Roadtrip durch Portugal
Donnerstag, 09. März 2023



Lesedauer: 27 Minuten
Als ich meine neue Freiheit besiegelt hatte, begann ich direkt mit der Recherche über schöne Reiseziele. Portugal war dabei schon immer eine Destination, die mich reizte und von der ich bis auf Madeira noch nichts gesehen hatte. Also begann ich die Planung für einen 11-tägigen Roadtrip.Du wirst wissen, dass Portugal ein Land im südwestlichen Europa ist, das an Spanien grenzt und eine lange Küstenlinie am Atlantischen Ozean hat. Aber weißt du auch, dass das Land als ehemalige Kolonialmacht, die ein fast weltumspannendes Weltreich eroberte, auch eine reiche Geschichte und Kultur hat, die sich in seiner Architektur, seiner Musik und nicht zuletzt auch in seiner Küche widerspiegelt?
Die Hauptstadt Lissabon ist eine malerische Stadt mit einem reichen kulturellen Erbe und einer pulsierenden Atmosphäre. Aber auch die ebenfalls bekannte Stadt Porto oder die vielen weniger bekannten Städte wie Coimbra, Braga, ... bieten dem Besucher sehr viel. Die Strände an der Algarve-Küste sind berühmt für ihr kristallklares Wasser und vor allem für ihre spektakulären Felsformationen. Und die Westküste bietet Atlantik-Feeling mit mediterranem Einschlag pur.
Portugal ist auch bekannt für seine Weine, insbesondere den Portwein, und seine unzähligen kleinen Köstlichkeiten wie Pastel de Nata oder aber Fischgerichte mit Bacalhau, dem mit Salz getrockneten Kabeljau.
Mit seiner vielfältigen Landschaft und reichen Kultur hat Portugal viel für all diejenigen Reisenden zu bieten, die eine einzigartige Erfahrung suchen. Ich machte mich daher auf einen 11-tägigen Roadtrip durch Portugal. Welche Route ich dazu wählte, welche Orte ich dabei besuchte, welche Erfahrungen ich dort machte und meine ehrliche Meinung zum Mehrwert eines solchen Besuchs erfährst du hier.
Mein 11-tägiger Roadtrip durch Portugal sollte mich durch 14 der insgesamt 18 Distrikte der República Portuguesa, wie Portugal offiziell in Landessprache heißt, führen. Ich schaute mir dabei 25 verschiedene Orte an und legte so mit meinem Mietwagen 2.305 Kilometer zurück. Welche Ziele ich dabei an welchem Tag bereiste, kannst du in Google Maps nachvollziehen.

Ich hatte mir die 77.000 Einwohner-Stadt Stadt Mafra ausgesucht, um mir dort den weltberühmten, monumentalen Palastbau, den Palácio National de Mafra anzuschauen. Mafra selbst wirkte auf mich trotz seiner Größe total verschlafen und da ich mit 80 Minuten Verspätung gelandet war und so recht spät für mein Vorhaben in Mafra ankam, war mit Besichtigung im Inneren des Palastes und da speziell der berühmten Bibliothek leider auch nichts mehr.
Aber ich konnte mir zumindest noch einen guten Eindruck des Äußeren dieser seit 2019 zum UNESCO-Welterbe gehörenden, größten Schloss- bzw. Klosteranlage Portugals machen und einen ersten Kaffee mit einer Pastel da Nata in einem Café am Praça da República genießen.
In Mafra machte ich auch meine ersten absolut positiven Erfahrungen mit Supermärkten. Neben Continente und Intermarché gibt es nämlich auch die uns bestens bekannten Supermärkte von Aldi und Lidl. Deren Angebot ist natürlich an portugiesische Bedürfnisse angepasst, aber doch weitgehend deckungsgleich und zum Teil sogar günstiger als in Deutschland.

