Eyeliner oder Dreamliner
Mittwoch, 09. Oktober 2019
Việt Nam S4 • E5
Hồ-Chí-Minh-City
Schwarz umrandete Cockpitfenster hat ausschließlich der Airbus A350.
Quelle: https://www.airbus.com/newsroom/press-releases/fr/2015/06/vietnam-airlines-becomes-world-s-second-operator-of-the-a350-xwb.html
Quelle: https://www.airbus.com/newsroom/press-releases/fr/2015/06/vietnam-airlines-becomes-world-s-second-operator-of-the-a350-xwb.html
Lesedauer: 4 Minuten
Etwa drei Tage vor meinem letzten Flug von Hồ-Chí-Minh-City zurück in die Heimat nach Frankfurt bekam ich von Vietnam Airlines eine Info über eine Änderung im Zuge meines Rückfluges VN31. Darin fiel mir auf den ersten Blick keine Änderung auf.Als ich dann am Vorabend meiner Rückkehr den Online-Check in meinem Apartment vornahm, fiel mir dann bei der Prüfung nach einem mir ggf. lieberen Sitzplatz plötzlich eine andere Bestuhlung auf. Ein prüfender Blick in der Flugänderungsmeldung brachte dann den Grund hervor.
Vietnam Airlines hatte das für den Flug eingesetzte Luftfahrzeugmuster von der Boeing 787-900 Dreamliner auf einen Airbus A350-900 geändert. Ich war begeistert! Yeah, jetzt darf ich das modernste verfügbare Luftfahrzeug der Welt erleben!
Meine Erwartungen waren hoch. So hieß es bei Einführung des in Insiderkreisen liebevoll und in Anlehnung an den Dreamliner als Eyeliner bezeichneten Flugmusters doch, dass dieser noch leiser als der Gigant der Lüfte, der Airbus A380, sei. Ferner sei das Klima an Bord sehr viel besser als bei herkömmlichen Passagierflugzeugen und der XWB, also der Extra Wide Body, ließe den Passagieren 2,3 cm mehr seitlichen Platz im Stuhl.
Die Premium Economy Kabine im Airbus A350-900 von Vietnam Airlines.
Beim Boarding und erreichen der Premium Economy Class dann die Ernüchterung! Beim Anblick der acht schmalen und nicht der für mich gewohnten sieben breiten Sitze pro Reihe fragte ich mich schon, was da Premium Economy ist...?Noch bevor ich mich hinsetzte, schaute ich prüfend in die Economy Class und stellte fest, dass dort sogar neun Sitze pro Reihe installiert waren! Der Wahnsinn und eine Erfahrung, die ich auf einem 12-Stunden-Flug auf keinen Fall machen möchte.
Als ich mich dann hinsetzte der nächste What the Fuck-Moment. Nicht nur, dass die Sitze im Verhältnis zu denen im Dreamliner echt schmal waren, wo war die gewohnte Beinfreiheit hin? Mit einem kleinen Kopfkissen im Rücken hatte ich gerade noch 1-2 Zentimeter Luft zum Sitz des Vordermannes. Im Dreamliner sind das locker 10 Zentimeter!
Im weiteren Verlauf des Fluges musste ich dann auch feststellen, wie sehr ich das an der Mittelkonsole der Dreamliner-Sitze befestigte Mediacenter einem im Vordersitz befindlichen Mediacenter bevorzuge. Warum?
Die wunderschöne Tragfläche des Airbus A350 mit seinem markanten, rund geschwungenen Sharklet.
Das Mediacenter is viel zu weit weg. Ich hatte das Glück, niemanden im Sitz vor mir zu haben. Dadurch war toller Weise die Rückenlehne die ganze Zeit fast senkrecht. Als ich nun aber an meiner Rückenlehne die Schlummerposition eingenommen hatte, reichten meine langen Arme nicht mehr aus, um die Touch-Bedienung des Mediacenters zu übernehmen! Das hieß jedes Mal aufrichten oder die Fernbedienung aus der Armlehne friemeln... Geht anders und vor allem bequemer, wie der Dreamliner unter Beweis stellt.Wie immer und weltweit wahrscheinlich einzigartig durfte ich beim Start und der Landung in diesem Vietnam Airlines Luftfahrzeug meine Noise-Cancelation-Kopfhörer nicht tragen. Seltsam, höre ich mit den Kopfhörern die Durchsagen und Ansprachen der Stewardessen und Stewards doch viel besser... Das ermöglichte mir aber, den Soundcheck beim Start und der Landung zu machen. Der A350 ist noch viel leiser in der Kabine als der A380, so die Fachpresse. Am A****!
Unser in der SkyTeam Livery lackierte Airbus A350-900 von Vietnam Airlines nach der Landung in Frankfurt.
Während des Taxis war ich noch positiv überrascht. Als dann aber für den Start die Trent-Triebwerke auf Leistung gebracht wurden, dachte ich nur noch Ach du Schei***! Die Triebwerke nagelten in einer unangenehmen Frequenz und das auch noch ziemlich laut. Wesentlich lauter, als ich es vom Airbus A380 in Erinnerung hatte! Und wesentlich lauter als bei der Boeing 787 Dreamliner.Auch der akustische Vergleich im Landanflug ist aus meiner Sicht für den Airbus A350 im Vergleich zum Dreamliner klar negativ. Was war ich froh, meine Noise-Cancelation-Kopfhörer während des Fluges nutzen zu können. Die leisteten ganze Arbeit und machten den Flug so aus akustischer Sicht absolut erträglich.
Alles in allem ein weniger angenehmer Flug und wie ich nach Rückkehr nach Deutschland im Internet feststellen musste, hatten wir mit unserer Maschine wohl auch noch Glück, denn es gibt wohl auch Bestuhlungslayouts, bei denen in der Premium Economy ebenfalls neun Stühle pro Reihe installiert sind.
Links der Airbus A350 Eyeliner, rechts die Boeing 787 Dreamliner.
Einziger Unterschied zur Holzklasse ist dann wahrscheinlich nur die minimal größere Beinfreiheit und die Möglichkeit, den Sitz sechs Grad mehr zu neigen. Aber ist das den Aufpreis für einen Platz in der Premium Economy wert? Für mein Empfinden lautet die Antwort klar nein.Aber würde ich mich deshalb in die Holzklasse setzen? Auch ein klares nein, denn ich befürchte, einmal in der Holzklasse Platz genommen zu haben, für das Aussteigen aus dem Sitz herausoperiert werden zu müssen.
Mit Schrecken musste ich nun feststellen, dass auch die nächsten beiden Flüge nach Änderung und nach heutigem Stand durch die A350 ausgeführt werden. Bleibt zu hoffen, dass das jetzt nicht zur Regel wird, denn ich würde den Dreamliner nicht nur wegen der komfortableren Premium Economy Kabine jederzeit einem Eyeliner vorziehen!
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Über mich
Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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Ihr habt euch vielleicht gefragt, woher der Spitzname Eyeliner für den Airbus A350 kommt? Nun, wie auf dem ersten Bild deutlich zu sehen ist, haben Maschinen vom Typ Airbus A350 grundsätzlich eine schwarze durchgehende Umrandung der Cockpitfenster. Dies sieht aus jeglicher Frontalansicht aus wie Eyeliner und so entwickelte sich in Anlehnung an seinen Mitwettbewerber Dreamliner dieser Spitzname.