikakasee und entlang der Anden nach Kolumbien, Panama, durch Zentralamerika und Mexiko bis wir nach 100 Tagen in LA ankommen.

Damit aber nicht genug, denn – wie ich schon schrieb – waren Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren diesmal keine Option! In Zeiten des beginnenden Kampfes gegen die Klimaerwärmung waren Alternativen gefragt. Und so heißt es dann im Vorspann weiter: Die Hauptdarsteller bekommen Kameras, auch an Ihre Helme und das mit Intercom. Sie fahren mit E-Bikes und einem Begleitmotorrad eigentlich völlig autark. Zusätzlich fahren die Produzenten und ein paar Kameraleute mit zwei E-Trucks eine ähnliche Strecke und sorgen für zusätzliches Bildmaterial.

Wow! Mit E-Fahrzeugen vom fast südlichsten Punkt Amerikas bis nach LA. Eine wahnsinnige Herausforderung und das schon allein wegen der Strecke durch fast alle Klimazonen der Erde. Aber schon mal darüber nachgedacht, wo man am Ar*** der Welt seine E-Fahrzeuge vollständig und schnell aufladen kann?


Faszination E-Fahrzeuge

Aber fangen wir mal mit den Fahrzeugen an. Unglaublich aber wahr, ausgerechnet Harley-Davidson stellt den beiden Hauptdarstellern absolute Prototypen eines E-Bikes mit dem Namen Harley-Davidson LiveWire zur Verfügung. Und um dem Begriff Prototyp hier noch mal zu unterstreichen: Harley-Davidson hat den Prototypen ihres bullig aussehenden, progressiven City Bikes und ersten E-Bikes überhaupt genommen und daraus mehr oder weniger Gelände-fähige Reise-Enduros gemacht. Mit einem Akku von 15,5 kWh ergibt sich eine Reichweite von ungefähr 150 Kilometern. Nicht viel angesichts der 13.000 Meilen-Distanz. Das war dem Planungsteam von Anfang an bewusst und doch kam es anders, so dass Plan B oder sogar C öfter mal aufgegriffen werden mussten.

Die Begleit-Crew sollte ebenfalls größtenteils mit E-Fahrzeugen die 13.000 Meilen-Distanz bewältigen. Auch hier bewiesen die Planer wieder viel Mut zum Risiko oder gab es keine Alternativen? Die Wahl für die Begleitfahrzeuge jedenfalls fiel ebenfalls auf einen Prototypen. Und um auch hier das Wort Prototyp abermals zu unterstreichen: Die beiden, dem Team letztlich zur Verfügung gestellten Fahrzeuge, waren die ersten, in der jungen Firmengeschichte fertiggestellten Fahrzeuge!

Es gab noch keine anderen Prototypen und eigentlich war der Hersteller noch Jahre von der Produktreife entfernt. Und dennoch stellte Rivian sehr selbstbewusst zwei sehr spacig aussehende Prototypen ihres Pickups oder SUVs Rivian R1T zur Verfügung. Und Rivian sollte nicht nur die beiden Pickups für das Begleit-Team stellen. Rivian sorgte auch für hunderte Ladestationen an der geplanten Reisestrecke und das in nur wenigen Monaten. Hut ab!


Abenteuerlich

Aus dem bisher geschilderten kann man schon erahnen, dass es sich bei dieser – aufgrund der meist gut ausgebauten Strecke – vermeintlich leichten Tour nun doch wieder um ein echtes Abenteuer handelt.

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Wie schon erwähnt, hatte man im Vorwege der Tour viel Zeit für die Streckenplanung aufgewendet. Was man aber aus eigener Sicht stark unterschätzt hatte, waren beispielsweise die winterlichen Klimabedingungen am Beginn der Tour im südliche Chile und Argentinien. Warum?

Na, weil Akkus in Kälte halt nicht halb so lange halten, wie in warmen Umgebungen. Und so wurden die knapp 150 Kilometer Reichweite doch das eine oder andere Mal sehr sehr deutlich unterschritten und bedurften einiges Ideenreichtums, um dann doch noch irgendwie am geplanten Ziel anzukommen und das alles angesichts eines bestehenden Zeitdrucks aufgrund gebuchter Fähren...

Aber auch die gerade in den Anden dann noch zusätzlich vorherrschenden, großen Höhenunterschiede und der damit einhergehende schnellere Abbau der Akkuleistung wurden unterschätzt und führten zu sehr gefährlichen Windschattenfahrten nur wenige Zentimeter hinter der Stoßstange eines Begleitfahrzeuges. Und auch ein Rivian musste mal aufgrund der menschenfeindlichen Außentemperaturen ein paar wenige Kilometer bis zum Ziel abgeschleppt werden.


