Die Beach-Konferenz
Mittwoch, 04. März 2020
Việt Nam S6 • E5
La Gi
Lesedauer: 4 Minuten
Nach einer wirklich absolut epischen Rock-Nacht-Party im Lela in Hồ-Chí-Minh-City hieß es nach nur etwa vier Stunden Schlaf wieder auf die Beine zu kommen, den Koffer für zweieinhalb Tage Strandaufenthalt zu packen und rechtzeitig am Pickup-Punkt der Busse zu sein. Klingt einfach oder?Dachte ich auch! Moment... Dachte??? Nun ja, sagen wir es mal so. Für mich als ehemaligen Soldaten und Heeresoffizier war das zeitgerechte Aufstehen nun nicht das große Problem. Auch das Kofferpacken nicht, weil ich quasi schon bei Anreise themenbezogen gepackt und entsprechend in den Kleiderschrank ausgeräumt hatte.
Womit ich im Leben nicht gerechnet hätte, dass ich bzgl. der rechtzeitigen Ankunft am Pickup-Punkt in Probleme laufen könnte. Aber was genau geschah an jenem denkwürdigen Donnerstagmorgen in Hồ-Chí-Minh-City.
Normalerweise braucht ein Grab-Car zum Pickup-Point ungefähr zehn Minuten Fahrzeit. Wenn es in Hồ-Chí-Minh-City aber mal so richtig Rush Hour hat, also so richtig fett dichten Verkehr, dann kann man auch schon mal etwas länger brauchen. Ich plante also mit 20 Minuten Fahrzeit.
Meine Cabin 14B im Coco Beachcamp von La Gi.
Dann muss man in Hồ-Chí-Minh-City ja auch mal ein bisschen Warten, bis ein Grab-Car an meinem Startpunkt ankommt. Erfahrungsgemäß dauert das aber nicht länger als zehn Minuten. Wenn man das nun alles addiert, dann kommt man auf 30 Minuten, die ich als Product Owner – wie bei jeder Grobschätzung – sicherheitshalber lieber mal 1,5 nehme.Ich saß also um 7:15 Uhr abreisebereit in der Lobby meines Apartmentgebäudes mit dem iPhone in der Hand und versuchte über die Grab-App ein Grab-Car zu bekommen. Hmmm. Es dauerte und dauerte... Die Anzeige We are searching for a nearby driver wollte und wollte einfach nicht verschwinden.
Zugegeben, nach den ersten zehn Minuten Warten wurde ich langsam nervös! Ich switchte zu Grab-Car Plus, was dann mal eben 30% mehr kostet. Endlich ein Fahrer wurde gefunden und bestätigte. Aber irgendwie kam er nicht vorwärts und cancelte die Fahrt nach gut 10 Minuten.
Ich begann wieder zu suchen. Der nächste Fahrer sagte zu und dann aber auch nach 10 Minuten Wartezeit wieder ab. Was war denn heute los verdammt?? Wer mitgerechnet hat weiß, dass es nun 7:45 Uhr war und ich noch 15 Minuten hatte, um meinen Bus noch zu bekommen.
Die harte Pritsche in meiner kleinen Cabin.
Nervosität wich blanker Panik! Mir blieb nun trotz Koffers nichts anderes mehr über, als ein Grab-Bike zu ordern. Das kam relativ schnell und wie seit ungefähr fünf Jahren immer wieder habe ich auch an diesem Morgen dann Glück im Unglück gehabt.Nicht nur das das Bike des Fahrers ein großer Scooter mit einer langen Sitzbank war und ich so meinen Koffer bequem zwischen dem Fahrer und mir platzieren konnte, ohne wie auf der Rasierklinge hinten auf der Kante sitzen zu müssen und zu hoffen, beim Anfahren nicht hinten runter zu fallen. Nein, der Fahrer war ein alter augenscheinlich sehr erfahrener und versierter Fahrer!
