Ein Fest
Donnerstag, 15. Oktober 2020
Kino S2 • E13
Lüneburg
Lesedauer: 5 Minuten
Als Biene sich vor drei Wochen bei mir meldete und fragte, ob ich nicht den neuen Film von Christopher Nolan mit ihr schauen wollte, hab ich mich echt riesig gefreut. Corona-bedingt ist unser letzter Kinoabend elf Monate her!!Samstagabend machten wir uns nun also auf ins relativ leere Kino, in dem wirklich sehr gut und verantwortungsvoll auf die Hygieneregeln geachtet wurde und schauten uns mit Tenet eben genau diesen neuen Christopher Nolan-Film an und soviel kann ich schon mal sagen, es war ein cineastische Fest!
Normalerweise schreibe ich zu Filmen ja immer eine kleine Zusammenfassung, Das verbietet sich bei Filmen von Christopher Nolan aber absolut und wer beispielsweise Inception oder Interstellar gesehen hat, der wird mir dort sicherlich folgen können.
Filme von Christopher Nolan sind im Allgemeinen zumindest unter Kinoliebhabern bekannt dafür, dass sie schwer in der Magengrube oder besser gesagt im Hirn liegen. Es sind eigentlich immer Filme, die einem das Hirn an seine Leistungsgrenze bringen und es einem verdrehen.
Er ist der Mind-Fuck-Regisseur schlecht hin und bestens bekannt für Twists, die man normalerweise nicht vorhersehen kann. Daher muss man seine Filme eigentlich auch immer mindestens zwei Mal sehen und selbst dann besteht noch die Gefahr, diese nicht halbwegs durchdrungen zu haben.
Nolan Filme sind immer ein Geschenk für Cineasten und für mich fallen da immer Weihnachten und Geburtstag zusammen. Damit euch das auch so geht, werde ich heute erstmals versuchen, eine Filmkritik zu schreiben, die völlig ohne kleine Zusammenfassung auskommen muss und euch so den Spannungsbogen und vor allem ganz speziellen Spaß im Kino oder vor dem heimischen Fernseher nicht nimmt.
Daher beschränkt sich dieser Post zu Tenet auch auf eine Beschreibung, wie ich mich während bzw. nach dem Kinobesuch fühlte und was rein cineastisch für mich den Reiz an diesem Meisterwerk ausmacht.
Tenet generell ist zunächst einmal ein extrem temporeicher und spannender Thriller, der seine kompletten 150 Minuten durch absolut hochwertig und damit auch gut produziert ist.
Tenet besticht auch wieder durch tolle Bilder, die von einer unglaublich imposanten Tonkomposition untermalt werden. Eigentlich arbeitet Christopher Nolan ja immer mit Hans Zimmer, dem Meister der Filmmusik, zusammen. Da dieser aber schon gebucht war, schnappte sich Christopher Nolan das riesige Talent in Person von Ludwig Göransson und machte damit aus meiner Sicht alles andere als einen Fehlgriff!
Es ist definitiv ein Film, in dem man nicht mal schnell zur Toilette gehen darf, weil man sonst dem Film irgendwann nicht mehr folgen kann. Ich hatte auch immer wieder Momente, in denen ich am liebsten eine Fernbedienung in der Hand gehabt hätte, um die Pause-Taste zu drücken und die gerade aufgenommenen, visuellen wie auch akustischen Informationen erst ein Mal zu verarbeiten.
In diesen Aha-Situationen glaubte ich immer wieder, eine wichtige Szene wahrgenommen zu haben und deren Inhalt bzw. Aussage nun zunächst mit allem bisher gesehenen in Verbindung bringen zu wollen. Was würde das nun für Auswirkungen auf den weiteren Story-Verlauf haben?
Es gab immer wieder Szenen, die im ersten Moment irgendwie unnötig lang erschienen, weil in ihnen eine augenscheinlich überflüssige Informationsweitergabe an den Zuschauer stattfand. Später im Film, merkt man dann aber, dass das Sinn und Zweck hatte.
Aber Christopher Nolan wäre nicht der Meister des Brain-Fucks, wenn man nicht in diesem Moment, in dem alles Sinn zu machen scheint, nicht direkt noch etwas gezeigt oder ausgesprochen würde, das einem direkt aufzeigt, dass man eigentlich nichts verstanden hat. Großartig!
Tenet als Wort – und das wird euch sicherlich schon aufgefallen sein – ist ein Palindrom, kann also vorwärts wie rückwärts gelesen werden. Das Wort an sich kommt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie begreifen, steuern oder bewahren. Alles Worte, die in dem Film eine tiefgreifende Bedeutung haben.
Das Sator-Quadrat, vorwärts, wie rückwärts aber auch vertikal wie horizontal zu lesen.
Damit aber nicht genug, denn Tenet kommt als Wort auch im sogenannten Sator-Quadrat vor. Das wiederum ist ein lateinischer Satz in Form eines magischen Quadrates, den man vorwärts, wie rückwärts aber auch vertikal wie horizontal lesen kann. Er lautet SATOR AREPO TENET OPERA ROTAS. Und es wäre kein Christopher Nolan Film, wenn nicht jedes dieser fünf Worte in irgendeiner Form in diesem Film vorkommen würde.Wahnsinn, dieses bis ins kleinste Detail beispielsweise auch bei Namen geplante Drehbuch! Ein Film, der von Anfang an Handlung beinhaltet, die auf der Zeitachse vorwärts als auch rückwärts läuft. Stellt sich natürlich die Frage, ob man den Film vielleicht auch rückwärts gucken könnte?
Absolut faszinierend daran auch die in mir zumindest immer wieder beim Gucken hochkommende Frage, wie um alles in der Welt sie das nun wiedergedreht haben. Also ein Making of werde ich mir, sobald vorhanden, bestimmt auch mal anschauen.
Aber auch der Cast ist exzellent. Da ist der Sohn von Denzil Washington, John David Washington, der auch in BlacKkKlansman schon brillierte und auch hier wieder seine Hauptrollen mit einer unglaublichen Glaubwürdigkeit spielte. Und auch Robert Pattinson, Elizabeth Debicki und Kenneth Branagh stehen dem nicht nach.
Eine interessante Zusatzinformation zu Tenet könnte noch sein, dass viele der beteiligten Schauspieler vom Drehbuch nur ihren eigenen Bestandteil bekamen und so vor der Premiere nicht mal sagen konnten, worum es letztlich in dem Film geht. Die anderen Schauspieler durften das Skript nur in einem speziell gesicherten Raum bei Warner Brothers lesen. Absolute Geheimhaltung!
Ich hoffe euch den Mund nun ein bisschen wässerig gemacht zu haben. Schaut euch gern unterstützend noch den Trailer an, da dieser – wie immer bei Filmen von Christopher Nolan – nicht wirklich etwas spoilert.
Ich jedenfalls werde den Film bestimmt noch ein zweites Mal gucken, um wieder ein bisschen mehr Details in diesem cineastischen Meisterwerk wahrzunehmen...
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