Unglaublich aber wahr. Ich war mitten in diesem klein wirkenden Nest, das aber der zweitgrößte Umschlagplatz für die in Portugal so beliebten Sardinen ist, in Karnevalsfeiern geraten, von denen ich vor meiner Abreise keine Ahnung hatte! Auch wenn ich mich der Erfahrung Karneval in Portugal noch mal in einem gesonderten Post widmen möchte, sei hier schon mal gespoilert, dass das in Portugal ein von unglaublicher Ausdauer, Resistenz und Freude geprägtes Event ist.
Peniche selbst hat neben seinen engen Gassen in der Altstadt vor allem das Fortaleza de Peniche, ein altes Fort, sowie Felsküste und richtig schöne, flach abfallende Strände mit Dünen zu bieten. Es waren erstaunlich viele Taucher auf der Suche nach Lapas, einer Art Schnecke, im Wasser und es wagten sich auch einige Surfer in die kaum wahrnehmbare Brandung.
Nach einer wegen der Karnevalsfeierlichkeiten eher kurzen Nacht ging es für mich dann am ersten vollen Tag meines Roadtrips zur Eingewöhnung wieder nicht sonderlich weit voran. Auf meinem Weg zu meiner nächsten Destination für eine Nacht machte ich zunächst in der Quinta do Sanguinhal, einem kleinen, alten, ehrwürdigen Weingut nahe Bombarral einen Zwischenstopp, um so erste Einblicke in die portugiesische Weinproduktion zu gewinnen.

Ein tolles, absolut sehenswertes Ziel, in dem ich auch meine ersten Erfahrungen mit der portugiesischen Obsession für Sardinen und Pastéis de Bacalhau, sowie dem portugiesischen Likör schlecht hin, dem Kirschlikör Ginja, machen konnte und dessen Sehenswürdigkeiten ich mich ebenfalls in einem zukünftigen Post widmen möchte.
Nach diesem durchaus auch anstrengenden Spaziergang in teilweise schwindelerregenden Höhen ging es dann in die knapp 6.000 Einwohner zählende Stadt Alcobaça in der Nähe meines nächsten Übernachtungsortes.

Nachdem ich dann noch von der 70 Meter über der Stadt gelegenen Burgruine Castelo de Alcobaça einen schönen Blick auf das Kloster genossen hatte, ging es am frühen Nachmittag zu meinem Übernachtungsort und absolutem Pflichtpunkt meines Roadtrips.
Doch Nazaré, dieser mit knapp 10.000 Einwohnern kleine Fischer-, Wallfahrts- und Surferort, empfing mich mit verkehrstechnischem Chaos. Ein Erreichen meines Apartments mitten im am Strand befindlichen Ortsteil unmöglich. Tausende verkleidete Menschen versuchten in Nazaré einen Parkplatz zu bekommen, um den den Karneval abschließenden Karnevalsumzug beiwohnen zu können.

Nazaré hat neben der neuer Surfgeschichte auch viel Historisches zu bieten. Beidem möchte ich mich aber in einem späteren Post detailliert widmen.
Nach einer hervorragenden Nacht in einer typisch portugiesischen Wohnung ging es dann erstmals ein bisschen ins Landesinnere von Portugal und so war die 8.500 Einwohner-Stadt Batalha mein erstes Zwischenziel am 3. Reisetag.
Neben dem sehr kleinen aber wirklich sehr schönen Stadtzentrum steht das eigentliche Wahrzeichen der Stadt, das Mosteiro de Santa Maria da Vitória. Das ziemlich große Dominikanerkloster, das seit 1983 zum UNESCO-Welterbe zählt, diente trotz seiner 150-jährigen Bauzeit von 1385 bis 1495 als Ruhestätte der portugiesischen Könige und war durchaus einen Zwischenstopp wert.

Auf dem großflächigen Areal befindet sich neben der Wallfahrtskirche Basílica de Nossa Senhora do Rosário auch die 2007 eröffnete, architektonisch kaum wie eine Kirche wirkende Walfahrtskirche Basilica da Santissima Trindade. Diese kreisrunde Kirche ist der bislang größte Kirchenbau des 21. Jahrhunderts. Ihr Durchmesser beträgt 125 Meter und fasst fast 9.000 Menschen. Der Platz zwischen den beiden Wallfahrtskirchen ist der größte Kirchenvorplatz der Welt.
Ich sah auch eine sehr junge Frau neben ihrer Mutter einen marmornen Pilgerpfad von der neuen Wallfahrtskirche zur Erscheinungskapelle auf den Knien hinunterkriechen. Irgendwie surreal und insgesamt erschreckte mich die teilweise schon als fanatisch von mir empfundene Gläubigkeit einiger Pilger. Dennoch war dieser Wallfahrtsort für mich als Atheisten ein lohnenswert Halt.

Hauptsächlich bekannt ist Tomar aber für die ehemalige Kreuzritterburg Convento de Cristo, in der sich neben einer absolut einzigartigen Rundkirche, auch diverse Kloster mit ihren Kreuzgängen und sogar ein kirchliches Gefängnis mit 85 Zellen befinden.
Für den Besuch des UNESCO-Weltkulturerbes Convento de Cristo hatte ich definitiv zu wenig Zeit eingeplant, denn meine Erkundung dauerte gut 90 Minuten und ich konnte die volle äußere Pracht der Klosterkirche aufgrund ihrer restaurationsbedingten Einrüstung gar nicht erleben.