Er nahm nicht nur eine ungewöhnliche aber gleichzeitig auch längere Route. Er tat dies anscheinend bewusst, weil er auf diesen Straßen besser zwischen Auto und über Bürgersteige fahren konnte. So kam ich um 7:59 Uhr an meinem Bus an, wo mich Gee mit den Worten begrüßte Tim, you're almost late. I was getting worried. I've never seen you do that before. All right, so let's get on the bus number 6 for some beach fun.
Puuuh. Nun saß ich in meinem Bus mit der Nummer sechs und war heil froh, es noch rechtzeitig bzw. überhaupt geschafft zu haben. Denn wenn ich den Bus nicht geschafft hätte, wäre ich garantiert in Hồ-Chí-Minh-City geblieben. Man soll verlorenem Geld für die Buchung nicht auch noch Geld für eine gesonderte Taxifahrt hinterherwerfen...
Das Ochsen-Taxi zum Aurora Resort.
Aber, ich hatte es ja geschafft und beim Platznehmen konnte ich dann feststellen, dass Väterchen Zufall mir auch noch nette Begleitung in den Sitzen um mich herum organisiert hatte. Es entwickelte sich eine sehr interessante und vor allem kurzweilig erscheinende Unterhaltung, in der es um Kaffee-Export aus Việt Nam, die vietnamesische Art der Kaffee-Röstung, aber auch um mögliche Business-Ideen und was jeder von uns Dreien dazu an den Start bringen könnte.Nach etwa vier Stunden Fahrt kamen wir dann im Coco Beachcamp in La Gi an. Nach dem Checkin ging es dann für jeden erst einmal direkt zur eigenen Cabin. Und in meinem Fall war da zunächst viel Freude...
Ich hatte die Cabin mit der Nummer 14B abbekommen. Jetzt kratzt sich der eine oder andere am Kopf und denkt vielleicht Tim und 14B. Da war doch mal was oder?
Ja, meine Wohnebene während des Studiums an der Helmut Schmidt Universität hieß 14 Bravo. Ich hatte ein breites Grinsen im Gesicht, als ich die Schlüsselnummer sah. Sollte mein Aufenthalt in La Gi an die guten alten Zeiten auf 14 Bravo anschließen können?
Ich beschloss es so zu sehen! Dann kam ich an der Cabin an und alles sah so traumhaft tropisch aus. Die Sonne schien und es ging ein wenig Wind... Dann schloss ich meine Cabin auf, machte Licht darin an und mein erster Gedanke war Oh boy!
Konferenz-Technik unter Palmen.
Der Schlaf- und Wohnraum hatte vielleicht 7 Quadratmeter. Die Klimaanlage funktionierte nicht und das, wo die Cabin quasi den ganzen Tag in der Sonne stand... Ich war innerhalb einer Minute klatsch nass. Dann das Bett, das eher die Bezeichnung Pritsche verdiente. Stein hart!Ich ging weiter in das vielleicht 3 Quadratmeter große Bad und wollte mir erst mal die Hände waschen. Aber da kam ja so gut wie nichts aus dem Wasserhahn. Och nööö... Meine Laune sank auf den Tiefpunkt. Dusche das gleiche in grün und warmes Wasser schien es auch nicht zu geben...
Naja, ich beschloss das Ganze sportlich zu sehen, mich Strand-gerecht umzuziehen und erst mal was Essen zu gehen.
Nach dem Essen sah die Welt schon anders aus. Ich bekam auch die Klimaanlage zum Laufen und war damit schon mal froh, nachts zumindest schlafen zu können. Also vorausgesetzt die Pritsche lässt das bei meinem lädierten Rücken zu...
