Letzter Vorhang?
Freitag, 15. Februar 2019
Kino S1 • E4
Lüneburg
Lesedauer: 3 Minuten
Wie ich in meinem gestrigen Post angekündigt hatte, soll es natürlich auch noch einen Post zum Kinobesuch vorgestern geben. So ging es vorgestern mit Denise ins Lüneburger Scala, um uns ein weiteres Meisterwerk von und mit Clint Eastwood anzuschauen. Dabei sollte schon nach den ersten Szenen die Frage für mich im Raum stehen, ob dies evtl. sein letzter Auftritt vor der Kamera sein wird?Aber zunächst zum Film The Mule und seinem Inhalt. In diesem ist die in dem New York Times Artikel The Sinaloa Cartel's 90-Year Old Drug Mule beschriebene Geschichte von Leo Sharp verfilmt. Dabei handelte es sich um einen 90-jährigen Weltkriegsveteranen und passionierten Lilienzüchter, der über mehr als ein Jahrzehnt Drogen für das bekannte Sinaloa Kartell transportierte.
Im Film selber verkörpert dann Clint Eastwood als Earl Stone diese Rolle. Dabei hält sich der Film aber nicht in Gänze an die historischen Tatsachen, dies aber nur, um noch eine moralische Aussage treffen zu können.
Earl, mehrfach ausgezeichneter Lilienzüchter, gerät am Anfang des Films aufgrund des immer stärker werdenden Internetgeschäfts mit seiner Lilienfarm in finanzielle Not, so dass er gezwungen ist, diese im hohen Alter noch aufzugeben. Gleichzeitig wird am Anfang des Films sehr deutlich gezeigt, dass er eigentlich immer nur für seine Lilien gelebt hat und seine Familie dabei sträflich vernachlässigt hat. So kränkte er bspw. seine Tochter nachhaltig, weil er lieber nach einer Preisverleihung an der Bar mit Gleichgesinnten trank, anstatt seine Tochter vor den Altar zu führen.
Vor dem Nichts stehend und diesen Fehler realisierend will er zumindest zur Hochzeitsfeier seiner ihn über alles liebenden Enkelin erscheinen, wird dort aber von seiner Familie direkt gedisst. Nur ein Freund des Bräutigams spricht aus Mitgefühl noch mal mit ihm und findet dabei heraus, dass Earl jahrzehntelang seine Lilien in den ganzen USA ausgefahren hatte und dabei nie auch nur einen Strafzettel bekommen hatte. So einer ist doch wie gemacht als Mule, wie die Drogenkuriere in den Kartellen genannt werden, denkt dieser und stellt einen Kontakt her, der das Leben Earls und seines Umfeldes nachhaltig beeinflussen wird, denn er fängt an für das besagte Kartell Drogen von A nach B zu fahren und mit dem verdienten Geld gute Dinge in seinem Umfeld zu ermöglichen.
Bei diesen Fahrten entgeht er immer wieder geschickt den schon auf ihn aufmerksam gewordenen Fahndern der DEA, weil er eben nicht die direkten Routen fährt. Die Geschichte entwickelt sich von Tour zu Tour weiter und spitzt sich letztlich fatal zu.
Am Ende weicht der Film dann wie angekündigt von den wahren Begebenheiten ab. Earl will alles wieder gut machen und der Film bekommt einen starken moralischen Touch. Aber nicht triefend!
Von mir eigentlich nur eine durchschnittliche Wertung und damit nur eine bedingte Kinoempfehlung. Aber eine Tatsache könnte diesen Film doch für den Einen oder Anderen noch zum Pflichtkinogang machen und das ist der altersbedingte Zustand von Clint Eastwood. Mir fehlt der Vergleich zu seinem Auftreten im echten Leben aber er machte im Film einen extrem klapperigen Eindruck auf mich. War das nur gespielt oder entspricht das dem echten körperlichen Zustand dieses mittlerweile fast 89 Jahre alten Charakterdarstellers? Ist dieses Werk evtl. sein letzter Vorhang? Ich weiß es nicht, aber der Anblick hat einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen!
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