Elektrik-Instandsetzung Teil 2

Lesedauer: 4 Minuten

Nachdem der alte Kabelbaum, wie im ersten Post der Serie beschrieben, entfernt worden war und es nun kein Zurück mehr gab, galt es noch ein paar vorbereitende Tätigkeiten auszuführen.

Um den neuen Kabelbaum besser in das Mittelrohr ziehen zu können, führte ich einen 13mm starken Gartenschlauch durch. In diesem ließ ich die ersten Stecker des Kabelbaums verschwinden und umwickelte alles schön mit Isolierband, um einen im wahrsten Sinne des Wortes möglichst reibungslosen Durchzug des neuen Kabelbaums zu gewährleisten. Der Durchzug gelang nach guten vorbereitenden Tätigkeiten auch völlig problemlos!

Im Anschluss zog ich die vom Hauptstrang abzweigenden Kabel zum Motor, dem Bremslicht, dem Spannungsregler, der Fußbremse und den vorderen Blinkern durch. Auch das völlig problemlos.

Haarig wurde es dann aber am Lenker! Im Internet hatte ich den Tipp aufgegriffen, ein altes Rollladenband zum Durchziehen zu verwenden. Wenn die Kabelstecker nicht mit extrem großen Isolier-Abdeckungen versehen gewesen wären, wahrscheinlich auch ein guter Tipp. Wegen der Stecker bei mir einfach unpraktikabel. Ich improvisierte, indem ich den Lenkerkopf löste und etwas nach oben hoch zog, um so eine weitere „Wartungsluke“ zur Verfügung zu haben. So konnte ich die Stecker einzeln zunächst bis zu dieser Wartungsluke und dann letztlich bis zum Lenkerkopf durchziehen. Das war ein ganz schöner Kampf, den ich aber letztlich gewann und mir dann erst mal eine Pause gönnte, um für die Verkabelung einen klaren Kopf zu haben!

Nach der Pause fing ich dann an, die ganzen Stecker wieder aufzustecken. Eigentlich eine einfache Sache. Gerade jetzt, wo ich doch die Originalfarben der Kabel hatte... Tja, da hatte ich die Planung wohl ohne einen detaillierten Blick auf den Schaltplan im Lenkerkopf-Bereich gemacht! Mir rauchte mächtig der Kopf. Letztlich meisterte ich diese Herausforderung dank einiger guter Fotos aus dem Internet aber auch mit Bravur!

Als ich dann bei den letzten Steckern an der CDI und dem hinteren Kabelkästchen ankam dann mein persönlicher WTF-Moment! Da kauft man einen Kabelbaum, der als originalgetreu angepriesen wird und dann darf man buchstäblich beim letzten Kabel feststellen, dass der auf dem Kabel verbaute Kabelschuh für jede Vespa-CDI der Welt zu schmal ist! Ernsthaft? Ja!

Auf zum örtlichen Roller-Händler in Wentorf und einen entsprechenden Kabelschuh kaufen. Als der montiert war und alles inkl. der über die Geltendmachung der Garantie grunderneuerten Batterie angeschlossen war, dann der große Moment: Haut alles hin? Ich begann vorsichtig mit der Park-Schlüsselstellung und siehe da, das Licht brannte, wie es sollte.

Dann die Schlüsselstellung Fahrt. Geht die Hupe? Ja! Gehen die Blinker? Jein, links ja, rechts nein. Die Fehlersuche im Lenkerkopf brachte eine Lösung und siehe da, die Blinker auf beiden Seiten gingen. Dann die Königsdisziplin, der Motorstart. Würde alles funktionieren? Ich betätigte den Kickstarter und die Möhre sprang auf Anhieb an. Yes! Ich wählte Schlüsselstellung Aus und siehe da, der Motor ging aus. Strike!

Schlüsselstellung wieder auf Fahrt, Motor starten und schauen, was das Licht sagt. Nun ja, sagen wir mal, es ließ mich nicht ganz im Dunkeln. Für eine erfolgreiche TÜV-Abnahme aber entschieden zu wenig Lumen! Daraus entsteht nun weitere Arbeit. Darüber aber mehr in einem weiteren Post, wenn die Teile angekommen und der Einbau erfolgt ist!

Alles lief und ich musste nun nur noch die ganzen Kabel da verschwinden lassen, wo sie hingehörten. Dann machte es plötzlich ZUMP! und die Sicherung war raus. Ein Kurzschluss bei den Kabeln im hinteren Kabelkästchen. Toll! Hatte ich nicht beim Rückbau des alten Kabelbaums genau das geahnt? Naja, ich hoffte, die Kabel mit Schrumpfschläuchen sichern und isolieren zu können. Das klappte auch 1a, wäre mir da nicht noch ein Kabel abgebrochen. Damn it!

Nachdem ich meinen örtlichen Roller-Händler abermals aufgesucht und das Kabel mit einem neuen Kabelschuh versehen hatte, konnte ich dann alles wieder zusammenstecken. Aber eines war jetzt sicher: die Zündgrundplatte werde ich auch erneuern müssen...

Unterm Strich habe ich jetzt gut 75% der Elektrik meiner alten Vespa erneuert und damit eine gute Basis gelegt, um nach Einbau der weiteren Elektrik-Bauteile im Oktober durch den TÜV zu kommen. Und einen total positiven Seiteneffekt hat das Ganze noch. Es kommt für mich bei der Vespa-Technik mehr und mehr Licht ins Dunkel und ich fange langsam aber sicher an, mich in der Materie auszukennen! Und eines ist auch klar: Ich kann stolz auf mich sein! Nur wenige Vesparisti können von sich behaupten, einen Kabelbaum eigenhändig und unabhängig von einer Restaurierung eingezogen zu haben!

Wie es mit der Elektrik-Instandsetzung bei meiner Vespa weiter geht, könnt ihr dann wieder hier an gewohnter Stelle lesen. Also stay tuned!