Um 14:00 Uhr fing dann der erste Block der Summit-Konferenz an. Ich ging, wie die meisten von meinem Team, zu einem technischen Vortrag über ein Shopsystem und es war hart. Du sitzt da unter dem durch Palmenwedel flackernden Sonnenlicht. Du siehst Kite-Surfer ihren Spaß auf dem Wasser haben und im Gegenzug steht da vorne jemand, der nur gebrochen Englisch spricht und mich mit seinen 80% Füllwörtern à la äääh, öööh, mhhh trotzt des eigentlich sehr interessanten Themas eher in einen Hypnose-Zustand versetzte.
Abendstimmung am Strand des Coco Beachcamps.
Ich setzte mich anschließend in die Nähe des Business-Tracks in den Halbschatten und genoss die Business-Talks mit eiskalter Cola und dem Blick über den Strand aufs Meer. Gegen 18:00 Uhr waren die Talks dann für den ersten Tag beendet.Jeder verschwand kurz in seiner Unterkunft, wobei einige, nämlich diejenigen, die mit dem Aurora Resort die Luxusvariante gebucht hatten und sogar noch 300 Meter über den Strand oder eine staubige Straße zurücklegen mussten, den Luxus eines ganz besonderen Taxis hatten. Ochsenkarren.
Voll geil! Nicht für die armen Tiere, die den ganzen Tag in der knalligen Sonne stehen mussten. Aber für einen Touristen schon etwas Besonderes, gerade wenn der Ochse dann noch in den Trab wechselt...
Gegen 18:30 Uhr ging ich dann zum Dinner-Buffet, das wirklich ausgesprochen lecker war. Nachdem ich die ersten Happen drin hatte, wurde ich dann gegen 19:00 Uhr dazu genötigt, mir zum Prosten ein eiskaltes Bier zu holen. Unglaublich aber wahr. Gegen 19:00 Uhr hatte die Teilnehmer der Summit-Konferenz bereits die vom Veranstalter kalkulierte Menge Bier konsumiert!
Es entwickelte sich zwischen dem Personal und einigen Gästen dabei eine lustige Unterhaltung.
P: What would you like to drink Sir?
G: A Tiger please.
P: Sorry Sir. Beer is out at the moment. We try to get some more in the nearby villages.
G: Seriously?
P: Yup!
G: No way?! OMG! We arrived just seven hours ago...
P: Yeah and it seems like you guys drink far more beer than our average guests do!
G: Well, I'll head to the bar then and get myself a gin tonic. But thanks anyways!
Die musikalisch aber vor allem optisch sehr ansprechenden Hauptdarsteller der Acoutic Night...
Im weiteren Verlauf des Abends wurde dann noch Stiegen-weise Bier herangeschafft. Angeblich waren die Läden in den umliegenden Ortschaften damit dann aber auch leer gekauft...Insgesamt verlief der Abend mit ein paar interessanten Gesprächen ganz ruhig, wozu auch die Acoustic Night beitrug. Ruhig aber sehr geil mit diversen kleinen Lagerfeuern, dazu unter Palmen sitzend der Blick aufs Meer und die Musik eines Streicherduetts...
An diesem Abend hatte ich ganz allein allerdings noch ein besonderes Erlebnis. Ich ging mit der Absicht des Toilettenbesuchs zurück zu meiner Cabin 14B. Dort angekommen betrat ich das Bad ohne auch dort das Licht einzuschalten. Ich sah nicht viel, dachte mir aber auch nichts Schlimmes, zog die Hose runter und war schon dabei mich hinzusetzen, als es plötzlich unter mir quakte! Ein Hilfeschrei im Angesicht meines Gesäßes? Ich schoss hoch...
Licht an und dann guckten mich da zwei verstörte Froschaugen an. Da saß doch tatsächlich ein Frosch auf meiner Klobrille?! Ich hatte dabei wohl auch noch ein bisschen Glück, nur auf Frosch getroffen zu sein. Andere Gäste hatten Fotos mit Echsen oder einer Schlange... Tja, wir lebten dort halt sehr einfach und direkt in der Natur...
