Eine besondere Freundschaft
Freitag, 08. Februar 2019
Kino S1 • E3
Lüneburg
Lesedauer: 3 Minuten
Was für Filme haben in den letzten Jahren bei den Golden Globes und den Oscars abgesahnt. Da waren z.B. Shape of water oder Moonlight. Für mich alles extrem schwere Kost. Erging es euch dabei auch so?Umso skeptischer war ich, als ich Biene fragte, ob wir nicht den Film Green Book gucken wollen. Immerhin hat der Film schon drei Golden Globes gewonnen und ist für fünf Oscars nominiert. Geht das wieder nach hinten los?
Die Trailer waren für uns beide ziemlich überzeugend und so machten wir uns nun gestern Abend auf den Weg nach Lüneburg in unser Lieblingskino. Im Scala angekommen dann die Überraschung. Gähnende Leere. Da saß noch genau ein weiterer Zuschauer und es kam bis zum Ende des Films auch keiner mehr dazu. Hm, ist Donnerstag so ein schlechter Kinotag??
Wir fanden das nicht. Ok, es herrschte ein ziemliches Sauwetter. Aber so aus Lüneburg kann man dann doch gerade bei solch einem Wetter mal ins Kino gehen... Naja, jetzt aber zum eigentlich Wichtigen, dem Film und seiner Story.
Unglaublich aber wahr! The Negro Motorist Green Book, ein Reiseführer für afroamerikanische Autofahrer aus der Zeit zwischen 1936 und 1966, der dieser Bevölkerungsgruppe der USA in den Zeiten der Jim-Crow-Gesetze eine möglichst unkomplizierte Reise in ihrem Heimatland ermöglichte.
Diese ist schnell angeteasert. Ein afroamerikanischer Painist namens Dr. Don Shirley will mit seinem Trio eine Tournee durch die USA der 60er Jahre machen. Weil er sich der Rassensituation aufgrund der Jim-Crow-Gesetze bewusst ist, sucht er sich einen ganz besonderen Chauffeur. Diesen findet er in dem dauerklammen Tony Lip, einem Italoamerikaner, der sowohl mit Worten als auch mit seinen Händen überzeugen kann und damit quasi als Lebensversicherung für Dr. Shirley das pünktliche Erscheinen Dr. Shirelys an den Konzertbühnen sicherstellen muss.Die Unterschiede könnten dabei kaum größer sein. Da ist einerseits der sehr gebildete und piekfein auftretende Dr. Shirley und andererseits der rüpelhafte, pöbelnde und nicht sonderlich gebildete Toni Lip. Und genau aus diesen Gegensätzen entsteht im Zusammenhang mit den teilweise wirklich unglaublichen Diskriminierungen eine tolle Geschichte, die vom ersten Moment bis zum Ende sehr gut unterhält.
Ich darf nicht zu viel schreiben, da sonst echter Spoiler-Alarm besteht. Aber einen Satz gilt es doch zu erwähnen. Da sagt ein absolut frustrierter und emotional sichtlich angeschlagener Dr. Shirley einen Satz, auf den nicht mal der Dauerredner Tony Lip eine Antwort hat: Wenn ich nicht schwarz genug und nicht weiß genug bin, dann sag mir doch, Tony: Was bin ich? Wahre und sehr aktuelle Worte, die selbst heute noch für viele integrierte Migranten gelten!
Unterm Strich also ein klasse Film, für den ich eine absolute Empfehlung aussprechen will! Die beiden Hauptdarsteller Viggo Mortensen (Tony Lip) und Mahershala Ali (Dr. Don Shirley) spielen ihre Rollen wirklich hervorragend und so verdient der Film auch seinen Untertitel. Der Film ist kein Vergleich zu den oben genannten Filmen und so ist sowohl für Biene als auch für mich der Kinobesuch absolut lohnenswert und sehr unterhaltsam gewesen. Auch die geringe Zuschauerzahl war eher ein Vor- als ein Nachteil. Ich bin gespannt, ob für Green Book zu den drei Golden Globes nun auch noch ein paar Oscars dazukommen. Am 24. Februar 2019 werden wir es erfahren.
In der nächsten Woche geht es wahrscheinlich wieder ins Kino. Ob ich dann The Mule von und mit Clint Eastwood oder aber Der goldene Handschuh von Fatih Akin gucke, erfahrt ihr dann sicher wieder hier...
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