Die Altstadt der ehemaligen portugiesischen Hauptstadt ist quasi an die steilen Hänge um einen Berg herum gebaut, auf dem die altehrwürdige Universität thront. Ihr Bauten beherbergen u.a. die weltberühmte Bibliothek Biblioteca Joanina mit ihren mehr als 300.000 wertvollen Stücken. Leider war mir eine Besichtigung hier, aufgrund des langen Aufenthalts an meiner vorherigen Station zeitlich nicht mehr möglich.
Auch das Parken meines Fahrzeuges stellte in Coimbra ein echtes Problem dar, denn ich wollte mit dem Wagen einfach nicht in die engen und steilen Gassen der Altstadt. So parkte ich mein Auto zwar nur gut eineinhalb Kilometer entfernt von meinem traumhaften Designer-Apartment mitten in der Altstadt, musste bei meinem gut 30-minütigen Fußmarsch aber auch satte 100 Höhenmeter überwinden. Ätzend!
Auch die Besichtigung der Altstadt stellte sich aufgrund der steilen Straßen als extrem mühselig heraus. Das bergauf anstrengenden ist, ist klar. Aber bergab musste man ebenfalls höllisch aufpassen, nicht auf den sehr glatten Pflastersteinen wegzurutschen.
Trotz der steilen und damit mühselig zu erklimmenden Straßen ist Coimbra eine tolle Stadt, in der die studentischen Musikgruppen, gut zu erkennen an den schwarzen Anzügen mit dem schwarzen Umhang, mit ihren Fado-Darbietungen der Stadt ein besonderes Flair verleihen.

Da mir ein Abstecher dorthin selbst im Frühjahr wärmstens ans Herz gelegt wurde, kam ich nach einer anstrengenden Fahrt über Autobahnen mit teilweise 14% Steigung in Peso da Régua, einem der bekanntesten Orte des Alto Douro, an und besichtigte das Douro-Museum, um so mehr über den Anbau, die erste Reifung und die anschließende Verschiffung des Weines nach Porto zu erfahren.
Ich fuhr auch noch zu einigen Aussichtspunkten flussabwärts, bevor ich mich entlang des Douros flussaufwärts in Richtung Pinhão begab, um dort die familiär geführte Winzerei Quinta do Jalloto zu besichtigen. Da mich Google Maps aber auf Winzerwegen in den teils steilen Weinbergen lotste, die nicht mal mehr als befestigt zu bezeichnen waren, gerade die Breite meines Auto aufwiesen und auf denen zu allem Überfluss sogar Bauarbeiten stattfanden, entschied ich mich an einem Punkt, an dem ich mit meinem SUV sogar fast verunglückt wäre, für eine kontrollierte Abfahrt aus den Weinbergen und einen Abbruch meiner Vorhaben in Pinhão.
Hier hatte ich mich definitiv nicht gut genug vorbereitet. Einen schönen Eindruck des Alto Douro konnte ich trotzdem gewinnen. Eine besser vorbereitete Rückkehr in einem Spätsommer ist nicht ausgeschlossen...
Der frühzeitige Abbruch war, wie sich in Braga herausstellen sollte, aus mehrerlei Gründen eine gute Entscheidung. So konnte ich auf dem stark bergigen Weg nach Braga immer mal einen Halt einlegen und die Aussicht genießen und Braga selbst war auch deutlich mehr Zeit wert, als ich im Vorwege vermutete.
Doch bevor ich mir Braga anschaute, ging es zunächst erst einmal wieder zu zwei Heiligtümern der römisch-katholischen Kirche. Erste Station war die Basílica de Nossa Senhora do Sameiro, die auch als das Heiligtum von Sameiro bekannt ist.

Im Anschluss ging es dann weiter zum nur 1.500 Meter entfernten zweiten Heiligtum, dem Bom Jesus do Monte. Dabei handelt es sich wieder um einen Wallfahrtsort, der in diesem Falle aber als der schönste in ganz Portugal gilt und seit 2019 auch UNESCO-Weltkulturerbe ist.
Die Anlage ist durch seine 116 Höhenmeter überwindende barocke Monumentaltreppen mit 581 Stufen wirklich ein optischer Genuss aber eben auch eine Qual, wenn man nicht den 1882 erbauten Elevador do Bom Jesus, die älteste Standseilbahn der iberischen Halbinsel und älteste funktionstüchtige Wasserballastbahn der Welt, nutzen will. Absolut sehenswert und mit der Elevator-Fahrt auch ein kleines Abenteuer.

