8 things to see in Hà Nội
Sonntag, 10. November 2019
Việt Nam S5 • E2
Hà Nội
Eine typische Straßenecke in Hà Nội mit sich für ein Hochzeitsfoto-Shooting vorbereitenden chinesischen Drachentänzern.
Lesedauer: 12 Minuten
Nachdem meine ersten vier Aufenthalte in Việt Nam zu fast 100% der Aufgabe geopfert wurden, dass dort vor dem Scheitern stehende Projekt zu übernehmen und erfolgreich zu machen, hatte ich während des vierten Aufenthalts erstmals das Gefühl, dass ich nun an den Wochenenden doch auch mal ein wenig Việt Nam bereisen könnte.Ich plante also einen Aufenthalt in der zweitgrößten Stadt Việt Nams, der Hauptstadt Hà Nội. Da ich ja aufgrund der Arbeit erst freitagnachmittags den Flug nach Hà Nội würde antreten können und ich im Zuge des Wochenendausfluges auch gleich noch das UNESCO-Weltkulturerbe Hạ Long Bucht besuchen wollte, bedurfte es also einer ziemlich guten Vorbereitung, um in den wenigen Stunden in Hà Nội keine Zeit zu verschwenden und trotzdem eine entspannte spannende Zeit zu haben.
Um bei der Vorbereitung nicht irgendwelchen Touri-Fallen ins Netz zu gehen, befragte ich auch den einen oder anderen erfahrenen Hà Nội Reisenden. So landete ich in einem erstklassigen Airbnb-Apartment für nicht mal 30 Euro die Nacht und das in absolut ruhiger Lage und nur fünf Minuten vom tobenden Leben von Hà Nội entfernt. Kurzum, perfekt!
Durch gute Vorbereitung und die Unterstützung erfahrender Hà Nội Reisender entstand auch meine Hà Nội Bucket List mit 8 Punkten, die ich in Hà Nội sehen wollte und die ich jedem Interessierten mehr als empfehlen kann.
Also dann mal los und zwar in unpriorisierter Reihenfolge.
1. Old Quarters:
Meine Unterkunft in Ngõ Hàng Hành lag quasi mitten in den Old Quarters. Das kann man auch als Altstadt von Hà Nội bezeichnen. Eine Besonderheit der Old Quarters sind die alten, nur zwischen drei und vier Meter breiten, dafür aber bis zu 50 Metern langen zwei bis dreistöckigen Häuser. Eines davon, das Mã Mây Haus, ist restauriert worden und für Interessierte in der Phố Mã Mây gegen einen kleinen Obolus zu besichtigen.
Das Portal der St.-Joseph-Kathedrale in den Old Quarters.
Dann ist da natürlich die St.-Joseph-Kathedrale, die mich mit ihren beiden Türmen ein ganz kleines bisschen an eine kleine Variante von Notre Dame in Paris erinnerte. Interessanter Weise wird dort vor und während der Messen von Türstehern die Absicht geprüft, den Gottesdienst zu besuchen und nicht nur Sightseeing zu betreiben.Besonderen Reiz hat das sogenannte Kathedralen-Viertel auch, weil es vielen kleinen schnuckeligen Cafés und Restaurants eine Heimat gibt. Ich habe es wirklich an allen Tagen in Hà Nội sehr genossen, mich dort in eines der Cafés zu setzen und ein wenig Soziologie am lebenden Objekt zu studieren. Und das Ganze dann noch mit dem einen oder anderen Cà phê sữa đá, also vietnamesischen Eiskaffee. Entspannung pur!
Um dem Trubel und Lärm der quirligen Straßen zu entgehen, sind kurze Abstecher in einen der vielen Tempel oder Pagoden auch immer sehr interessant. Zu nennen wäre da beispielsweise der Bach Ma Tempel oder der Chùa Cầu Đông Tempel und natürlich sollte man sich dort als Eindringling möglichst unauffällig und rücksichtsvoll verhalten...
Last but not least ist da natürlich noch der Đồng-Xuân-Markt, der tagsüber regen Handel mit allem sieht, was man sich nur vorstellen kann. Richtig interessant wird es dann aber abends, wenn die Hàng Đường, eine 1000 Meter lange Straße, zum Open Air Markt wird. Aber aufgepasst, da wird viel Schmu verkauft! So sah ich beispielsweise die in China replizierten, toxisch stark verseuchten Fjällräven Kånken Rücksäcke für unter 10 Euro!
