Abitreffen des Jahrgangs 1994 der LG Ratzeburg

Freitag, 04. Oktober 2024
Serie Privat S6 • E10
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Lesedauer: 6 Minuten

Tja, du kennst das bestimmt auch. Du hast die Schule verlassen und alle deine Schulfreunde haben sich irgendwo in Deutschland verstreut. Anfangs gab es noch immer mal wieder Kontakt aber spätestens, als dann Familien gegründet wurden und das Studentenleben dem beruflichen Alltag wich, da ging auch das zu Ende.

Wie wird es dann wohl sein, wenn es da eine Hand voll engagierter Menschen gibt, die sich sagen: Es sind 30 Jahre vergangen und wir müssten uns doch eigentlich mal alle wiedersehen! Wie wird es wohl sein, wenn diese Menschen dann das alles auch noch organisatorisch in die Hand nehmen und solch ein Treffen tatsächlich stattfindet?

Wie diese Frage aus meiner Sicht zu beantworten ist und was ich auf meinem Abitreffen so alles erlebt habe, das erfährst du in diesem Beitrag.


Am vorletzten Wochenende war es nun soweit. Mein Abitreffen sollte stattfinden und sich der 1994er Abiturjahrgang der Lauenburgischen Gelehrtenschule in Ratzeburg zum Teil erstmals nach 30 Jahren wiedersehen.

Ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich im Vorweg ein mulmiges Gefühl (vielleicht sogar Angst) hatte. Wie wird es sein, wenn man nach 30 Jahren wieder aufeinander trifft? Wird man sich noch verstehen? Wie werden sich die Schulfreunde von damals verändert haben? Was werden sie erlebt oder vielleicht sogar durchgemacht haben müssen?

Für mich waren die beklemmendsten und am meisten verängstigenden Fragen im Vorwege aber: Wird man mich, nachdem ich gut ein Drittel meines damaligen Körpergewichts zugelegt habe, noch erkennen und was wird man darüber denken?

Nun, es war mega geil 75 von 94 Jahrgangskameraden nach 30 Jahren wiederzusehen. Schon beim Empfang bildeten sich die ersten Grüppchen, die mich doch stark an die Cliquen von damals erinnerten. Und ja, fast jeder hatte sich irgendwie verändert, denn der Zahn der Zeit nagt ja an jedem. Es gab aber auch Klassenkameraden, die sich kaum verändert haben. Mega!

Das meine ich aber vor allem äußerlich. Denn von der Art des Auftretens und Verhaltens her waren viele doch wirklich noch immer genau so, wie ich sie von damals in Erinnerung hatte.

Und damit ahnst du wahrscheinlich schon, dass die Frage, ob man sich wohl noch verstehen würde, eine völlig unnötige und unberechtigte Frage war. Wenn man sich im Laufe des Treffens nicht mehr verstand, dann wegen der vorherrschenden Lautstärke oder zunehmenden Auswirkungen des Alkoholkonsums bei einigen Schulkameraden.

Nach etwa einer Stunde Empfang und einem kleinen Quiz, bei dem herauskam, dass wir angeblich 4 Millionäre unter den 76 Anwesenden hatten, ging es zum Klassenfoto, das von der Bild der Frau unterstützt wurde. Ja, es wird einen Bericht über das Abitreffen in der Bild der Frau geben, denn wir haben eine Schulkameradin, die dort als Redakteurin arbeitet.

Und noch eine Anekdote von vor 30 Jahren. Wir machten damals, wie auch dieses Jahr mehrere Fotos. Zum Glück machten wir das, weil damals ein Jahrgangskamerad von den Schultern eines anderen fiel, sich dabei schwerwiegend verletzte und so nicht auf allen Jahrgangsfotos von 1994 zu sehen war…

Nach dem Abifoto ging es dann auf einen Rundgang durch unsere vor einigen Jahren fast komplett neu errichtete Lauenburgischen Gelehrtenschule. Witziger Weise hatten zwei Schulfreunde von damals die Bauleitung in unterschiedlichen Bauabschnitten / -bereichen und ein Freund ist dort heute sogar Lehrer.

Fazit des Rundgangs: Der Neubau ist echt klasse. Keine Spur mehr von den damals schon mit Containern errichteten Schulbereichen. Alles noch so schön neu. Klimaanlage… Einzig die Sporthallen und die Aula waren noch von damals und ja, schon krass, wie beim Betreten der Geruch und Anblick sofort Erinnerungen hervorrief.