Unterhaltsam

Kaum überraschend ist wohl, dass sich auch im weiteren Verlauf einige Abweichungen vom ursprünglichen Plan ergaben, die deutlich zur Unterhaltsamkeit der Dokumentation beigetragen haben.

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Das man das Darian Gab der Pan Americana würde umgehen müssen, war von Natur aus bereits früh in der Planungsphase klar. Aber das man auch größere Teile Mexikos aufgrund einer massiv bestehenden Gefahrenlage würde nicht auf den Motorrädern bewältigen können, war schon eine interessante Überraschung.

Eine eher gefährliche Überraschung stellte dann einer der Rivions dar, als er ohne Fahrer am Berg abgestellt plötzlich rückwärts zu rollen begann und letztlich nur von einem größeren Felsbrocken gestoppt werden konnte. Klar war das Fahrzeug mitten im Nirgendwo beschädigt. Aber – und das spricht abermals für die Robustheit der von Rivion zur Verfügung gestellten Prototypen – auch dieses Fahrzeug kam am gleichen Tag noch selbständig am geplanten Zielort an.

Witzig auch, wenn der Star eines Films zwar im Tante Emma Laden irgendwo in den Anden nicht auf Anhieb erkannt wurde, dann aber ein Besucher des Ladens eine erstaunliche Ähnlichkeit zu einem Schauspieler in einem gerade im TV gezeigten Film feststellt. Ja, kaum zu glauben aber Ewan McGregor sieht zufällig einen seiner Filme bei einem Stopp in einem kleinen Tante Emma Laden mitten in den Anden.


Beeindruckend schöne Naturaufnahmen

Zu erwarten war, dass man entlang dieser Strecke auch ein paar sehr schöne Naturaufnahmen würde gezeigt bekommen. Und auch das ist absolut gelungen, auch durch den Einsatz einer Kameradrohne, die den Naturaufnahmen aus der Vogelperspektive noch mal eine ganz andere Qualität gab.

Und so sind es vielleicht gar nicht so die Aufnahmen an den touristischen Zentren, wie Machu Picchu oder dem Titikakasee, die beeindrucken, sondern aus meiner Sicht eher zufällige Ortsaufnahmen absolut im Nirgendwo wie beispielsweise ein Thermalpool mitten in den Anden.


Emotional

Und angesichts der erlebten Abenteuer und Gefahren spielen natürlich auch die offen eingefangenen Emotionen eine große Rolle bei der Erstklassigkeit dieser Reise-Dokumentation. Man kann sich denken, dass auch mal ordentlich geflucht wurde aber es wird auch hier und da mal unerwartet traurig.

Dennoch gibt es auch wieder viele lustige Passagen, in denen Situationskomik und das gegenseitige Foppen der Protagonisten den Unterhaltungswert dieser Serie ausmachen. Aber es gibt auch sehr traurige Passagen, in denen man die Hauptdarsteller sehr sehr nachdenklich und sogar weinend erlebt.

Und es wird wohl auch kaum jemanden überraschen, dass gerade gegen Ende der Reise alle wieder sehr melancholisch werden und das vielleicht auch, weil kurz vor dem Ziel im Prinzip alle wissen, dass es sehr wahrscheinlich keine weitere gemeinsame Reise geben wird.


Fazit

Nachdem ich voller Begeisterung dieses neue Abenteuer von Ewan McGregor und Chris Boorman gesehen habe, bleibt mir nicht mehr als allen Beteiligten meine absolute Hochachtung bezüglich der erbrachten Leistung und des beispielhaften Improvisationstalents des Teams zu äußern.

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Es gab ein paar leichte Stürze bei geringen Geschwindigkeiten und auch einige technische Probleme. All das aber zum Glück ohne jegliche, gravierende Folgen.

Toll für mein Weltbild war auch, die gerade in eher als unterentwickelt zu bezeichnenden Teilen der Welt noch vorherrschende Menschlichkeit in dieser Reise-Dokumentation erleben zu können. Eine Menschlichkeit, die trotz Armut und Entlegenheit von absoluter Freundlichkeit, Behilflichkeit und Gastfreundschaft geprägt war. Etwas, was uns in den ach so entwickelten Ländern meinem Empfinden nach völlig abgeht und von dem wir uns alle eine gute Portion abgucken sollten.

Für mich ist diese Reise-Dokumentation absolut sehenswert und ich kann sie nur jedem weiterempfehlen, der sich ansatzweise für Reisen oder im speziellen Motorradreisen interessiert. Wie immer würde ich mich über Beiträge von dir und dein Feedback zu diesem Post sehr freuen.


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