2. Hoàn Kiếm See:
Mitten in den Old Quarters liegt der Hoàn Kiếm See. Er ist für die Bewohner von Hà Nội quasi die Seele der Stadt. Rund um diesen See werden ab freitagmittags bis Montagfrüh die Straßen für jegliche motorisierte Fahrzeuge gesperrt. Es entsteht eine riesige Fußgängerzone, in der tausende Menschen spazieren und den Tänzern und Musikern zuschauen. Ich selber habe das auch sehr genossen, dort einfach nur herum zu schlendern oder mich einfach mal hinzusetzen, zu beobachten und zu genießen.
Blick auf einen Teil des Hoàn Kiếm Sees mit dem Den Ngoc Son Tempel.
Besonders interessant waren für mich die Shuttlecock-Spieler oder wie man zu Deutsch sagt, die Federfußball-Spieler. Da bilden sich Gruppen von bis zu 10 Menschen und kicken sich den Shuttlecock zu. Ich habe mich einfach mal in einen solchen Kreis mit hineingestellt und es dauerte gar nicht lange, bis die Jungs mir den Ball zuspielten. Naja, die ersten Male war das natürlich nicht so einfach. Nach 10 Minuten hatte ich den Dreh aber brauchbar raus und nach weiteren fünf Minuten war ich klatsch nass geschwitzt... In jedem Fall ein geiles Erlebnis.Aber es gibt natürlich auch Sehenswürdigkeiten am bzw. im Hoàn Kiếm See. Da ist zum Beispiel der ziemlich verlassen und verwahrlost aussehende Schildkröten Pavillion, denn in dem See lebte eines der weltweit letzten Exemplare einer riesigen Weichpanzer-Schildkröten-Art.
Ein solches Exemplar kann man sich im Den Ngoc Son Temple anschauen. Mit 210 Zentimetern Länge und 120 Zentimetern Breite ein wirklich beeindruckendes Exemplar, für das sich die 20.000 Đồng (weniger als ein Euro) Eintritt wirklich gelohnt haben. Tagsüber ist der auf einer kleinen Insel liegende Tempel mit seiner schönen roten Brücke schon wirklich nett anzuschauen. Abends aber, wenn er in den Farben grün, gelb und rot angeleuchtet wird, ergibt sich ein wirklich beeindruckendes Bild.
3. Literatur Tempel:
Der Literatur Tempel ist eine absolute Empfehlung. Den muss man nicht nur gesehen, sondern auch erlebt haben. Am Eingang noch hört man den lärmenden Straßenverkehr, das Gehupe und Geschrei der Verkäufer.
Einer der Höfe im Literatur Tempel.
Hat man das Gelände erst einmal betreten, wird dieser Tempel mit seinem riesigen Gelände plötzlich zu einem Quell der Ruhe und Besinnung. Das etwa 300 Meter lange und etwa 50 Meter breite Areal ist in fünf Höfe unterteilt. Keiner dieser Höfe ist wie der vorherige. Um von einem Hof zum nächsten zu gelangen, muss man immer ein Tor durchqueren.Insgesamt besticht der Literatur Tempel natürlich durch seine Bauweise und die schiere Größe, gepaart mit der Friedfertigkeit und Ruhe. Besonders beeindruckt hat mich der Trommelturm ganz am Ende des Geländes, in dem eine Trommel mit mindestens zwei Metern Durchmesser aufgestellt und bei Zeremonien geschlagen wird.
Ich habe auch noch nie eine so große Tempelanlage gesehen. Er hatte sogar mehrere Stockwerke, was ich so auch noch nie gesehen hatte. Gerade in Anbetracht der hölzernen Bauweise und dem vielen Feuer schon irgendwie beeindruckend.
4. Zitadelle:
Die Zitadelle habe ich leider Gottes nicht richtig besuchen können. Teile der Zitadelle sind heute Regierungsgebäude und die werden von den vietnamesischen Sicherheitskräften rigoros bewacht.
Der Cot Co Flaggenturm in der Zitadelle.
Es herrscht absolutes Fotografierverbot und einen echten Eingang konnte ich leider auch nicht finden. Hier war meine Vorbereitung dann leider absolut unzureichend.Was ich aber auch im Umfeld sehen konnte, war schon beeindruckend. Da wären das Märtyrer-Denkmal und das Lenin-Denkmal zu nennen.
