Niemals wieder!
Sonntag, 17. Mai 2020
Privat S2 • E8
Hamburg
Ein Nil-Krokodil kommt zum Luftholen mal kurz an die Wasseroberfläche.
Lesedauer: 4 Minuten
Habt ihr euch schon mal richtig auf etwas gefreut und dann seid ihr vor Ort und macht das, worauf ihr euch schon seit Tagen so richtig gefreut habt und von Minute zu Minute wird euch klarer, dass ihr mit dem, was ihr gerade macht, heute die erwartete Freude nicht mehr empfinden werdet?Tja, ich hatte zusammen mit meiner Lütten am Wochenende vor meiner letzten Abreise nach Việt Nam genau solch ein enttäuschendes Erlebnis. Und wahrscheinlich lag das genau daran, dass wir einfach sehr hohe Erwartungen an das Kommende hatten.
Im Hinduismus gibt es ein tolles und so wahres Sprichwort zum Thema Glück. Dieses besagt Glück ist gleich Wirklichkeit minus Erwartungen. Je kleiner die Erwartungen also sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirklichkeit empfundenes Glück zulässt... Tja, angesichts dessen kann ich nun zumindest nachvollziehen, warum die Enttäuschung so hoch bzw. mein empfundenes Glück so negativ war.
Aber worauf genau haben sich meine Lütte und ich den nun so sehr gefreut und sind davon letztlich so bitter enttäuscht worden?
Nun, meine Lütte interessiert sich genau wie ich sehr für Tiere. Wir waren bisher schon mehrmals im Tierpark Hagenbeck, um uns auch mal exotischere Tiere anschauen zu können. Aufgrund der warmen Temperaturen und dem dann meist auch ganz guten Wetter haben wir uns aber auch wirklich immer nur in den Tierpark begeben und das Tropenaquarium völlig links liegen lassen.
Nun fragte meine Lütte mich, ob wir nicht mal wieder in den Zoo gehen könnten. Klar! antwortete ich und fragte im Gegenzug, ob wir wegen des tendenziell eher schlechten Wetters nicht mal ins Tropenaquarium gehen wollten.
Ihre Gegenfrage Und was gibt es da zu sehen? Ich zählte ein paar Dinge auf:
- Nil-Krokodile
- Fledermäuse
- einige der giftigsten Schlangen der Welt
- richtig große Haie
- richtig große Rochen
- riesige Fischschwärme
- Flughunde
- frei umherfliegende, tropische Vögel
Das Riff-Becken mit seinen zahlreichen und bunten Fischen.
Tja und nun kamen wir nach einer 45 minütigen Autofahrt am Tropenaquarium an und dann klebte da dieser Zettel an den Scheiben der Verkaufshäuschen Aktuell müssen Sie für das Tropenaquarium mit einer Wartezeit von mindestens 60 Minuten rechnen! Hmm, ein erster kleiner aber vielleicht auch vorhersehbarer Stimmunskiller. Als wir dran waren, fragte ich die Kassiererin, was die aktuelle Warteschlange vor der Tür des Tropenaquariums ihrer Erfahrung nach denn an Wartezeit bedeute und sie meinte nur kurz und knapp Eine halbe Stunde. Wollen Sie trotzdem rein?Nach einer Rückversicherung bei meiner Lütten, dass sie auch Willens ist, so lange draußen rumzustehen, kaufte ich uns also je eine Karte und war schlagartig 28 Euro los. Aber ich hatte ja die schönen, interessanten Erinnerungen von der Abendveranstaltung vor Augen...
Nach ziemlich genau 30 Minuten Schlangestehen ging es für uns endlich rein in die heilige Halle. Bei dem Besucherandrang war ziemlich klar, dass wir unsere Jacken und den Rucksack nicht loswerden würden. Aber – und das muss man den Verantwortlichen des Tropenaquariums sehr positiv anrechnen – bis auf die ersten paar kleineren Tiergehege verteilten sich die Besucher ziemlich gut, so dass man eigentlich immer einen brauchbaren Blick auf die Tiere ergattern konnte.
Tja und dann begann die Begeisterung meiner Lütten und mir langsam aber sicher immer kleiner zu werden. Warum?
Nun, gehen wir meine Aufzählung von oben doch mal durch...
