Schmetterlings­effekt

Sonntag, 02. August 2020
Serie Fundstücke S1 • E2
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Lesedauer: 5 Minuten

Schmetterlingseffekt war das erste Wort, das mir bei einem außergewöhnlichem Ereignis am letzten Wochenende spontan in den Kopf kam. Ihr habt bestimmt schon mal davon gehört und vielleicht sogar den gleichnamigen Film mit seinen zwei Fortsetzungen gesehen... Was ist nun der Schmetterlingseffekt?

Der Schmetterlingseffekt ist ein Phänomen in bestimmten, chaotischen Systemen, das nicht vorhersehbar ist und sich dadurch äußert, dass sich beliebig, kleine Änderungen langfristig auf die Entwicklung des Systems auswirken.

Namensgebend für dieses Phänomen war der Mathematiker und Meteorologe Edward Norton Lorenz, der im Jahre 1972 einen Vortrag bei der American Association for the Advancement of Science hielt. Er hatte beginnend im Jahre 1963 daran gearbeitet, das Wetter und dessen Entwicklung mit Computern mathematisch vorherzusagen und war dabei auf eben genau diesen Effekt gestoßen.

In seinem Vortrag Predictability: Does the Flap of a Butterfly’s Wings in Brazil set off a Tornado in Texas? stellte er die Frage auf, ob der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen könnte?

Nun, der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien kann keinen Tornado in Texas auslösen! Dessen sind sich Wissenschaftler mittlerweile sicher. Und auch die von Edward Norton Lorenz ursprünglich herangezogene Möwe könnte dies nicht. Aber eine Wolke in Brasilien könnte einen Tornado in Texas auslösen. Glaubt man zumindest...

Aber was ist denn nun Außergewöhnliches am letzten Wochenende passiert, dass mir spontan das Wort Schmetterlingseffekt in den Kopf kam?

Nun... Am Freitagabend bemerkte ich in meinem Hausflur völlig unerwartet den deutlichen Geruch von Rauch. Alle Fenster waren zu. Shit! Wo kommt der Geruch her? Was brennt bei mir?

Nachdem ich das ganze Haus durchsucht hatte, konnte ich den Geruch von Rauch nur in meinem Hausflur und im Schlafzimmer feststellen. Ein Grund für den Geruch aber irgendwie nicht. Ich beruhigte mich dann aber schnell wieder, als ich aus dem Badfenster schaute und Nachbarn im Flackerlicht in ihrem Garten sitzen sah.

Sie hatten für einen gemütlichen Urlaubsersatzabend nicht nur den Dannebrog gehisst und sich mit schmackhaften Getränken versorgt, sondern auch ihre Feuerschale gut bestückt, um für eine schöne Urlaubsstimmung zu sorgen. Und genau dieses gute Bestücken der Feuerschale hatte in Verbindung mit der ungewöhnlichen Windrichtung den Rauch in Richtung meines Hauses getragen.

Bleibt für mich noch die Frage, wie der Rauch ohne offene Fenster oder Türen den Weg in mein Schlafzimmer und meinen Hausflur schaffte? Aber dem gehe ich ein anderes Mal nach.

In der folgenden Nacht schreckte ich dann plötzlich aus dem Schlaf auf. Kurz darauf nahm ich dann wahr, dass draußen – direkt vor meinem Schlafzimmerfenster – irgendwie ganz schön Remmidemmi war. Ich hörte laute Fahrzeuggeräusche, um nicht zu sagen laute Geräusche eines Lastkraftwagens.

Ich schaute auf den Wecker. 2:16 Uhr?? Im nächsten Moment hörte ich dann laute Stimmen, die immer wieder von so einem sehr lauten Düddeldülüd unterbrochen wurden. Ich kombinierte: Funksprüche, Fahrzeuglärm, der Rauchgeruch am vorherigen Abend,... Shit!

Ich riss meinen Rollladen ein ausreichendes Stück hoch und zum Glück war meine Panik schlagartig einer nur noch geringfügigen Beunruhigung gewichen. Aber warum?

Ich erblickt genau das, was ich erwartet hatte. Nämlich die Freiwillige Feuerwehr meiner Gemeinde im Einsatz und das zu meinem Glück nicht direkt an der Zuführung zu meinem Grundstück und damit meinem Haus, sondern auf dem angrenzenden Weg zu den benachbarten Mehrfamilienhäusern.

Ich beobachtete, wie sie sich unter Einweisung mehrerer Kameraden mit unserem Löschgruppenfahrzeug LF 16/12 zwischen einer Garage und einem unerlaubt abgestellten Fahrzeug eines Anwohners versuchten durchzuzwängen. Es gelang dank der Anfahrt mit dem kleineren unserer beiden Einsatzfahrzeuge. Mit dem HLF 20/16 hätten sie da wohl nicht durchgepasst...

Ich hörte in einem Funkspruch, wie von starkem Rauchgeruch die Rede war und schwuppdiwupp hatte ich das Wort Schmetterlingseffekt im Kopf. Da sitzen meine Nachbarn Stunden vorher ganz friedlich an ihrer Feuerschale und genießen die Stimmung und fünf Stunden später kommt ein Anwohner vielleicht aus dem Urlaub zurück in sein Treppenhaus und bemerkt dort, genau wie ich Stunden vorher einen starken Geruch nach Rauch.

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Was macht man da? Die Feuerwehr rufen! Eine kleine Aktion – das kontrollierte Entzünden eines Feuers – sorgte Stunden später in einem anderen, nicht mal in Sichtweite des Feuers liegenden Mehrfamilienhaus für den Einsatz der Gemeindefeuerwehr und bringt damit nicht nur mich um den Schlaf, sondern auch etliche Nachbarn und vor allem unsere tollen, einsatzwilligen Feuerwehrleute!

Ich beobachtete dann recht schnell, dass sich die Aufmerksamkeit der Feuerwehrleute auf eine Dachgeschosswohnung richtete, in der erst vor wenigen Wochen eine Frau eingezogen war. Sie verteilten sich mit ihren sehr starken Taschenleuchten ums Haus und leuchteten immer wieder den Dachstuhl im Bereich dieser Wohnung aus.

Nachdem die Feuerwehrleute nun aber zunehmend ruhiger und gelassener wirkten, ließ ich meinen Rollladen wieder runter und legte mich wieder hin. Etwa 30 Minuten später wurde ich wieder unfreiwillig geweckt. Diesmal versuchten die Einsatzkräfte das LF 16/12 rückwärts wieder durch das Nadelöhr zu bekommen. Nervig, denn bei jedem Einlegen des Rückwärtsganges ertönt ein lauter Piepton und da sie wirklich Rangieren mussten, ertönte dieses nervige Geräusch wirklich oft...

Aber egal, Hauptsache es war nichts passiert! Am nächsten Tag erfuhr ich dann, dass das Ganze nichts mit Rauchgeruch zu tun hatte, sondern mit einem anscheinend nicht vorschriftsgemäß gewartetem Rauchmelder, der in Abwesenheit der neuen Nachbarin seinen notwendigen Batteriewechsel vermeldet hatte. Damit ist natürlich auch der Schmetterlingseffekt hinfällig.

In Erinnerung wird mir dieser nächtliche Schreck und Einsatz unser Feuerwehr aber sicher bleiben, denn als ich meiner Lütten – die das ganze Tohuwabohu zum Glück mehr oder weniger verschlafen hatte – am nächsten Morgen davon berichtete, beschwerte sie sich lautstark nicht geweckt worden zu sein und fühlte sich ungerecht behandelt. Tja, wollen wir mal hoffen, dass solch eine Situation nicht wieder auftritt!


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