Schön anzusehen und einen kleinen Eindruck über die Zitadelle gebend auch der Cot Co Flaggenturm, von dem aus man nicht nur einen tollen Blick über das Areal der Zitadelle, sondern auch über Hà Nội haben soll.
In dem Bereich der Zitadelle befindet sich auch das Museum für Militärgeschichte. An einem verregneten Tag ist dies sicherlich ein guter, interessanter Anlaufpunkt und günstiger Zeitvertreib. Es stand zumindest schon sehr interessantes Großgerät vor der Tür...
5. Hồ Chí Minh Mausoleum:
Während die Regierungsgebäude in der Zitadelle bewacht wurde, hatte ich beim Areal rund um das Hồ Chí Minh Mausoleum eher das Gefühl von Abriegelung. Ich bin mir unsicher, ob sie das aus politischen Gründen tun oder wegen Geldmacherei. Ich wusste im Vorwege jedenfalls nichts davon, dass das ganze Areal nur nach Zahlung von Eintritt und einer Sicherheitskontrolle, strikter als am Flughafen, zu betreten sei.
Das Hồ Chí Minh Mausoleum.
Ich habe den Eingang zwar gefunden. Nachdem ich aber las, dass allein für das Mausoleum die Wartezeit mindestens 90 Minuten beträgt, wandte ich mich dann anderen Zielen in Hà Nội zu.Schade, nun hatte ich schon das Glück zu einer Zeit in Hà Nội zu sein, zu der Onkel Hồ, wie ihn die Vietnamesen nennen, nicht zur Aufrechterhaltung seiner ungewollten Mumifizierung in Moskau verweilt und dann das.
Ich hätte ihn mir schon gern mal angeschaut, auch wenn ich nach diversen Gesprächen mit Vietnamesen nun weiß, dass er keinesfalls die große schillernde Figur der Revolution war, so wie vielleicht Fidel Castro auf Kuba und so wie es uns im Geschichtsunterricht und den Medien weis gemacht wird.
Entgangen ist mir dadurch nicht nur das Mausoleum, sondern auch das Hồ Chí Minh Museum, das Wohnhaus von Onkel Hồ, sowie die Einsäulenpagode. Dafür konnte ich aber den bestens sanierten und streng bewachten Präsidentenpalast sehen.
Allen Interessierten möchte ich noch etwas sehr Wichtiges mit auf den Weg geben! Besucht das Mausoleum von Dienstag bis Donnerstag. An jenen Tagen ist dort deutlich weniger los. Und tragt auf jeden Fall Kleidung, die komplett die Beine und Schultern bedeckt. Andernfalls kein Einlass...
6. Trấn Quốc Pagode am West Lake:
Hà Nội heißt so viel wie die Stadt zwischen den Flüssen. Aber Hà Nội hat nicht nur Flüsse, sondern auch jede Menge Seen. Den Hoàn Kiếm See hatte ich euch ja bereits angepriesen. Wesentlich größer noch ist aber der Westsee, an dessen Ufern man nicht nur Angeln, Spazierengehen und die Gedanken baumeln lassen kann.
Ein Teil der Trấn Quốc Pagode.
Man kann am Westsee auch die Trấn Quốc Pagode besuchen. Dabei handelt es sich um einen Tempelkomplex, der sich ebenfalls wieder auf einer kleinen Insel befindet und bereits im sechsten Jahrhundert errichtet wurde.Es ist wirklich beeindruckend anzuschauen, gerade, wenn man sich die vielen Kleinigkeiten und damit die Detailverliebtheit der Erbauer vor Augen führt. Aber auch das strikte Durchsetzen der am Eingang für das Tempelinnere genannten Regeln habe ich so an keinem anderen Tempel erlebt.
Immer wieder interessant zu beobachten sind die Verbrennungsöfen, in denen die Gläubigen Dinge verbrennen, damit diese über den Rauch zu ihren Ahnen gelangen und ihnen so im Jenseits helfen. So kann man dicke Stapel von falschen Geldnoten kaufen und verbrennen.