Nil-Krokodile:
Die Nil-Krokodile lagen die ganze Zeit nur fett und faul entweder vor dem Eingang ihrer Nachtquartiere oder irgendwo in dem riesigen Becken auf dem Boden herum. Bewegung Fehlanzeige und wenn ich Bewegung erwarte, dann keine Jagdszenen oder ähnliches. Vielmehr ein Durchstreifen des Reviers. Aber Fehlanzeige und im Nachhinein auch eine völlig falsche Erwartungshaltung! Reaktion meiner Lütten: Die liegen ja nur herum und bewegen sich gar nicht. [...] Die sind ja langweilig!
Fledermäuse:
Die Grotte der Fledermäuse war generell toll gemacht! Man konnte den kleinen Tierchen schön beim Herumfliegen und Fressen von Früchten zuschauen. Wenn dieser ekelhafte Gestank nicht gewesen wäre. Zusätzlich war meiner Lütten das lautlose Herumflattern der vielen Fledermäuse trotz einer durch ein Netz vorgenommenen Absperrung fast schon Erwartungsgemäß nicht ganz geheuer. Also auch hier lieber schnell wieder weiter.
Giftschlangen:
Auch hier ein eher enttäuschender Anblick. Die Klapperschlangen hatten sich alle irgendwo versteckt. Von den Kobras vor lauter Büschen und Kulisse keine Spur. Einzig die grüne Mamba war zusammengerollt gut zu sehen. Aufenthaltsdauer im Bereich der Schlangenterrarien vielleicht zwei Minuten und das auch nur, weil ich versuchte irgendwo noch eine Schlange für meine Lütte ausfindig zu machen.
Riesenaquarien:
Im eigentlichen Riesenaquarium, wie ich es bei der Abendveranstaltung vor einigen Jahren kennengelernt hatte, schwammen richtig große Fischschwärme und mitten drin große Haie und Rochen. Ein toller, für viele Minuten fesselnder Anblick damals. Damals! Denn heute waren da keine großen Fischschwärme mehr. Der größte Schwarm bestand vielleicht aus 10 Tieren?!
Es gab noch große Haie und Rochen, die ihre Bahnen aber auch eher stoisch, resignativ zogen. Überhaupt kein aufregend interessanter Anblick mehr! Für mich eine der größten Enttäuschungen des Besuches und von der Reaktion meiner Lütten schreibe ich besser gar nicht erst.
Von damals erinnere ich auch noch ein bestimmt 8 Meter langes Aquarium, dass den Amazonas-Lebensraum darstelllen sollte. Damals schwammen dort Schwärme von bestimmt 100 Tieren wie beispielsweise Schwärme von Neonsalmlern, Guppys oder Skalaren. Heute war das Becken so gut wie leer... Kein schöner Anblick!
Positiv aber immer noch das Riff-Becken mit seinen vielen bunten Fischen und Korallen oder das mir neu erscheinende "Nemo"-Becken mit seinen großen Anemonen und dutzenden an unterschiedlichen Clownfischen. Beides echte Highlights!
Freiflughalle mit dem Krokodilbecken:
Tja, hatte ich vor ein paar Jahren noch das ziemlich beeindruckende Erlebnis Flughunde quer durch die eigentlich toll und wirklich sehr tropisch gestaltete Halle fliegen zu sehen, so war davon jetzt leider keinerlei Spur mehr... Auch die Anzahl der frei umher fliegenden, tropischen Vögel machte auf mich im Vergleich zu vor einigen Jahren einen ziemlich dezimierten Eindruck.
Das Riff-Becken mit seinen bunten Korallen und Fischen.
Aber immer noch genug Vögel für einen sogenannten Glücksmoment. Warum Glücksmoment? Nun, bei den gefühlt zwölfeinhalb herumfliegenden Vögeln vollbrachte es doch zumindest einer, mir auf die Hand zu kacken! Damit war der Stimmungsschalter endgültig bei mir umgelegt... Aber meine Lütte hatte ihren Spaß damit! Man soll ja auch immer das Positive sehen.So verließen wir reichlich enttäuscht nach gut zweieinhalb Stunden die für mich entweihte Halle des Tropenaquariums und brauchen da sobald auch nicht freiwillig wieder hin!
Ich weiß, dass die 28 Euro angesichts der bestehenden Unterhaltskosten des Tropenaquariums nur ein kleiner Kostenbeitrag sind und der Eintritt damit auch nicht zu teuer! Aber, wenn ich mir vor Augen halte, was meine Lütte und ich mit den 28 Euro auch hätten machen können oder – um es ganz klar zu sagen – zukünftig machen werden, dann geht das für das Tropenaquarium mit Sicherheit nicht positiv aus!
Macht euch gern euer eigenes Bild. Meine Lütte und ich haben nun ein ziemlich betoniertes...
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Über mich
Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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