Soundtrack to my life

Montag, 23. November 2020
Serie Privat S2 • E10
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Lesedauer: 4 Minuten

Seid ihr richtiger Fan von irgendeiner Band? Bei mir sind das sogar zwei Bands. Da wären einerseits Die Waltons, denen ich seit 1990 folge und jedes Jahr wieder zum traditionellen Christmas Rodeo im Lübecker Rider's Club gehe. Tja, dieses Jahr wird das dank der Covid-19-Pandemie wohl nichts...

Auf der anderen Seite ist Depeche Mode. Depeche Mode hörte ich zunächst quasi unfreiwillig, weil mein Bruder, ebenfalls Fan der Band, zuhause häufig Depeche Mode hörte. Und klar, wenn man einen großen Bruder hat, zu dem man wie ein Vorbild aufschaut, dann beeinflusst dieser einen natürlich auch (ungewollt) und so hörte ich eben auch viel Depeche Mode.

Der entscheidende Punkt um mich vom Hörer zum Fan zu entwickeln fand dann Weihnachten 1987 statt. Mein Bruder machte mir eines meiner besten Weihnachtsgeschenke, das ich in meinem Leben je bekommen habe. Er schenkte mir, dem fast dreizehn Jahre alten kleinen Bruder, nicht nur ein Wochenende beim großen Bruder in Kiel, sondern auch eine Karte für mein erstes Konzert, das Depeche Mode Konzert der Music for the masses Tour in der Ostseehalle an dem Wochenende.

Die Music for the masses Tour ist genau die Tour, von der auch die vielen, euch wahrscheinlich bekannten Aufnahmen des legendären 101. Konzerts im Rose Bowl Stadium in Pasadena stammen und da war ja schon richtig Feuer im Topf mit echt coolen Liedern.

Auch wenn wir dann an dem Freitagabend in der Kieler Ostseehalle ganz oben im Rang gegenüber der Bühne standen, so war ich trotzdem total hin und weg! Die gebotene Show war, abgesehen von der rausgebuhten Vorband Nitzer Ebb, schon sehr beeindruckend, mitreißend und einfach cool. Gerade für einen 13-jährigen Jungen. Was für ein unglaublich prägendes Erlebnis, das später nur durch ein Depeche Mode Konzert in der Berliner Waldbühne übertroffen wurde.

Seit diesem in vielerlei Sicht bedeutenden Freitagabend im Februar 1988 bin ich von Dave, Martin und Fletch richtig begeistert und das nun schon seit 32 Jahren!

Am Anfang dieses Monats nun die Bekanntgabe der Inductees der Rock & Roll Hall of Fame. Die Liste der Nominierten war lang, daher hier nur ein Auszug der Liste um euch einen Eindruck zu vermitteln:
  • Nine Inch Nails
  • Kraftwerk
  • The Notorious B.I.G.
  • Depeche Mode
  • Motörhead
  • Soundgarden
  • Whitney Houston
  • Judas Priest
  • Thin Lizzy
Da stand tatsächlich Depeche Mode mit in der Liste und das auch noch zusammen mit ihren Vorbildern und ihrer Inspiration Kraftwerk! Unglaublich aber wahr. Und im Gegensatz zu Kraftwerk sollte es für Depeche Mode im Jahr ihres 40-jährigen Bestehens nicht nur bei der Nominierung bleiben.

Im Einführungsvideo ihrer Aufnahme in die Hall of Fame spricht unter anderem die im Vergleich zu mir erstaunlicher Weise nur sechs Monate jüngere Charlize Theron über die Bedeutung, die Depeche Mode in ihrem Leben hatte. So erwähnte sie beispielsweise, dass Depeche Mode für jeden Moment in ihrem Leben den passenden Song hatte.

Damit hat sie so dermaßen Recht! Auf die nunmehr 14 Alben sind diverse Songs verteilt, die irgendwie in mein Leben passen. Songs wie Somebody, A question of time, Walking in my shoes, A pain that I'm used to, Personal Jesus oder Wrong. Vor allem ist da aber der Song Enjoy the silence, der inklusive seiner Hintergrundgeschichte bei Martin L. Gore mir absolut aus der Seele spricht und den wohl wichtigsten Moment in meinem Leben inklusive seiner Nachwehen beschreibt.

Ihre Musik bringt Menschen aller Schichten und Herkunft friedlich zusammen und bei diesen Zusammenkünften, den Konzerten feiern dann alle zusammen den Außenseiter. Für viele dieser Fangruppe, die sogenannten Devotees, ist Depeche Mode die beste Glaubensausprägung bzw. Kirche der Welt...

So weit geht es bei mir absolut nicht! Aber selbst Andrew Fletcher hätte 1976, als Vince Clarke und er die Schulband No Romance in China gründeten, wohl nicht gedacht, dass alles mal so groß werden würde. Und auch Martin L. Gore, der 1979 mit Vince Clarke zusammen die Nachfolgeband French Look gründete und diese dann nach dem Hinzustoßen von Fletch in Composition of Sound umbenannte, hätte das damals wohl nicht vermutet.

Composition of sound... Was für ein treffender Name, so im Nachhinein... Richtig Fahrt nahm die Band aber erst auf, als 1980 Dave Gahan als Sänger engagiert wurde. Er war es dann auch, der der Band den neuen, letztendlichen Namen vorschlug. Er war davon überzeugt, dass der Name eines französischen Mode-Magazins besser zu ihrer New Wave Band passen würde.

Gleichzeitig wurden alle herkömmlichen Rockinstrumente verbannt, durch Synthaziser ersetzt und so wurde Depeche Mode zum Vorreiter der Synthiepop-Szene. Ihre schrägste Ausprägung erreichten sie dabei meiner Meinung nach mit dem Album Some great reward, in dem Samples von mit Müll erzeugten Geräuschen letztlich zu einer Komposition der Töne zusammengeführt wurde. Unvergleichlich!

Neben dem großen Einfluss von David Gahan ist dann wohl auch Martin besonders vorzuheben, denn bei den meisten Songs hat er für diese realistischen und zum Teil auch bittersüße Texte gesorgt, in denen sich so viele Menschen wiederfinden.

Tja und nun nach 40 Jahren, 14 Alben mit 162 Titeln und hunderten, wenn nicht sogar tausenden Konzerten dieser Ritterschlag. Charlize Theron hat da tolle Schlußworte gefunden, denen ich mich absolut anschließen möchte: Thanks for the soundtrack to my life!


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