Aus Erzählungen meiner vietnamesischen Kollegen weiß ich aber auch, dass da schon mal aus Papier gebastelte Roller und Benzinkanister verbrannt werden, damit der Ahne im Jenseits auch bequem von A nach B kommt. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
7. Hoả Lò Gefängnis:
Für mich als ehemaligen Soldaten ist natürlich auch alles interessant, das irgendwie mit dem Vietnamkrieg zu tun hat.
Die Außenmauer des Hoả Lò Gefängnis.
Da gibt es in Hà Nội das Hoả Lò Gefängnis aus der Zeit der französischen Besetzung bzw. Kolonialzeit (je nach Betrachtungswinkel). In der Ausstellung wird sehr deutlich gezeigt, wie menschenverachtend die Franzosen mit den Vietnamesen umgegangen sind.Gefängnis ist Gefängnis hätte ich gedacht und natürlich gibt es auch im Hoả Lò Gefängnis Isolationszellen. Die Art und Weise, wie dort aber hunderte in größeren Räumen festgehalten wurden und eigentlich wirklich überhaupt keine Chance zum Ausbruch hatten... Man muss es gesehen haben.
Aber es sind nicht nur die Franzosen, die in diesem Gefängnis das widerwärtige lebensverachtende Gesicht der Menschheit zeigten. Auch die Vietnamesen selbst waren im Zuge ihrer eigenen Revolution nach der gewonnenen Unabhängigkeit keinen Deut besser!
Umso erstaunlicher, dass das Hoả Lò Gefängnis, in dem während des Vietnamkrieges auch amerikanische Piloten interniert waren, bei den Amerikanern einen sehr guten Ruf hat. Sie nannten es Hanoi Hilton und es wird in der Ausstellung sehr schön gezeigt, wie gut es den gefangenen Piloten dort ging. Gerade wenn man Bilder von der Gefangenschaft anderer amerikanischer POWs vor Augen hat.
Aufgrund der Vielfalt ist das Hoả Lò Gefängnis gerade bei Regenwetter mit Sicherheit einen Besuch wert!
8. Train Street:
Es gibt wohl kaum eine Straße in Vietnam, wenn nicht sogar auf der Welt, die mehr für Fotos genutzt wird, als die Train Street von Hà Nội. Dabei handelt es sich um einen einige hundert Meter langen Gleisabschnitt vom Hà Nội Hauptbahnhof in den Rest des Landes, an dem Menschen unmittelbar am Gleis und mit dem Rhythmus der Züge leben.
Ein Foto auf den Gleisen der berühmten Train Street ist selbst bei Vietnamesen noch extrem hoch im Kurs...
Jetzt, wo ich diesen Abschnitt gesehen habe, halte ich das echt immer noch für unglaublich. Da spielen Kinder auf den Gleisen, da stehen Roller, Tische und Stühle direkt an den Gleisen. Da essen die Anwohner direkt am Gleis und mit direkt meine ich so dicht, dass sie beim Herannahen des Zuges alles wieder ins Haus schaffen müssen, damit es ganz bleibt!Dank einiger Recherche im Vorwege war ich bzgl. der Zugzeiten gut informiert. Was ich nicht wusste und was auch gerade erst durchgesetzt wurde, ist das Verbot zum Betreten der Gleise. In meinen Recherchen sah ich unzählige Menschen auf den Gleisen laufen. Ich sah Fotos, auf denen sich Touristen an die Häuserwände pressten, um nicht vom Zug erfasst zu werden.
Das ist alles Geschichte! Wachposten achten sehr darauf, dass nur noch die Einheimischen die Gleise betreten. Wahrscheinlich ist das auch besser so!
Ich erlebte nun den extremen touristischen Andrang während der Durchfahrt des Morgenzuges nach Hồ-Chí-Minh-City. Ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis, das ich daher als absolutes Pflichtprogramm für jeden Hà Nội Besucher ansehe.
Tja, das war meine Bucket List für Hà Nội. Ich hoffe euch damit nun einen interessanten Einblick in Hà Nội gegeben zu haben und euch ggf. ein wenig bei euren Reiseplanungen geholfen zu haben. Solltet ihr eine Hà Nội Reise planen und ergänzende Fragen haben, könnt ihr gern auf mich zukommen...
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Ich bin ein liebevoller Vater, Candourist, Stoiker, Agilist, Product Owner, Hauptmann der Reserve, Diplom-Kaufmann und ausgebilderter Verkehrspilot (ATPL-Credit).
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