Letztlich verlängerte auch eine Burgerbude meine Zeit in Braga, da diese einen, an das aus Porto stammende Nationalgericht Francesinha angelehnten Burger anbot. Da konnte ich nicht nein sagen und so kam ich erst spät an meiner Destination für die nächsten 48 Stunden, in Porto, an.
Nach einer dank lärmender Nachbarn und einer unmittelbar neben dem Apartment liegenden, vielbefahrenen Kopfsteinpflasterstraße schlafarmen Nacht ging es nun am Morgen des 5. Roadtrip-Tages auf die lange Sightseeing Tour ins Zentrum der 238.000 Einwohner zählenden Metropole.

Porto, die Perle am Douro, hat aber viel zu viel zu bieten, um diese Stadt schlecht gelaunt zu erkunden und zu erleben. Da sind historische Gebäude, der berühmteste Buchladen der Welt, tolle Restaurants und Cafés, zahlreiche Portweinkellereien und last but not least einen Sonnenuntergang, der atmosphärisch seines Gleichen sucht.
Auch in Porto kann man abends Fado-Bars besuchen und je nach Resistenz im Anschluss seine Depression in einer schönen Bar mit einem Pisco Sour begießen. Kulinarisch sollte man in Porto in jedem Fall ein Francesinha, das absolut schmackhafte und mit 1.300 Kalorien auch sättigende Sandwich aus Porto, probieren.

Neben der Catedral de Évora, den Überresten eines römischen Tempels, dem Praça do Giraldo, der Igreja da Graça und dem Palácio de Dom Manuel I. ist vor allem die Capela dos Ossos der Grund, warum sich zahlreiche Touristen hierher begeben.
Die Kapelle der Knochen, an deren Innenwänden menschliche Knochen dekorativ, wie eine Tapete angebracht wurden, ist auch aufgrund der beiden Mumien ein schaurig, spektakulärer, aber auch lohnenswerter Anlaufpunkt, denn die Kapelle ist trotz oder gerade wegen der Knochen wirklich hübsch.
In Lagos bezog ich dann für die nächsten drei Nächte in einer unglaublich guten Pension ein tolles Zimmer, da ich von hier aus die Algarve im Zuge von Tagesausflügen erkunden wollte.

Ich fuhr auch nach Sagres, um dort das Fort Fortaleza de Sagres zu besichtigen und am Farol do Cabo de São Vicente am südwestlichsten Punkt Festlandeuropas zu stehen. Ich hätte dort auch gerne die letzte Bratwurst vor Amerika gegessen. Leider fehlte von dem berühmten Bratwurststand eines deutschen Betreibers aber wegen Betriebsferien jede Spur.
Auf Empfehlung der Pensionsrezeptionistin fuhr ich auch noch 20 Kilometer weiter in den Norden zu einem Wanderweg an der Westküste der Algarve, der sich zwischen der Praia do Amado und der Praia da Bordeira hoch über dem tosenden Atlantik auf den Felsklippen entlang schlängelt und immer wieder atemberaubende Aussichtspunkte bot.

