Frohe Corona-Weihnachten

Donnerstag, 24. Dezember 2020
Serie Privat S2 • E11
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Lesedauer: 3 Minuten

Meinen Weihnachts-Post 2017 begann ich mit dem Satz Stellt euch vor, es ist Weihnachten und keiner geht hin?! Damals nervte mich das Gedränge und die totale Kommerzialisierung der Weihnachtszeit und ich wünschte mir regelrecht das zur-Ruhe-kommen an den besinnlichen Weihnachtstagen.

Tja, das war 2017. Ein Jahr, in dem für unser Empfinden eigentlich alles total normal war. Ein Jahr ohne Corona-Pandemie. Ein Jahr ohne etwa 30.000 festgestellte Covid-19-Infektionen und etwa 800 Covid-19-Tote pro Tag!

Heute wäre es eigentlich wieder soweit. Kinderherzen pochen wie verrückt, weil der Weihnachtsmann mit Sack und Rute plötzlich im Wohnzimmer stehen könnte und dann das vorher so mühsam auswendig gelernte Weihnachtsgedicht auch ohne Stocken abgespult werden muss.

Trotz des Einkaufsstresses in den letzten Tagen vor Weihnachten hätten viele Familien in einem normalen Jahr nun eine positive Stimmung und vor allem Vorfreude auf das gemeinsame Beisammensein im Familienkreis aufgebaut.

Aber in 2020 ist alles anders. 2020 ist das Corona-Jahr. Da heißt es Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren und vor allem Abstand zu halten. Da heißt es die Gefährdeten – seien es die über 80-Jährigen oder die stark Vorerkrankten – zu schützen. Ob da der Weihnachtsmann überhaupt kommt?

Der aktuelle amerikanische Vizepräsident Mike Pence hat einem besorgten Jungen ja versucht, alle Sorgen zu nehmen, dass der Weihachtsmann dieses Jahr nicht kommen könne. Er sei ja höchst persönlich zum Weihnachtsmann geflogen und haben diesen geimpft. Glaubt der eigentlich, dass der Junge total bescheuert ist? Impfungen müssen doch von medizinischem Fachpersonal vorgenommen werden...

Für mich gilt zu diesen Corona-Weihnachten auf jeden Fall der englische Spruch Better be careful than sorry! Ich habe bis kurz vor Weihnachten nicht vermeidbaren Kontakt mit Krankengymnasten und natürlich mit meiner Lütten, die aber kaum Kontakteinschränkungen unterliegt.

Wie sagte die Kanzlerin so schön Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge! Aber es geht ja auch nicht nur darum, die Gefährdeten im eigenen Umfeld zu schützen. Es geht auch darum, die vielen Menschen im Gesundheitssystem dabei zu unterstützen, ihren Job noch durchstehen zu können. Auch hier sagte unsere Kanzlerin einen schönen Satz. Wer unnötige Begegnungen vermeidet, hilft allen, die sich in den Krankenhäusern um täglich mehr Fälle kümmern müssen.

Und so wird Weihnachten 2020 in meinem Falle Remote stattfinden. Ich lasse bezüglich meiner über 80 Jahre alten Eltern lieber Vorsicht walten und freue mich dann wieder auf ein familiäres Weihnachtsfest in 2021. Und ich möchte auch dazu beitragen, dass Ärzte nicht die Triage anwenden müssen, also entscheiden, bei welchem Patienten man zumindest noch versucht, das Leben zu retten und welchen Patienten man schmerzfrei sterben lässt.

Ich hoffe für uns als Gesellschaft, dass ihr für euch eine Risikoabwägung vorgenommen habt und ihr euch gut überlegt habt, welche Tragweite euer Verhalten für die ohnehin schon psychisch belastende Arbeit von Intensivmedizinern und -pflegern haben könnte. Ich wünsche euch aber auch, dass ihr für eure Lieben genau dieses eine, goldrichtige Geschenk im Weihnachtsmann-Ersatz-Sack – auch Paket genannt – habt.

Ich hoffe für euch, dass ihr diese einzigartigen, noch nie da gewesenen Weihnachtstage auf andere Art und Weise genießen könnt und vor allem, dass ihr am Anfang des neuen Jahres das letztlich wenig überlegte Zusammenkommen mit der ganzen Familie an Weihnachten nicht bereut! Eines ist wohl sicher, in Erinnerung bleiben wird uns dieses Weihnachten so oder so. Ob man alleine gefeiert hat oder ob man ein paar Wochen später ein Familienmitgleid zu Grabe getragen hat.

Ich wünsche euch trotz der so andersartigen Situation friedliche, liebevolle Weihnachten und hoffe, dass ihr an den Tagen einen kurzen Moment findet, in dem ihr in euch gehen könnt und seht, wie gut es uns trotz all der Einschränkungen trotzdem noch geht.

Frohe Weihnachten!


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