Nachdem wir auf dem inneren Schulhof noch eine Weile gequatscht hatten, ging es dann runter in die Schirmbar, wo wir den Rest des Abends verbringen sollten. Wir wurden dort sehr gut mit Essen und Getränken versorgt und somit war für das leibliche Wohl schon mal sehr gut gesorgt.

Es gab einen Innenbereich, in dem wir alle etwas gequetscht bei Regen hätten stehen können. Es gab vor allem aber einen sehr schönen Außenbereich direkt am Ratzeburg See, wo dann auch das Buffet aufgebaut war und wir bei lauen Temperaturen an zahlreichen Tischen unser Abendessen einnehmen konnten.

Ich empfand die 50 Euro für das Abendessen erst als etwas happig. Angesichts der Menge Huftsteak, Maispullarde, Lachs und Nackenkoteletts, die ich mir schmecken ließ, ging das dann in Verbindung mit einem Freigetränk aber absolut in Ordnung!

Ich durfte an dem Abend an vielen tollen interessanten Gesprächen teilnehmen. Dabei sprach ich mit Schulkollegen teilweise sogar mehr, als ich in den 3 Jahren Oberstufe mit ihnen gesprochen hatte. Einfach cool. Da kamen Jungs und Mädels auf mich zu, mit denen ich früher kaum bis nichts zu tun hatte.

Aber auch ich bin auf andere zugegangen. So habe ich jetzt eine Schulkollegin, die in Dänemark lebt und mich total freudig bei meiner Auswanderung unterstützen will. Sie hat das alles ja schon hinter sich und kennt, weil sie auf einem Amt in einer Kommune arbeitet, auch Wissensträger und Ansprechpartner. Mega geil!

Es gab aber auch das Gegenteil. Da waren keine Hand voll Jahrgangskameraden, an die ich nicht herankam. Entweder weil diese gefühlt nicht wollten, man auf halbem Weg von anderen abgefangen wurde oder weil ich es dann auch nicht wollte, weil sie meinem Empfinden nach gewisse Starallüren an den Tag legten. Das war aber vollkommen ok, denn es waren ja genug andere da und das waren auch genau die richtigen Abendbegleitungen!

All diese Gespräche taten mir absolut gut, denn ich durfte feststellen, das einige mein Schicksal in vielerlei Hinsicht teilten. Ich war jetzt bspw. nicht der Gesündeste von uns. Das andere Ende der Fahnenstange war aber auch ein gutes Stück weg.

Und auch diejenigen, die eine Trennung mit Kind erleben mussten, schilderten das gleiche Verhalten der Mütter in Bezug auf Finanzen und Kindesumgang.

Und überraschender Weise teilten viele sogar mein mulmiges Gefühl im Vorwege und waren dabei über die Gegenseite genauso überrascht. Ich hörte einige Male, dass ich solche Sorgen doch gar nicht nötig hätte. Tja, Fremd- und Selbstbild…

Unterm Strich endete das Jahrgangstreffen für mich gegen 2:45 Uhr und ich war dann doch teils wirklich schon fast geschockt, wie sich einige gefühlt fast unkontrolliert mit Alkohol abgeschossen hatten. Was bleibt nun?

Es bleiben viele Erkenntnisse und aufgewärmte, mega tolle Erinnerungen. Mir geht es im Vergleich zu anderen noch gut und ich habe es im Vergleich zu anderen auch gut nach Oben geschafft. So bestätigte sich an diesem Abend die Aussage der Lufthansa beim DLR-Test-Training, dass ich so schön durchschnittlich aber gut wäre!

Ich hatte verdammt viel Spaß und all meine Ängste im Vorweg waren absolut unbegründet. Was auch bleibt, ist die Übereinstimmung darin, dass man bis zum nächsten Treffen nicht mehr so lange warten sollte und so gibt es vielleicht schon in der Weihnachtszeit ein größeres Wiedersehen am Glühweinstand eines Weihnachtsmarktes in Hamburg.

Von meiner Seite aus danke ich all meinen unzähligen Gesprächspartner an jenem Abend. Vor allem aber danke und Kudos an die Organisatoren. Alles hat geflutscht und war einfach nur gut. Kudos und danke! Auch dieses Treffen wird als tolle, positive Erinnerung an diesen Jahrgang bleiben.
Kommentar der Redaktion:

Dieser Beitrag ist meinen drei Schulkameraden gewidmet, die 30 Jahre später leider nicht mehr unter uns sein konnten. R.I.P.!


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