Bekannt ist Monchique vor allem für sein Kurbad Caldas de Monchique mit seinen sechs Bädern. Aber auch das fast völlig verfallene Kloster Convento de Nossa Senhora do Desterro ist den beschwerlichen Aufstieg wert gewesen. Auf den letzten Metern bis zum Kloster konnte ich im zu durchquerenden Korkeichenwald noch einiges über die Korkeichenbewirtschaftung lernen.
Der ärmliche Bewohner der Klosterruine beeindruckte mich nachhaltig mit seiner ehrlich, herzlichen Art und zeigte mir wieder, dass nicht das was man besitzt über Glück oder Unzufriedenheit erinnert, sondern das, was man aus seinem Besitz macht und sei er auch noch so gering.
Am achten Roadtrip-Tag ging es dann zunächst ins bergige Hinterland der Algarve in Richtung Osten. Auf dem Weg hatte ich in Erlebnis der besonderen Art. Ein Stau entstand und ich kam direkt am Beginn einer Abbiegespur zum Stehen. Erst hupte irgendein Auto immer wieder und zunehmend aggressiv. Dann öffnete sich hinter mir die Fahrertür und eine etwa 50-jährige Frau stand plötzlich neben meinem Auto.
Als ich die Scheiben senkte, fing sie direkt an mich mit viel Temperament für gut eine halbe Minute anzuschreien. Klang für mich ungefähr so: Baba baba. Ba, ba baba babaaaa.... Aufgrund ihrer Gestik verstand ich, dass sie empört darüber war, das ich noch einen Meter Abstand zum Vordermann ließ und sie so nicht auf die Abbiegespur kam. Meiner Einschätzung nach hätte aber auch der Meter nichts gebracht und so wartete ich ihr Gezeter ab, ließ sie einen Moment der Stille ertragen und antwortete ihr dann so, wie ihre Tirade für mich klang. Baba baba. Ba, ba baba babaaaa...
Sie war von meiner Reaktion sichtlich überrascht und absolut sprach- und reaktionslos. Sie guckte sichtlich verwirrt und schwieg. Wir guckten uns noch ein paar Sekunden in die Augen und dann machte ich das Fenster wieder hoch und schaute nach vorne. Ein geiler Moment! Hätte sie es mit Freundlichkeit versucht, wäre ich vielleicht sogar noch näher an den Vordermann herangefahren...

Zweites Ziel im Hinterland der Algarve war die für ihren Markt bekannte Stadt Loulé, deren Besuch ich aber mangels Marktzeit eher als Zeitverschwendung empfand. Vielleicht hätte eine Innenbesichtigung des Santuário de Nossa Senhora da Piedade (Mãe Soberana) den Besuch noch aufwerten können. Leider war aber Ruhetag... Ich jedenfalls machte mich auf den Weg nach Faro.
Dort angekommen dann die nächste Enttäuschung. Der Stadt geht für mein Empfinden jedwede Struktur und Charme völlig ab. Zusätzlich führt die An- bzw. Abflugschneise des internationalen Flughafens Faro direkt über das, was man wohl als Altstadt bezeichnen sollte. Im Gegensatz dazu aber sehr schön die Praia de Faro (Mar), eine Faro vorgelagerte, langgestreckte aber sehr schmale Sandzunge mit vielen kleinen Hotels, Restaurants und einem richtig schönen Strand für den Sommer.

Insgesamt empfand ich die Algarve im Bereich um Lagos am schönsten und interessantesten. Definitiv hängen geblieben sind die unzähligen Störche, die auf vielen meiner Fotos der Algarve ungewollt abgebildet wurden. Für mich trägt die Algarve deshalb auch den Titel Land der Störche.
Kulinarisch ist in Lagos natürlich Seafood wie zum Beispiel Gerichte mit Oktopus angesagt. Aber auch Fleisch vom schwarzen iberischen Schwein erscheint mir absolute Pflicht zu sein. Ich habe jedenfalls noch nie so leckeres Schweinefleisch gegessen.
Am neunten Tag des Roadtrips dann noch mal eine längere, aber dafür finale Etappe zurück zum Flughafen von Lissabon, um dort den Mietwagen schon mal wieder abzugeben.

Die weitere Fahrt zum Cabo da Roca war gerade auf den letzten Kilometern durch die Bergdörfer bei dem herrlichen Wetter und den verbreiteten, gelb blühenden Blumenteppiche überall schon wunderschön und den Weg wert. Aber am Cabo da Roca hoch über dem tosenden Atlantik zu stehen, war dann doch auch schon Weltklasse!
Von den beiden Aussichtspunkten aus sah ich auch noch den Praia do Guincho und die hohe Brandung, die sich dort bildete. Klar das ich da hinfahre und so sah ich dort mit etwa 4 bis 5 Metern Höhe die höchsten Wellen, die ich je erleben durfte. Nachvollziehbar eine Wellenhöhe, bei der die Otto-Normal-Surfer lieber staunend am Strand bleiben. Mir machte das auch noch mal klar, wie beeindruckend dann die 5 Mal höheren Wellen in Nazaré sein müssen...

