Der Dannebrog - Dänemarks Nationalfahne

Donnerstag, 17. Oktober 2024
Serie Dänemark S6 • E3
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Quelle: Karl Callwood auf Unsplash

Lesedauer: 10 Minuten

Der Dannebrog, die Nationalflagge Dänemarks, gilt als eine der ältesten noch in Gebrauch befindlichen Flaggen der Welt.

Mit ihrem charakteristischen weißen Kreuz auf rotem Hintergrund ist sie weit mehr als nur ein nationales Symbol. Sie steht für Stolz, Tradition und Zusammenhalt. Sie fehlt an keinem dänischen Fahnenmast, wenn der Hausherr vor Ort ist.

Doch woher stammt der Dannebrog, welche Varianten gibt es von ihm, und was sollte man über die rechtlichen Vorschriften zum Hissen des Dannebrog und anderer Flaggen in Dänemark wissen?

In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Herkunft und Geschichte der traditionsreichen, stolzen Flagge, beleuchten ihre verschiedenen Versionen und gehen auf rechtliche Hintergründe zum Flaggenhissen in Dänemark sowie aktuelle Entwicklungen rund um dieses Thema ein.


Die dänische Nationalflagge wird als Dannebrog bezeichnet und du hast sie selbst dann sicher schon mal gesehen, wenn du noch nie in Dänemark warst. Es gibt nämlich kaum ein Foto von Dänemark, auf dem nicht irgendwo ein Dannebrog versteckt oder zu sehen ist.

Das Wort heißt aus der dänischen Sprache übersetzt so viel wie Flagge der Dänen. Es lässt sich aus dem Altnordischen und Altdänischen herleiten. Danne ist dabei selbsterklärend und brok (brog) hieß in den anderen beiden Sprachen zu viel wie Stoffstück oder Tuch.

Doch wo kommt der Dannebrog denn eigentlich her? Das erfährst du im nächsten Absatz.


Kurze inhaltliche Übersicht


Herkunft und Geschichte des Dannebrog

Der Dannebrog ist eine der ältesten noch genutzten Flaggen der Welt. Angeblich schon von den Wikingern als rein rotes Tuch mit schwarzem Raben gehisst und als Rabenfahne tituliert, liegen die ersten stichhaltigen Nachweise im 14. Jahrhundert.

So wird danabroka 1439 in einem schwedischen Text erwähnt und Dannebrog dann 1478 erstmals in einem dänischen Text. Aus etwa gleicher Zeit stammt auch ein altes, niederländisches Wappenbuch, in dem der Dannebrog als Feldzeichen Waldemar VI. Atterdag geführt wird.

Es gibt aber auch eine Legende zur Entstehung des Dannebrog. Demnach ist der Dannebrog am 15. Juni 1219 in der Schlacht von Lyndanisse in Estland vom Himmel gefallen und hat die Esten doch noch vernichtet, als dieser von König Waldemar II. geführte Krieg schon so gut wie verloren war.

1854 wurde der Dannebrog dann offiziell zur dänischen Nationalflagge erklärt und auch festgelegt, dass die vom Fahnenmast entfernten, roten Felder länger sein müssen, als die direkt am Fahnenmast liegenden, quadratischen, roten Felder.


Varianten des Dannebrog und spezielle rechtliche Regelungen in Dänemark

Solltest du schon mal in Dänemark gewesen sein, dann ist dir sicherlich aufgefallen, dass es unterschiedliche Varianten des Dannebrog gibt.


Die Handelsflagge

post_1137_der_dannebrog_2 Die Handelsflaggen-Variante des Dannebrog.
Quelle: torben7400 auf Pixabay
Die Handelsflagge als Variante des Dannebrog ist eine rechteckige Flagge im Seitenverhältnis 28:37. Dabei nehmen die weißen Streifen des Kreuzes jeweils vier Einheiten in der Breite ein. Die vorderen roten quadratischen Felder haben in Höhe und Breite 12 Einheiten und so ergeben sich für die hinteren rechteckigen, roten Felder noch 21 Einheiten in der Breite.

