G.O.A.T. oder Tot
Donnerstag, 23. Mai 2019
Kino S1 • E13
Über Russland
Lesedauer: 3 Minuten
Seht ihr manchmal Kinowerbung von für euch grundsätzlich eher uninteressanten Nischenfilmen und seid von jetzt auf gleich Feuer und Flamme für diesen Film, wollt ihn am liebsten direkt sehen? Mir ging es vor vielen Monaten so, als ich den Trailer zu einem Kletterfilm im Scala sah.Mich hat der Teaser direkt in seinen Bann gezogen. Der Film spielt im wunderschönen Yosemite National Park und es schien um einen wagemutigen Kletterer zu gehen. Das ganze dann nicht als Spielfilm, sondern als Dokumentation. Ich war angefixt! Da es sich aber um eine Dokumentation für National Geographic handelte, beschloss ich zu warten, bis diese Online verfügbar ist.
Nun spielte mir aber Väterchen Zufall in die Karten. Auf dem Flug von Frankfurt nach Hồ-Chí-Minh-City fand ich im Bord-Unterhaltungssystem genau den Film, auf den ich vor Monaten so interessiert reagierte. Nach dem Abendessen war es dann soweit. Ich ließ mir noch was leckeres zu Trinken und zu Knabbern bringen und dann hieß es Vorhang auf für Free Solo.
In dem Film geht es um die Realisierung des Lebenstraumes von Extremkletterer Alex Honnold. Extremkletterer ist er, weil er es vorzieht ohne Sicherungsleinen, eben Free Solo, zu klettern. Vor Jahren hatte er bereits durch die Free Solo Besteigung des Half Domes im Yosemite National Park für überhaupt kein Aufsehen gesorgt. Für keine Aufesehen gesorgt? Ja, weil niemand mitbekommen hatte, dass er ohne Sicherung da hoch ist. Dafür wurde er aber auf seinem Rückweg von ihm auf dem Wanderweg entgegen kommenden Wanderern darauf angesprochen, wie gefährlich es doch sei, den Wanderweg Barfuß zu bestreiten. Lol!
Aber was war nun sein Traum? Sein Traum war es schon seit so vielen Jahren den El Capitan, eine 1000 Meter hohe, fast senkrecht aufsteigende Felswand ohne jegliche Sichgerung zu besteigen. Den Anti-Kletterern ist El Capitan wahrscheinlich durch die Yosemite Falls bekannt, denn auf den meisten Fotos der Wasserfälle ist auch diese Felswand zu sehen.
Im Zuge des Films durchlebt man mit Alex, seiner Freundin und seinem Team die Ausarbeitung und Vorbereitung der finalen Route, das aber noch unter Sicherung. Vorbereitung? Ja, er ist teilweise mit einer kleinen Stahlbürste in der Hosentasche geklettert, um einige klitzekleine Vorsprünge so aufzurauen, dass seine Fingerkuppen, ja wirklich nur seine Fingerkuppen, daran für ihn ausreichend halt finden!
Er lernt seine einzelnen Schritte, Griffe und mutmachenden Kommandos, wie „Trau dem kleinen Vorsprung mit dem rechten Fuß“ auswendig und durchläuft diese immer und immer wieder in der Theorie, wie man es z.B. von Bobfahrern durchaus kennt.
Ich möchte über den Film nicht zu viel berichten! Free Solo ist meiner Meinung nach jeden Cent für einen Kinobesuch wert und das nicht nur, weil er bei den Oscars 2019 den Preis für die beste Dokumentation gewonnen hat.
Für mich besticht der Film durch viele Dinge. Am offensichtlichsten sind dabei sicherlich die unglaublich tollen Naturaufnahmen. Das dann gepaart mit einer unglaublichen Spannungskurve und das obwohl man ja im Vorwege schon weiß, dass er den Aufstieg schaffen wird!
Der Film verfügt aber auch über viele spontan lustige Passagen. So trifft er bei seinem Free Solo am El Capitan auf einen verdutzten Kletterer im Einhorn-Kostüm.
Aber es ist nicht nur eine enorme mentale Leistung von ihm. Auch seine Freundin und sein Team durchlaufen mental die Hölle. So spricht das Team immer wieder über ihre Sorgen, Augenzeugen seines Todessturzes zu werden. Sie drehen sich an den gefährlichsten Stellen sogar ab und prüfen nur immer mal, ob er noch an der Wand ist.
Von mir auf jeden Fall eine klare Empfehlung! Als nächster Kinofilm ist dann auf jeden Fall die Reisedokumentation Reiss aus dran. Ob die genauso gut war, erfahrt ihr dann sicherlich wieder hier.
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Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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