Anderswo - Allein in Afrika
Freitag, 10. Mai 2019
Kino S1 • E12
Hamburg
Quelle: anderswoinafrika.de
Lesedauer: 5 Minuten
Gehört ihr auch zu den zwar Reise-begeisterten Menschen, aber das nur in fortgeschrittener konservativer Art und Weise? Oder würdet ihr alleine auf eigene Faust ganze eher unterentwickelte Kontinente kreuz und quer bereisen und das mit einem absoluten Minimum an Ausrüstung?Ich würde das total gerne und habe das auch noch auf meiner Bucket List. Aktuell traue ich mich das aber definitiv nicht!
Deshalb schaue ich mir gerne die Reiseberichte von sogenannten Abenteurern an. Das hatte nun auch ein externer Arbeitskollege mitbekommen und mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die Reisedokumentation eines jungen Hamburgs mit ihm zu schauen?
Die Antwort war nicht schwer: Klar! Wann, wo, wie teuer?
Nun ja, vorgestern fuhren wir nun zusammen nach Altona ins Zeise-Kino. Das ist in einem ehemaligen, für die Produktion von Schiffsschrauben genutzten Industriekomplex untergebracht, in dem man auch gleich noch Restaurants und kleine Läden untergebracht hat.
Meine super leckere Thunfisch-Pizza im Eisenstein.
Dort angekommen ging es zunächst ins Eisenstein, ein italienisches Restaurant mit einem sehr guten Ruf für seine Pizza. Wir hatten eine leckere Pizza Salmone und eine Pizza Thuna. Und zu beiden kann ich meinem Geschmack nach nur sagen, dass sie absolut zu den besten Pizzas Hamburgs gehören. Prädikat: Empfehlenswert!Im Anschluss ging es dann in den großen Kinosaal, der letztlich vielleicht zur Hälfte gefüllt war und wir alle wurden von einem Kino-Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass Anderswo - Allein in Afrika ein außergewöhnlicher Film sei, zu dem wir dem Produzenten und Protagonisten Anselm Nathanael Pahnke im Anschluss noch Fragen stellen könnten.
Dann begann der Film und man konnte Anselm mit zwei Freunden fröhlich auf dem Rad mit jeweils einem Minimum an Ausrüstung durch Südafrika fahren sehen. Nach zwei Monaten mussten seine Freunde wieder in die Heimat zurück. Er war sich aber nicht sicher, ob er schon bereit war, wieder nach Hamburg zurückzukehren.
Er beschloss nach Namibia zu fahren und gab sich drei Tage auf dem Weg dorthin, um für sich festzustellen, ob er das wirklich durchziehen will. Die Tage verliefen positiv und so machte er sich auf den Weg...
Nach einer tagelangen einsamen Fahrt durch die Wüste, wird die Einsamkeit dann aber doch ein Problem und so bittet er seinen Vater nach Namibia zu kommen und diese ehemalige deutsche Kolonie mit seiner einzigartigen Natur mit ihm zusammen zu erleben. Man merkt im Film richtig, wie er seine Batterien dank seinem Vater wieder auflädt.
Nach der Abreise stellt der Film dann eine Anpassung bei Anselm dar. Er kommt nun anscheinend mit dem Alleinsein klar, denn Einsam ist er nicht. Wo immer er auftaucht, guckt er in freudige lachende Kindergesichter und mit dem Erstkontakt Jugend ist dann auch immer schnell die Brücke zu den Erwachsenen geschlagen.
Er fängt jetzt wirklich an kreuz und quer durch Afrika zu fahren. Er trinkt immer nur Wasser aus lokalen Brunnen, leidet auch mal unter Verstopfung und infiziert sich mit Malaria. Aber er trifft immer auf hilfsbereite neugierige Menschen. Das stelle man sich mal bei uns vor!
Er gibt seinen Ausweis an eine europäische Bekanntschaft, um so in Berlin ein Visum für Äthiopien zu beantragen und hofft, dass dieser seinen Weg per Post zu ihm zurückfinden wird.
Bar und Gastraum des Eisenstein in den Industriegemäuern einer ehemaligen Schiffsschrauben-Fabrik.
Er kämpft sich wochenlang gegen den Wind durch die Sahara. Dieses pfeifende Geräusch in den Ohren könnte dem Betrachter selbst die paar vielleicht 20 Minuten über diesen Reiseabschnitt auf die Nerven gehen!Und dann macht er in Ägypten letztlich noch eine alles andere als positive Erfahrung!
Wow. Was für ein Film über einen unglaublich willensstarken Menschen! Er ist nach dem Ägypten-Zwischenfall noch zwei weitere Jahre mit seinem Fahrrad durch die Welt gefahren - bis nach Australien!
Aber bei aller Willensstärke, so scheint dann doch ein bisschen was kaputt gegangen zu sein. Als er mit seinem Fahrrad die Bühne betrat, das Mikrofon in die Hand nahm und die ersten vorsichtigen, schüchternen und sehr überlegten Worte sagte, da konnte ich mir den Eindruck einer Person nicht erwehren, die diese persönliche Anwesenheit auf der Bühne als Therapie nutzt.
Er bekam viele, sehr kluge und tiefgründige Fragen gestellt. Er nahm sich für die Beantwortung viel Zeit, bevor er anfing zu sprechen. Und dann antwortete er meistens auch soweit sehr persönlich, wie er uns in sein Inneres schauen lassen wollte.
Es gab aber auch eine für mich sehr dumme Frage, die mir deutlich zeigte, dass der Fragende nichts in dem Film verstanden hatte. Wie ist es so lange unter so armen Menschen zu leben? Auch Anselm ließ kurz nach der Frage das einzige Mal kurz Emotionen zu und gab ein kurzes Tze zum Besten, bevor er eine sehr kluge Gegenfrage stellte. Ja, das müssen wir dann wohl mal darüber sprechen, was man unter Arm versteht.
Der Film begeisterte mich durch die tollen Naturaufnahmen und vor allem durch eine immer wieder gezeigte offene vorteilslose Herzlichkeit der Einheimischen. Und nach dem man so viele strahlende glückliche Kindergesichter gesehen hatte, konnte man nicht schlecht gelaunt aus dem Kino gehen.
Dieser Film sollte für jeden materialistisch veranlagten Menschen zum Pflichtprogramm gemacht werden und das inkl. einem Gespräch mit Anselm! Für diejenigen, die gerne Reisedokumentationen sehen, spreche ich für diesen Film eine uneingeschränkte Empfehlung aus! Und alle anderen werden eh nicht bis er hin gelesen haben...
Anfang Juni geht es dann mit zwei Kollegen erneut ins Zeise-Kino. Dann wollen wir mit Reiss aus eine weitere Reisedokumentation schauen.
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Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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Wer diesen Film nicht sehen will, aber trotzdem gern ein paar Hintergrundinformationen geliefert haben möchte, kann dies auf der Internetseite zum Film tun.