International Ocean Film Tour 2024
Donnerstag, 08. August 2024
Kino S6 • E1
Lüneburg
Quelle: https://de.oceanfilmtour.com/de/media-hub
Lesedauer: 8 Minuten
Nachdem ich schon einige Male als Zuschauer bei der European Outdoor Film Tour (EOFT) war, wagte ich mich nun zu einem Pendant, dass sich nur Filme beinhaltet, deren Storyline maßgeblich in einem Gewässer spielt.Dafür fuhr ich nun also an einem Freitagabend nach Lüneburg in den Hörsaal 2 der Leuphana Universität Lüneburg, um der zehnten International Ocean Film Tour als Zuschauer beizuwohnen.
Welche Filme auf der zehnten International Ocean Film Tour gezeigt wurden, wie diese Filme für meinen Geschmack waren und ob sich der Besuch insgesamt gelohnt hat, möchte ich in diesem Beitrag mit dir teilen.
Dazu werde ich zunächst die gezeigten Filme kurz beschreiben und bewerten, bevor ich zum Fazit der gesamten Veranstaltung komme.
Film 1: Older than trees
Quelle: https://de.oceanfilmtour.com/de/media-hub
© Save Our Seas Foundation
James Lea, ein Meeresbiologe mit 20 Jahren Forschungserfahrung, hat in dieser vergleichsweise kurzen Zeit im Zuge eines Forschungsprojektes selbst einen dramatischen Rückgang der Populationen von Seidenhaien miterleben müssen.
Die übermäßige Jagd auf Haie, deren Flossen gerade in Asien für allerlei Heilmittelchen genutzt werden, hat zu einem drastischen Rückgang ihrer Bestände geführt und eine Erholung scheint derzeit kaum möglich. Können wir dieser Entwicklung entgegenwirken und wenn ja wie?
Diese Frage treibt James Lea seit Jahren an. Sein Ziel ist es, die Funktionsweise gesunder Ökosysteme zu erforschen und geeignete Meeresgebiete als Schutzzonen auszuweisen, damit die Tierwelt sich erholen und der Ozean wieder ins Gleichgewicht kommen kann.
In Older than trees berichtet er über seine Forschung, seine alarmierenden Beobachtungen und seinen Erfolgen bei der Einrichtung von Meeresschutzgebieten, den sogenannten Hope Spots.
Der Film zeigt, wie engagierte Forscher zum Naturschutz erfolgreich beitragen und macht Mut, dass es noch nicht zu spät für eine Wende bzgl. des menschlichen Raubbaus in den Ozeanen ist. Ein wichtiges Thema, das auch gut dargestellt wird. Mich konnte der Film aber nicht sonderlich begeistern, da er nur über wenige wirklich beeindruckende Filmaufnahmen aus dem Ozean verfügt.
Film 2: Ice Mermaid
Quelle: https://de.oceanfilmtour.com/de/media-hub
© Dan McComb & Melissa Kegler
Das Schwimmen in Wasser mit Temperaturen unter fünf Grad Celsius ohne Neoprenanzug, stellt eine extreme physische Herausforderung dar. Melissa hat sich jahrelang auf diese sportliche Prüfung vorbereitet.
Mit einem Körper, der nicht dem stereotypisch-athletischen Ideal entspricht, ist der Rekord für sie überraschender Weise sogar noch erreichbarer als für viele andere Sportlerinnen und Sportler.
Der Film Ice Mermaid erzählt nun die fesselnde Geschichte von Melissas Rekordversuch und dem Weg dorthin.
Ich bin ganz ehrlich. Im Vorwege habe ich diesen Film für mich als den wahrscheinlich am wenigsten attraktiven Film bewertet. Beim Gucken kam es aber zu einer absoluten 180-Grad-Wende meiner Einschätzung.
Der Film überzeugte mich durch den Witz, den vorwiegend die Hauptdarstellerin Melissa Kegler einbringt. Aber auch ohne den Witz der Hauptdarstellerin gelingt es den Filmemachern, mit viel Ironie und Witz in der Gegenüberstellung von Erzählung und Filmaufnahmen einen Zuschauer wie mich zu begeistern.
Film 3: The return to Antarctica
Quelle: https://de.oceanfilmtour.com/de/media-hub
© Sea Shepherd
Diesmal wurde durch ihre Aktion weit verbreitete Überfischung von Krill in der Antarktis thematisiert. Diese winzigen Krebstiere, nur wenige Zentimeter groß, sind die Hauptnahrungsquelle für Wale, Pinguine, Robben und Seevögel. Darüber hinaus tragen ihre Ausscheidungen zur Bindung riesiger Mengen an Kohlendioxid bei.