Die Flagge soll von der Länge her ein Fünftel der Mastlänge haben. Eine Ausnahme stellt schlechtes Wetter dar, für das dann die sogenannte Sturmflagge gehisst werden darf, die bis zur Hälfte kleiner sein darf.

Diese Handelsflagge ist aus Verschleißgründen eigentlich nicht die alltäglich verwendete Flagge in Dänemark. Sie ist aber an den aktuell rund 18 offiziellen Beflaggungstagen gern am Fahnenmast gesehen.

Auch an anderen Tagen darf die normale Form der Flagge als Variante des Dannebrog gehisst werden. Dazu gehören Geburtstage, familiäre Feste, Trauertage oder auch, wenn man Verwandte vom Flughafen abholt, zur Einschulung, zur Hochzeit oder zur Scheidung. Kurz immer, wenn es einen begründet wichtigen Grund gibt.


Die Spitzflagge

Die Spitzflaggenvariante des Dannebrog ist ein Hoheitszeichen. Sie ist eine kleine Fahne und hat meist dreieckige Form.

Sie wird nur vom Königshaus, staatlichen Einrichtungen, dem Militär und namentlich ausgewählten Privaten (bspw. Yachtklubs) geführt.

Der Dannebrog als Spitzflagge darf an Land also nur mit besonderer Genehmigung genutzt werden!


Der Langwimpel

Der Langwimpel ist die am weitesten verbreitete Nutzungsvariante des Dannebrog. Sie ist relativ verschleißarm und soll von der Länge her der Hälfte der Fahnenmastlänge entsprechen.

Sie ist die einzige Flaggenvariante des Dannebrog, die auch nachts einfach am Fahnenmast verbleiben darf.

Aber aufgepasst! Nur wenn das Grundstück, auf dem der Fahnenmast steht, auch gerade bewohnt ist.


Der Schwalbenschwanz

Der Schwalbenschwanz ist die zivile wie auch militärische Variante der Dienstflagge des Dannebrog.

Beispiele hierfür sind die königliche Standrate und die Standarte des Kronprinzen, die Standarte des Königshauses, die Seekriegsflagge (dänisch Orlogsflag) oder die Fahne des Verteidigungsministers.

Diese dürfen dann auch mit entsprechenden Wappen bestickt sein, wobei sich das Wappen auf einem größeren weißen Grund mittig auf dem weißen Kreuz oder im oberen, roten Quadrat des Dannebrog befinden muss.


Grundsätzliche Regelungen zum Hissen des Dannebrog und anderer Flaggen

post_1137_der_dannebrog_3 Die Langwimpel-Variante des Dannebrog.
Quelle: juetland auf Pixabay
Der Dannebrog darf mit Ausnahme des Langwimpels um 8 Uhr bzw. frühestens zum Sonnenaufgang gehisst werden und hat zum Sonnenuntergang wieder eingeholt zu werden.

Eine Ausnahme stellt die Beleuchtung des Fahnenmasts samt Flagge dar. Denn beleuchtet man den Dannebrog nachts, dann darf dieser am Fahnenmast verbleiben. Hintergrund aus dem christlichen Volksmund ist dabei, dass man nachts ansonsten für den Teufel flaggt.

Beim Hissen oder Einholen des Dannebrog darf keine Kopfbedeckung getragen werden und die Flagge ist in würdigender Weise zu grüßen.

An Trauertagen, Karfreitag oder bei einem Todesfall im Zeitraum bis zur erfolgten Beisetzung ist der Dannebrog auf Halbmast zu hissen. Dabei ist es in der Nachbarschaft üblich, am Tage der Beerdigung bis zur erfolgten Beisetzung ebenfalls auf halbmast zu flaggen und damit sein Beileid auszusprechen.

Beim Hissen auf halbmast ist der Dannebrog erst normal zu hissen und wenn er die Fahnenmastspitze erreicht hat, auf halbmast herunterzulassen.

Auch zum Einholen der Trauerbeflaggung gibt es eine Regelung. Diese besagt, dass der Dannebrog erst wieder voll gehisst werden muss, bevor er dann ganz normal eingeholt wird.