Mein kleiner brauner Freund... Steht ihm noch das Entsetzen im Gesicht?
Nach bitter notwendigen 10 Stunden Schlaf wachte ich mit einem übelst schmerzenden Rücken auf und schleifte mich unter eine etwas mehr als erfrischend kühle Dusche. Nach dem Frühstück mit einer echten, nicht für Touristen gekochten Phở begann dann der zweite Konferenztag.Ich traf bereits kurz vor Beginn der Talks einen hochrangigen Kollegen, der auch nicht so richtig Lust hatte, sich die Talks anzuhören. Nichts Neues, teilweise nur Gestammel,... Die Liste der Gründe, sich die Talks am zweiten Tag dann vielleicht doch eher nicht anzutun, war lang.
Und so saß ich mit diesem Kollegen sehr lange zusammen und er erzählte mir einige echt interessante Geschichten über die Historie unseres Arbeitgebers. Dabei waren wirklich viele für mich interessante Interna ausführlich dargelegt worden, was den zweiten Konferenztag so für mich nicht nur überraschend, sondern auch sehr wertvoll machte.
Ab 14:00 Uhr war dann Beach Activity angesagt. Alle erschienen,, soweit nicht schon morgens geschehen, in Beach-Klamotten und konnten dann Kite-Surfen, Jetski fahren, Kajak fahren, Bodyboarden, baden oder einfach am Strand hocken und kühle Getränke genießen.
Kite-Surfen - Beach Activity
Aus meiner Sicht war deutlich zu merken, dass sich die Gäste auf den Abend vorbereiteten und nun deutlich kürzer traten. Mir war das Kite-Surfen aufgrund meines kaputten Knies ja leider nicht mehr möglich und auch das Bodyboarden, auf das ich mich so gefreut hatte, war wegen der wirklich nicht mehr schönen Wellen eher ein Spaß für die Kleinsten...Am Vortag hatten wir soo geile Wellen. Die bildeten sogar eine kleine aber solid Tube oder Pipeline. Perfekt für jede Menge Spaß mit diesen kleinen Boards. Leider war davon ab dem Start der Beach Activities nichts mehr über...
So verbrachte ich den Tag mit Baden, netten Gesprächen unter Palmen und einem letztlich verhängnisvollen Strandspaziergang. Jetzt fragt ihr euch vielleicht Oh nein... Was ist passiert? Warum verhängnisvoll?
Nun, ich habe etliche Mitbringsel von diesem Strandspaziergang. Mitbringsel in Form von Sandfliegenbissen oder -stichen. Vor den drei Hotels unseres Strandabschnittes war der Sand morgens immer wieder schön sauber gemacht worden. Anders war dies an dem darüber hinaus nach Norden verlaufenden Strandabschnitt, in dessen direkter Nachbarschaft auch Shrimp-Farmen lagen und das überschüssige Wasser einfach ins Meer laufen ließen.
Chillige Abendstimmung im Coco Beachcamp.
Der Strandabschnitt war also nicht nur von der Shrimp-Zucht geprägt, sondern auch von unglaublich viel Plastikmüll. Insgesamt ein eher als naturbelassen dreckiger Strand zu bezeichnen und da fühlen sich diese kleinen Mistficher namens Phlebotominae halt richtig wohl und warten nur auf süße Typen wie mich...Nun ja, ich werde nach genauerer Recherche wohl doch besser mal vorsorglich zum Arzt gehen und mich untersuchen lassen...
Nach der Beach Activity gab es dann noch ein schönes Abendessen, wieder mit einer unglaublich schmackhaften Auswahl an Leckereien. Und nach dem Abendessen begann dann das als Highlight des Summits angekündigte Main Event, die Full Moon Party und das auch wirklich bei Vollmond. Die Geschehnisse dieser Party sind aber mit Sicherheit einen eigenen Post wert, der dann in den nächsten Tagen kommt... Also dran bleiben und weiterlesen!
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Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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