Schauspiel am Nachthimmel
Dienstag, 21. April 2020



Lesedauer: 3 Minuten
Habt ihr die letzten Tage mal in den Nachthimmel in Richtung Süden geschaut? Jetzt wo nicht mehr so viele Flugzeuge fliegen, ist es am Nachthimmel bezüglich sich bewegender Lichtpunkte ja eher ruhig geworden. Dazu dann noch diese aktuell so klare Luft und schon ist der Nachthimmel wirklich wieder schön anzuschauen.Als ich nun erstmals nach Wochen wieder vor die Tür kam, um meinen berühmten OKG zu machen, wurde ich peripher auf einen sich am Sternenhimmel bewegenden Lichtpunkt aufmerksam. Der Lichtpunkt war wirklich sehr hell. Deshalb dachte ich zunächst, dass ich die International Space Station gesichtet hätte.
Während ich dann aber diesen Lichtpunkt weiter beobachtete, bemerkte ich abermals peripher einen weiteren hellen Lichtpunkt. Der bewegte sich fast auf der gleichen Bahn und mit gleicher Geschwindigkeit.
Und dann wurde es fast schon unheimlich. Denn auf dieser Bahn sah ich dann gleichzeitig fünf Lichtpunkte von Südwesten nach Nordosten fliegen. Schön wie auf einer Perlenschnur aufgereiht. Irgendwie spooky...
Da ich SpaceX aber schon seit mehr als zwei Jahren neugierig bei seinen Bemühungen und Launches beobachte, kam mir sofort das Projekt Starlink in den Kopf. Dabei handelt es sich um ein von SpaceX geplantes, weltumspannendes und satellitengestütztes Telekommunikationssystem, das das Internet selbst in die entlegensten Winkel der Erde bringen soll.

Quelle: Image credit: SpaceX
Einmal in einer Höhe von 200 bis 400 Kilometern ausgesetzt, fliegen die Satelliten in einer sehr dicht gesteckten Kette auf der gegebenen Umlaufbahn um die Erde und navigieren dann mit einem eigenen Ionenantrieb auf die vorgesehene Dienstgipfelhöhe unterhalb von 1000 Kilometern.
Aufgrund dieser für Satelliten eher niedrigen Umlaufbahn können sie nach offiziellen Angaben auch nur fünf bis sieben Jahre im All verbleiben, bis sie endgültig wieder an Höhe verlieren und aufgrund ihrer geringen Masse schon in den oberen Luftschichten komplett verglühen. Vorteil dabei ist die Entstehung von weniger Weltraumschrott.
Der letzte Start einer Starlink-Mission war nun am 18. März und damit schon vor etwa fünf Wochen. Ich war nun offensichtlich Augenzeuge dieser letzten Aussetzgruppe geworden. Im Maximum konnte ich neun Satelliten gleichzeitig sehen, bevor diese einzeln in den Erdschatten eintraten und somit kein Sonnenlicht mehr reflektierten. Und ich beobachtete diese nicht enden wollende Perlenkette gut eine halbe Stunde lang!
Was für ein Schauspiel am Nachthimmel! Der Wahnsinn... Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn Astronomen beschweren sich schon, dass sie kaum noch in der Lage sind Fotos vom Sternenhimmel zu machen, ohne das einer dieser bisher etwa 360 Starlink-Satelliten ihnen einen Strich durch das Bild zieht. Schon krass! Gerade wenn man bedenkt, dass in der ersten Ausbaustufe gut 1600 dieser Satelliten geplant sind und später noch in weiteren Ausbaustufen bis zu 10.000 weitere Satelliten folgen sollen...

Quelle: Image credit: SpaceX
Wenn ihr nun dieses Erlebnis von wie auf einer Perlenschnur aufgereihten Satelliten auch mal haben wollt, dann könnt ihr die Satelliten grundsätzlich in den frühen und späten Nachtstunden am besten sehen, da sie dann noch nicht im Erdschatten über eure Köpfe fliegen.
Dazu müsste ihr dann aktuell beispielsweise zwischen 21:30 Uhr und 23:00 Uhr einfach nur mal an einen halbwegs dunklen Ort gehen und den Sternenhimmel in Richtung Südwesten scannen. Ihr seht dann vielleicht nicht zwangsläufig die eng gesteckte Perlenkette am Sternenhimmel, wie ich sie erlebt habe, aber auch sonst kommen die Starlinks in halbwegs regelmäßigen, größeren Abständen über euren Kopf geflogen. Viel Spaß dabei...
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