Info
Der ganz besondere Dannebrog

Zum Tode König Christian IV. wurde 1746 ein ganz besonderer Dannebrog entworfen. Es wurde das Rot durch Schwarz ersetzt und dieser ganz besondere Dannebrog wurde dann zwei Monate lang auf Holmen, dem Standort der königlich dänischen Marine, gehisst.

Wie in vielen anderen Ländern darf auch in Dänemark die Nationalflagge nicht den Boden berühren.

Theoretisch ist der Dannebrog mit einem speziellen Knoten, den flogknob, am Fahnenmast anzubringen.

post_1137_der_dannebrog_4 Die Schwalbenschwanz-Variante des Dannebrog.
Quelle: Erik Lyngsøe auf Pixabay
Die Handelsflagge und der Langwimpel dürfen keinerlei Stickereien oder Aufdrucke haben und der Dannebrog darf nicht mit mehreren Flaggen gleichzeitig an einem Mast gehisst werden.

Laut Verordnungslage darf man auch heute schon problemlos die Flaggen der anderen skandinavischen Länder, der UN und der EU hissen. Diese muss dann aber neben dem etwas größeren, an einem etwas höheren Fahnenmast gehissten Dannebrog an einem anderen Fahnenmast gehisst sein.

Im Falle mehrerer Flaggen an mehreren Masten muss der Dannebrog immer als erste Flagge gehisst und eingeholt werden. Die anderen Flaggen folgen dann in Reihenfolge des dänischen Alphabets. Außerdem sollte der Dannebrog am äußerst linken oder mittleren Fahnenmast wehen.

Info
Welches Rot hat der Dannebrog eigentlich?

Tja, es gibt so viele Regeln bzgl. des Dannebrog. Welches Rot die dänische Nationalflagge aber hat, ist bisher nirgends geregelt. Es gibt aber einen Rotton, der üblicherweise genutzt wird und das ist das sogenannte Dannebrogrot (RGB-Hex-Code E31836). Aber... Das dänische Königshaus und die Kriegsmarine verwenden dagegen das dunklere, sogenannte Krapprot (RGB-Hex-Code AC0234).

Und wehe, du hisst die deutsche Flagge oder irgendeine Fahne deines Lieblingsfußballclubs!

Ich selber habe es schon erlebt, wie die dänische Polizei an einem Ferienhaus die Flagge eines bayrischen Fußballvereins vom Fahnenmast geholt und den deutschen Touristen, die diese gehisst hatten, richtig Ärger gemacht haben.

Wenn überhaupt eine andere Fahne außer den oben bereits genannten gehisst werden darf, dann braucht es dafür einen (absichtlich) langwierigen Antragsprozess, der eigentlich immer 22 Tage dauert. Und selbst im Falle der Genehmigung gilt dann die gleiche Regelung, wie bei den oben als Ausnahmen grundsätzlich zugelassenen Flaggen.

Geregelt ist das alles in einer Verordnung aus dem Jahre 1748, die 1915 bzgl. ausländischer Flaggen ergänzt wurde. Aber hat diese Verordnung heute noch gesetzlichen Bestand?


Aktuelle Entwicklungen bzgl. der rechtlichen Regelungen zum Hissen von Flaggen in Dänemark

Die Frage nach dem gesetzlichen Bestand dieser Flaggenverordnung hat der oberste Gerichtshof im Jahre 2023 negativ beurteilt, damit die ganzen Regelungen einkassiert und das dänische Parlament quasi beauftragt, ein entsprechendes Gesetz zu erlassen.

Demnach ist aktuell (Oktober 2024) das Hissen frei Schnauze zumindest nicht mehr unter Strafe.

Da die Dänen aber sehr stolz auf ihren Dannebrog sind, würde ich dir sehr ans Herz legen, dich bis zum Erlass eines Gesetzes durch das dänische Parlament, was für den späten Herbst 2024 geplant ist, an obige genannte Regeln zu halten und bestenfalls den Dannebrog zu hissen!


Hast du Fragen oder Anmerkungen zum Dannebrog und den nun inoffiziellen Regeln zu seinem Hissen und Einholen? Dann würde ich mich über eine Nachricht von dir freuen.


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