Endlich geschafft?
Dienstag, 24. August 2021
Covid-19 S3 • E2
Escheburg
Lesedauer: 3 Minuten
Am 19. März 2020 kehrte ich von meiner letzten Dienstreise nach Việt Nam zurück.Ich kehrte zurück in ein Land mit Hamsterkäufen und dementsprechend leeren Supermarktregalen. Ich kehrte zurück in ein Land, in dem kaum einer eine Maske trug, in dem keine Abstände zu anderen Menschen gehalten wurden.
Mich überkam am Frankfurter Flughafen ein schlechtes Gefühl! In Việt Nam war alles so anders. Irgendwie besser an die Situation angepasst. Sollte ich mich nun wirklich in einem so hoch entwickeltem Land wie dem unsrigen infizieren und das weil keiner die Lage brauchbar beurteilt oder danach handelt?
Wie das Ganze für mich ausgegangen ist, könnt ihr bei Interesse in den Posts meiner Covid-19-Serie lesen. Heute jedenfalls schließt sich für mich hoffentlich ein Kreis. Seit heute bin ich an einem vermeintlich sichereren Ufer und kann wieder mit weniger Aufwand und deutlich reduziertem Risiko am öffentlichen Leben teilnehmen. Ein toller Moment, in dem mir aber trotz allem nicht zum Feiern zumute ist. Warum?
Nun, bei meinen vietnamesischen Kollegen in Hồ Chí Minh City ist es nach fast eineinhalb Jahren der absoluten Pandemiekontrolle dank der Delta-Variante von SARS-CoV-2 und einer schlicht nicht zu kontrollierenden grünen Grenze nach Kambodscha letztlich doch zu einer Welle gekommen.
Und die Regierung greift augenscheinlich durch! Erst durfte man nicht mehr in die Büros, dann wurden einzelne Stadtteile abgeriegelt aber man durfte sich noch halbwegs frei in seinem eigenen, betroffenen Stadtteil bewegen.
Dann wurde diese Bewegungsfreiheit auf gute Gründe wie Einkäufe von Produkten des täglichen Lebens, Arztbesuche, Covid-19-Tests oder Impfungen eingeschränkt. Als nächste Stufe kam es in einzelnen Stadtteilen dazu, dass man nur noch zu festgelegten Zeiten mit einer Art Passierschein den guten Gründen nachkommen durfte.
Tja und trotz allem stieg die Zahl der Neuinfektionen pro Tag auf Werte von Durchschnittlich 10.000 gepaart mit etwa 300 Toten am Tag, weil das Gesundheitssystem seine Grenze erreicht hat. Bedauernswert, hatte die Impfkampagne doch gerade mit hohen Zahlen begonnen.
Typische Zusammenstellung einer aktuellen Nahrungsmittellieferung.
Nun gilt seit einigen Tagen in vielen Stadtteilen eine Ausgangssperre im Wuhan-Style. Kein selbständiges Einkaufen mehr! Das Militär versorgt nun die Bevölkerung in den betroffenen Stadtteilen der knapp 9 Millionen Einwohner zählenden Metropole.Der absolute Wahnsinn und unglaublich Fotos von den leeren Straßen dieser eigentlich zu jeder Tageszeit pulsierenden Stadt sehen zu müssen. Straßen, die sonst nur zu Tết Nguyên Đán ansatzweise so leer sind. Kaum nachzuvollziehen, was meine Kollegen da aktuell erleben und ertragen müssen und das sage ich als Jemand, der sich 6 Wochen in Quarantäne befand! Ich hatte zumindest noch meinen Garten...
Als einzig Positives empfinde ich in dieser Situation die Tatsache, dass die überwiegende Mehrzahl meiner Kollegen zumindest die erste Impfung mit AstraZeneca bereits hinter sich hat und die Jungs damit schon mal einen gewissen Schutz haben.
Bleibt zu hoffen, dass das alles gut geht und das auch bei uns! Denn eine Mutation in eine Richtung, die unsere Impfstoffe nicht abdecken und schon wird man auch bei uns den Vorhang wieder fallen lassen müssen! Selbstverantwortung fordert der Deutsche zwar, aber nur wenn sie ihm in die Karten spielt! Von daher stellt sich mir schon die Frage, habe ich es jetzt geschafft? Wird dies der letzte Post meiner Covid-19-Serie sein?
Also ich versuche weiterhin, mich klug zu verhalten und Dinge nur zu machen, wenn Risiko und Nutzen in einem guten Verhältnis stehen, denn auch mit Impfschutz gilt: Was gestern existenziell war, kann heute nicht schaden! It's not over yet...
Wie immer würde ich mich über Beiträge von dir und dein Feedback zu diesem Post sehr freuen.
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Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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