Führung und Manipulation
Donnerstag, 19. Oktober 2023
Business S4 • E5
Escheburg
Quelle: Karolina Grabowska auf Pixabay
Lesedauer: 7 Minuten
Führungskräfte tragen eine enorme Verantwortung für den Erfolg ihres Teams oder ihrer Organisation. Und nicht nur das. Sie tragen im Arbeitsumfeld auch die Verantwortung für die seelische Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Doch diese Verantwortung geht oft mit einem moralischen Dilemma einher.Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist: Sollte ich als Führungskräfte manipulieren und wenn ja, unter welchen Umständen?
In diesem Beitrag erfährst du, was Manipulation im Gegensatz zu Beeinflussung ist und wann deren Nutzung problematisch werden kann. Erfahre welche drei Kriterien dich als Führungskraft leiten können, um auf der ethisch vertretbaren Seite zu bleiben.
Als ich begann, mich mit dem Thema Führungskräfte und Manipulation zu beschäftigen, fand ich einen Blogpost eines Darmstädter Beratungsunternehmens zu Manipulationstechniken, der mit genau dieser Frage ins Thema einstieg, nur um die Frage unbeantwortet zu lassen.
Ich habe selbst lange davon gesprochen, dass ich als Führungskraft meine Mitarbeiter manipuliere. Das änderte sich, nach den Recherchen zu diesem Beitrag. Heute benutze ich ein anderes Wort.
Doch fangen wir Vorne an. Was ist eigentlich Manipulation?
Die düstere Seite der Führung - Manipulation
Manipulation, in ihren verschiedenen Formen, kann ein Werkzeug sein, das von einigen Führungskräften verwendet wird, um Ergebnisse zu erzielen. Es kann die Form von Täuschung, Druckausübung oder Ausnutzung von Schwächen annehmen.Ob es darum geht, Mitarbeiter zu mehr Leistung zu bewegen, Investoren zu überzeugen oder interne Machtkämpfe zu gewinnen. Manipulation tritt in der Führung auf! Doch was ist Manipulation eigentlich?
Manipulation ist ein Begriff, der eine breite Palette von Verhaltensweisen und Techniken beschreibt, bei denen eine Person versucht, andere in irgendeiner Weise zu beeinflussen, oft ohne deren Wissen oder Zustimmung.
Dies geschieht in der Regel mit dem Ziel, die Handlungen oder Entscheidungen der anderen Person in eine gewünschte Richtung zu lenken. Manipulation kann auf verschiedene Arten auftreten und umfasst Täuschung, List, Druckausübung, psychologische Tricks und andere Methoden.
Hier sind einige Schlüsselmerkmale, die Manipulation definieren:
- Täuschung
Manipulation beinhaltet oft die Verwendung von Täuschung oder Unwahrheiten, um andere zu täuschen oder in die Irre zu führen. - Verborgene Absichten
Manipulative Personen haben oft versteckte Absichten oder eigennützige Motive, die sie vor anderen verbergen. - Ausnutzung
Manipulation kann die Ausnutzung von Schwächen oder Unsicherheiten anderer Menschen beinhalten. - Kontrolle
Das Hauptziel der Manipulation ist es, die Kontrolle über die Handlungen, Entscheidungen oder Gedanken anderer zu erlangen. - Mangel an Zustimmung
Manipulation erfolgt oft ohne die ausdrückliche Zustimmung oder das Wissen der manipulierten Person. - Negative Auswirkungen
Manipulation kann dazu führen, dass die manipulierte Person zu ihrem eigenen Nachteil handelt oder in einer Weise beeinflusst wird, die gegen ihre Interessen verstößt.
Die Grauzone - Manipulation oder Beeinflussung?
Die Unterscheidung zwischen Manipulation und Beeinflussung ist nicht immer klar. Während Beeinflussung oft als legitimes Führungsinstrument angesehen wird, kann sie in den Augen einiger in Manipulation umschlagen, wenn sie unethisch oder aus eigenem Nutzen eingesetzt wird.Daher ist es entscheidend, zwischen ethischer Beeinflussung und unethischer Manipulation zu unterscheiden. Doch was ist Beeinflussung nun im Gegensatz zu Manipulation?
Beeinflussung bezieht sich auf den Prozess, bei dem eine Person versucht, das Denken, die Meinungen, die Entscheidungen oder das Verhalten einer anderen Person in irgendeiner Weise zu verändern oder zu lenken Das klingt jetzt noch nicht wirklich anders.