Stattdessen nutzte ich die letzte Stunde mit meinem Mietwagen für eine Fahrt in die Provonce-Flair verströmende Hafenstadt Cascais mit ihrem außergewöhnlichen Leuchtturm Farol de Santa Marta und der Zitadelle.
Nachdem ich dann den Mietwagen erfolgreich am Flughafen von Lissabon abgegeben hatte, ging es mit der Metro problemlos in mein Hotel in der Nähe der Prachtstraße Avenida da Liberdade, in dessen näherer Umgebung es etliche Restaurants mit einem brauchbaren Preis-Leistungsverhältnis gab. Abends machte ich mich natürlich schon mal auf den Weg ins historische Zentrum und war schon mal begeistert.
Diese Begeisterung sollte sich dann am 10. Tag meines Roadtrips durch Portugal bei weiterhin herrlichstem Wetter absolut festigen. Ich fuhr mit der Straßenbahn nach Belém raus und besichtigte nicht nur das Seefahrerdenkmal Padrão dos Descobrimentos, sondern auch das Kloster Mosteiro dos Jerónimos mit seiner tollen Kirche Igreja Santa Maria de Belém, den befestigten, mittelalterlichen Turm Torre de Belém und das Soldatendenkmal Monumento aos Combatentes do Ultramar.

Diese kleinen, mit Vanillepudding gefüllten Blätterteigpasteten waren aber auch mega lecker und im Vergleich zu anderen Verkaufsorten sogar günstig! Ich hatte mächtig Glück, denn als ich ankam, existierte keine Schlange. Als ich mit meinen frisch erworbenen, warmen Pastéis de Belém den Verkaufsraum verließ, hatte sich zwischenzeitlich eine sehr lange Schlange gebildet...
Im weiteren Verlauf des Tages schaute ich mir auch die maurische Burg und Königsresidenz Castelo de São Jorge an, natürlich wieder mit einer ätzenden Kraxelei verbunden. Beim Abstieg sah ich auch die Kathedrale Sé de Lisboa und stieg dort für ein paar Stationen in eine der alten Straßenbahnen der legendären Linie 28 ein.
Weitere Ziele waren der Praça do Comércio mit dem Arco da Rua Augusta direkt am Tajo, die Fußgängerzone Rua Augusta selbst, der eiserne Fahrstuhl Elevador de Santa Justa und natürlich trank ich auch einen Ginja in der altehrwürdigen Ginja-Schenke Ginjinha Sem Rival.

Abends versuchte ich nach einem weiteren, hervorragenden Abendessen in einer der Fado-Bars mal zu meinem Fado-Erlebnis zu kommen. Aber entweder es war nichts los oder die Bar schloss gerade. Fado scheint also früh zum Besten gegeben zu werden...
Am Morgen des 11. Tages meines Roadtrips durch Portugal schaute ich mir dann zunächst die Rua Nova do Carvalho, die Reeperbahn und damit Partystraße Lissabons an, die aufgrund ihrer pinken Straßenfarbe weithin bekannt ist.
Ein kulinarisches Have To hatte ich für Lissabon auch noch auf der Liste. Ich musste auf jeden Fall noch den Snack Bifana probieren. Dabei handelt es sich um ein Steak-Sandwich, das auch als portugiesisches Brot bezeichnet wird. Essen tut man dies in Lissabon nach Möglichkeit im kleinen Imbiss As Bifanas do Afonso, wo sich immer längere Schlangen bilden, die aber schnell abgearbeitet werden.
Meinen Lissabon-Aufenthalt und damit meinen Roadtrip durch Portugal ließ ich letztlich im strahlenden Sonnenschein am Miradouro do Rio Tejo mit tollem Blick auf den Tajo und die an die Golden Gate Bridge erinnernde Ponte 25 de Abril bei einem Sonnenbad mit einer eiskalten Cola enden. Ich nutzte die zwei Stunden, um mir all meine Erlebnisse noch mal vor Augen zu führen und so dem Roadtrip einen schönen Abschluss zu geben.

Dennoch war es eine sehr schöne Reise mit vielen tollen und unvergesslichen Erlebnissen. Ich hab viel über die portugiesische Kultur gelernt und gehe so nun mit weiteren Eindrücken anders durchs Leben.
Portugal ist meinem Empfinden nach ein sehr schönes Land, das durchaus eine weitere Reise Wert ist. Allerdings habe ich mich schon angesichts der absoluten Nebensaison, in der ich reiste, immer mal wieder gefragt, wie voll es an dem entsprechenden Ort wohl zu anderen Jahreszeiten ist.
Ich habe in Porto oder Lissabon immer wieder gemerkt, wie mich die Anwesenheit und vor allem das Verhalten von chinesischen Reisegruppen nervte und mir den Spaß am Erlebnis nahm. Wie mag das erst in der Saison sein?
Warst du schon mal in Portugal und welche Erfahrungen hast du dort gemacht? Wie immer würde ich mich über Beiträge von dir und dein Feedback zu diesem Post sehr freuen.
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