Das Grippe-Spiel
Freitag, 18. Dezember 2020
The last dance S1 • E6
Salt Lake City
Lesedauer: 7 Minuten
Nachdem ich mich in meinem letzten Post der The last dance-Serie des besten Basketballspielers aller Zeit und speziell seines speziellen Umgangs mit anderen Menschen angenommen hatte, möchte ich heute in diesem Post wieder über den G.O.A.T. schreiben. Diesmal aber über das wohl bemerkenswerteste Spiel seiner Karriere.🚨 🚫 Bevor du dies hier liest, möchte ich deutlich darauf hinweisen, dass ich hier über Inhalte der Dokumentation The last dance schreibe. Es besteht also Spoiler-Alarm!
Es ist der 11. Juni 1997 und die Chicago Bulls verweilen noch für das fünfte Spiel der NBA Finals in Salt Lake City, der Stadt ihres Gegners. Nachdem ihr Starspieler Michael Jordan den ganzen Tag mit schweren Grippesymptomen im Bett verbracht hatte, hätte wohl niemand außer MJ selbst darauf gewettet, dass er abends im Delta Center gegen die Utah Jazz auflaufen würde.
Aber MJ ist eben kein Normalsterblicher. Er ist The G.O.A.T.! Und was dann abends im Delta Center passierte, ging als das Grippe-Spiel in die Geschichte ein. Doch war eine Grippe der wahre Hintergrund? Die Doku-Serie The last dance gibt darüber in der neunten Episode ausführlich Auskunft.
Es ist der Vorabend des legendären fünften Spiels der NBA Finals 1997 und die Chicago Bulls sind für das dritte und garantiert letzte Spiel der Finals in Salt Lake City. MJ und seine – wie er sie selber nennt – Entourage hängen auf seinem Hotelzimmer ab.
Gegen 22:30 Uhr bekommt MJ Hunger und sein Personal Trainer Tim Gover kümmert sich darum. Doch das war im Mormonen-Staat Utah zu dieser späten Stunde gar nicht so einfach. Der Hotelservice war bereits out of order und so blieb nur die Möglichkeit eines Lieferdienstes.
Nach längerer Suche fand Tim Gover den einen, noch arbeitenden Lieferservice und bestellte dort eine Pizza. Als diese dann geliefert wurde, standen gleich fünf Pizzaboten gleichzeitig vor der Tür und versuchten alle einen Blick in das Hotelzimmer zu erhaschen, in der Hoffnung MJ aus nächster Nähe sehen zu können.
Tim Gover bezahlte die Pizza und nahm sie mit ins Zimmer, hatte dabei aber direkt irgendwie ein schlechtes Bauchgefühl. Eine Pizza, fünf Pizzaboten?!
MJ aß die Pizza ganz alleine und alles schien normal. Als MJ dann aber gegen 2:30 in den Nachtstunden wach wurde, ging es ihm richtig schlecht. Er rief Tim Gover per Telefon zu sich, der ihn zusammengekrümmt und stark zitternd in seinem Bett vorfand. Er alarmierte sofort den Teamarzt.
Wie allgemein bekannt ist, verbrachte MJ den ganzen Tag in seinem Bett im Hotelzimmer und das in sehr schlechtem Zustand. Seine Mutter sprach mit ihm und wollte ihn davon überzeugen, dass er das Spiel aussetzt und sich erst einmal auskuriert. MJ entgegnete aber nur Mom, ich muss spielen.
Obwohl MJ den ganzen Tag kraftlos im Bett verbracht hatte, machte er sich auf ins Delta Center zum Spiel. Bill Wellington beschrieb sein Äußeres als Kreidebleich, als MJ ungefähr zwei Stunden vor Spielbeginn dort eintraf.
Bulls Head Coach Phil Jackson fragte ihn, ob er zumindest als eine Art Köder auflaufen könne und MJ antwortete ihm Ich laufe auf und wenn ich auflaufe, dann spiele ich richtig!
Nachdem der stark geschwächte MJ entsprechend ins Spiel gestartet war, lagen die Bulls im ersten Viertel mit 16 Punkten im Rückstand. Dabei schien es bei jeder Auszeit so, als würde MJ gleich vom Stuhl kippen. Bill Wellington beschrieb seine Wahrnehmung von MJ so: MJ spielte. Er war aber völlig platt und das konnte man bei jeder Spielunterbrechnung deutlich sehen. Es war als wenn das Leben seinen Körper auf einen Schlag verlassen würde. Und sobald die Schiedsrichter wieder zum Spiel pfiffen, kam das Leben auf unerklärliche Art und Weise wieder in seinen Körper zurück.
Im zweiten Viertel änderte sich aber etwas. MJ traf einen Wurf nach dem anderen und brachte die Chicago Bulls so fast ganz allein wieder ins Spiel zurück.
In der Halbzeitpause kommt MJ an den Tropf und bekommt so mittels einer intravenösen Flüssigkeitszufuhr das, was sein Körper bei dieser Mehrfachbelastung und seinem Zustand wohl am meisten braucht.
Nur nützt das anscheinend nicht viel, denn am Ende des dritten Viertels führen die Utah Jazz wieder mit 8 Punkten. Aber so eine Infusion muss ja auch erst einmal wirken und so dauerte es bis ins Schlussviertel, indem MJ dann aber mit 15 Punkte wieder stark auftrumpfte und in den turbulenten Schlussminute den 90-88 Sieg seiner Bulls sicherte.
Scottie Pippen kümmerte sich aber in den Spielunterbrechungen immer aufopferungsvoll um MJ, sprach ihm gut zu, reichte ihm mehr Gatorade, damit er weiterhin seinen Elektrolyt-Spiegel ausgleichen konnte.
Auf die Frage hin, wie MJ das in dem Spiel gezeigte leisten konnte, sagt Scottie Jahr später nur Es gibt Momente, wenn man krank ist und etwas einfach machen muss, in denen man dann über sich hinaus wächst und vorher unvorstellbare Dinge leistet. Und das Unvorstellbare waren seine 44 Spielminuten mit 38 Punkten und 7 Rebounds!
MJ hat an diesem Abend bewiesen, dass der Wille Berge versetzen kann. Schon mit der ursprünglichen Geschichte der Grippe-Erkrankung ist das unglaublich. Aber mit dem Hintergrund einer vermeintlichen Partynacht oder sogar einer Lebensmittelvergiftung im Feindesland bekommt das Ganze noch mal mehr Tragweite.
War es nun kein Grippe-Spiel, sondern ein Spiel mit den Auswirkungen einer Party-Nacht oder sogar einer Lebensmittelvergiftung? Das die Infusion Wirkung zeigte, würde zu allen drei Gründen seines schlechten Zustandes passen. Meine Bewertung dazu möchte ich in diesem Falle aber für mich behalten und es euch aufgrund der Schilderungen überlassen, dies zu bewerten. Und in meinem nächsten und letzten Post zur The last dance Serie wird dann ein kleiner Funke seine unermessliche Rolle spielen.
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Über mich
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