Aber im Gegensatz zur Manipulation erfolgt Beeinflussung nicht notwendigerweise in betrügerischer oder täuschender Absicht. Sie kann auf offene und ehrliche Weise erfolgen und in vielen sozialen, beruflichen und zwischenmenschlichen Kontexten auftreten.
Hier sind einige Schlüsselmerkmale, die Beeinflussung definieren:
- Offenheit und Ehrlichkeit
Beeinflussung kann auf offene und ehrliche Weise stattfinden, bei der die Ziele und Absichten klar kommuniziert werden. - Zustimmung
In der Regel geschieht Beeinflussung mit Zustimmung oder zumindest ohne den Einsatz von Täuschung oder Zwang. - Gemeinsames Interesse
Beeinflussung kann auf gemeinsamen Zielen oder Interessen basieren und dazu dienen, eine Win-Win-Situation zu schaffen. - Positiver Einfluss
Beeinflussung kann dazu verwendet werden, positive Veränderungen zu fördern, wie zum Beispiel die Motivation einer Person zur Selbstverbesserung oder zur Erreichung ihrer Ziele. - Ethik
Ethische Beeinflussung zielt darauf ab, Menschen in Richtung ethisch vertretbarer Entscheidungen und Handlungen zu lenken.
Wichtig ist jedoch, dass Beeinflussung in einer respektvollen und ethischen Weise erfolgt, bei der die Interessen und Rechte der betroffenen Personen respektiert werden.
Wann wird Manipulation problematisch?
Die Frage, ob und wann Führungskräfte manipulieren, hängt von verschiedenen Faktoren ab:- Intention
Die Absicht hinter den Handlungen einer Führungskraft ist entscheidend. Wenn Manipulation zum Wohl des Teams oder der Organisation eingesetzt wird, könnte sie als gerechtfertigt angesehen werden. Wenn sie jedoch dazu dient, persönliche Gewinne zu erzielen oder anderen zu schaden, ist sie unethisch. - Langfristige Auswirkungen
Manipulation kann kurzfristige Gewinne erzielen, aber langfristig das Vertrauen und die moralische Integrität schädigen. Führungskräfte sollten die langfristigen Auswirkungen ihrer Handlungen berücksichtigen. - Transparenz
Führungskräfte sollten transparent über ihre Absichten und Methoden sein. Wenn sie ihre Manipulationen verbergen oder täuschen, deutet dies auf unethisches Verhalten hin.
Aus meiner Sicht sind gerade die ersten beiden Punkte von extrem hoher Bedeutung, ob man als Führungskraft manipuliert oder beeinflusst.
Den dritten Punkt empfinde ich als wichtig. Aber als Führungskraft muss man sich gerade bei schwierigen Fällen wie z.B. toxischen Mitarbeitern nicht zwangsläufig in die Karten schauen lassen, so lange die Intention für alle anderen Mitarbeiter und die Organisation positive Folgen hat. Das rechtfertigt für mich aber trotzdem keine Form des Bossings!
Fazit
Die ethische Dimension der Führung ist von entscheidender Bedeutung. Führungskräfte sollten sich bewusst sein, dass ihre Entscheidungen und Handlungen nicht nur ihre eigene Reputation, sondern auch das Wohl ihrer Mitarbeiter und der Organisation beeinflussen.In zwischenmenschlichen Beziehungen und insbesondere in Führungspositionen ist es ratsam, auf transparente und ethische Kommunikation zu setzen, um Vertrauen und Respekt aufzubauen, anstatt auf manipulative Taktiken zurückzugreifen.
Ethik sollte ein Leitprinzip sein, um sicherzustellen, dass Beeinflussung und Führung im Einklang mit den Werten und Zielen der Organisation stehen.
Insgesamt gibt es meinen Recherchen nach leider keinen klaren Konsens darüber, ob und wann Führungskräfte manipulieren sollten. Es ist eine komplizierte Frage, die von vielen Faktoren abhängt.
Dennoch sollte aus meiner Sicht die ethische Verantwortung in der Führung immer im Vordergrund stehen, um sicherzustellen, dass Manipulation - wenn überhaupt - nur als allerletztes Mittel und im besten Interesse aller eingesetzt wird!
Hast du Erfahrungen mit den Begrifflichkeiten und dem schmalen Grad zwischen Manipulation und Beeinflussung? Was denkst du zur Frage, ob Führungskräfte manipulieren können sollten und dazu Manipulationstechniken kennen sollten? Dann freue ich mich über deine Nachricht oder dein Feedback zu diesem Post.
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Über mich
Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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