Aktuell bedroht die industrielle Fischerei durch das exzessive Abfischen von Krill das gesamte Ökosystem der Antarktis. Und man mag es kaum glauben aber all das passiert aktuell noch völlig legal.
Aus diesem Grund will das Team von Sea Shepherd Global, angeführt von Kapitän Peter Hammarstedt und seinem Kollegen Alistair Allan von der australischen Bob Brown-Foundation, mit ihrer im Film The return to Antarctica dargestellten neuesten Aktion genau auf diese Problematik aufmerksam machen und im besten Fall die industrielle Krillfischerei in die Schranken weisen.
Ein Film, der unterhielt, nicht nur mich thematisch überraschte und voller erdrückender Wirklichkeit ist. Gleichzeitig aber auch ein Film, den ich als absoluten Werbefilm und Spendentrommel für Sea Shepherd empfand. Kurz, ein Film, der für mich in solch einer Film Tour nichts zu suchen hat!
Film 4: Born to surf
Quelle: https://de.oceanfilmtour.com/de/media-hub
© Jaco Wolmarans
Doch fragt er sich, ob da noch mehr geht? Und so wollte er es im Alter von 51 Jahren noch einmal wissen und setzte sich ein neues Ziel. Er wollte einen schier unglaublichen, neuen Speed-Weltrekord aufstellen.
In Born to windsurf begleitet ihn der Zuschauer nun nach Namibia, wo er bei der Lüderitz Speed Challenge versuchen wollte, die 100 km/h-Marke auf dem Surfbrett zu knacken. Doch das tat er nicht alleine, denn inzwischen tritt auch sein Sohn Liam, der als Junior World Champion im Begriff ist, in die sportlichen Fußstapfen seines Vaters zu treten, auf Weltklasse-Niveau mit an.
Auf diesen Film hatte ich mich von Anfang an am meisten gefreut. Kein Wunder, habe ich Bjørn Dunkerbeck auf diversen Partys beim Surf World Cup auf Sylt um die Jahrtausendwende oberflächlich kennenlernen dürfen. Für mich ein beneidenswertes Tier von Sportler. Und so kann ich diesen Film glaube ich nicht wirklich objektiv bewerten.
Dennooch. Der Film lebt von vielen Sprüngen in die Vergangenheit, um auch die Zuschauer abholen zu können, die ihn nicht kennen. Der Film zeigt ihn als liebenden Vater, der seine Kinder bei der Erreichung ihrer Ziele bestmöglich unterstützt.
Beim Wettbewerb hört das aber auf und so dürfen wir als Zuschauer in diesem Film voller Spannung dabei sein, wie sowohl sein Sohn, als auch der doch erstaunlich rund gewordene Musterathlet ihre Rekordversuche bei der Speed Challenge unternehmen.
Film 5: Havanna Libre
Quelle: https://de.oceanfilmtour.com/de/media-hub
© Seth Brown
Surfkultur existiert hier nur hinter verschlossenen Türen, offizielle Wettkämpfe sind unmöglich. Ausgerechnet in Kuba, einem Land, in dem der Sport und insbesondere olympische Disziplinen einen hohen Stellenwert haben, wird Surfen von staatlicher Seite nicht als Sportart anerkannt.
In Havanna Libre begleitet man Frank und Yaya seit 2016 über mehrere Jahre und gewinnt tiefe Einblicke in die illegale Subkultur der Surferinnen und Surfer in Kuba. Der Film zeigt, wie sich die beiden selbst nach der Öffnung Kubas für die Legalisierung ihres Sports einsetzen, wie groß ihr Wunsch nach mehr Freiheit ist und mit welchen Schwierigkeiten die junge Generation dort zu kämpfen hat.
Dieser Film war für mich absolut eine Enttäuschung. Für mich bestand nicht wirklich ein roter Faden im Verlauf des Films. Immer wieder wurde auf erbärmliche Art und Weise versucht, Spannung aufzubauen. Am Ende ein für mich eher langweiliger Surffilm ohne tolle Surfaufnahmen.
Fazit
Dazu empfand ich zwei der fünf Filme wirklich als langweilig, wenn nicht schon extrem langweilig und nicht so wirklich gut produziert. Dann war da noch der verfilmte Spendenaufruf von Sea Shepherd, für den ich zwar Verständnis habe, der mich aber doch massiv abgeturned hat! Letztlich waren da also nur zwei Filme, die mich wirklich begeistern konnten.
Für mich waren also sowohl die Location als auch die Filmauswahl eher mau und das vor dem Kostenbeitrag von 24 €. So fällt meine Beurteilung dann mit gönnerischen 3 Punkten doch eher schlecht aus. Trotzdem würde ich der 11. International Ocean Film Tour aber eine Chance geben. Dann aber ganz sicher in einem Kino und nicht in einem Hörsaal.
Ähnliche Beiträge
Über mich
Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
Serien