Über die Freiheit

Donnerstag, 26. Januar 2023
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Lesedauer: 6 Minuten

Freiheit. Ein Begriff den du und ich sicherlich beide gerne benutzen und wonach wir alle streben. Ein Begriff für dessen Bedeutung jetzt aktuell und in der Vergangenheit immer wieder erbitterte Kämpfe geführt wurden.

Kaum eine Nationalhymne der Welt kommt ohne dieses Wort aus. Bei der deutschen Hymne ist dir das Einigkeit und Recht und Freiheit sicherlich bekannt. Aber auch in der französischen Hymne ist von Freiheit, geliebte Freiheit die Rede. Das Gleiche gilt für die US-amerikanische Hymne, in der gefragt wird, ob denn der sternenbesetzte Banner noch immer über dem Land der Freien weht. Man glaubt es kaum, selbst in der russischen Nationalhymne kommt Freiheit vor...

In New York steht mit der Freiheitsstatue ein riesiges Monument für die Freiheit. Der Begriff Freiheit oder Symbole dafür werden gerne in der Werbung genutzt, um Produkten ein entsprechendes Image zu geben.

Der Begriff Freiheit wird auch in der Politik gerne für Diskussionen und Streitigkeiten herangezogen. Und neben zahlreichen weiteren Verwendungen im Alltag ist aktuell sicherlich Freiheit im Berufsalltag des New Work-Zeitalters auch ein großes Thema.

Wenn jetzt die Freiheit ein solch großer Begriff und damit Wert ist, was bedeutet Freiheit eigentlich genau, was haben John Locke, Voltaire, Immanuel Kant sowie John Stuart Mill und das Schadensprinzip damit zu tun und wozu führt fehlende Freiheit am Ende des Tages? Das möchte ich mit dir in diesem Post klären.


Laut Wikipedia wird Freiheit in der Regel als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auszuwählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt in Philosophie, Theologie und Recht der Moderne allgemein einen Zustand der Autonomie eines Subjekts.

Doch Freiheit war nicht immer ein Jedermannsrecht und ist es selbst heute in vorwiegend autokratisch geführten Ländern leider nicht. So war es in der Antike ein Privileg der Gebildeten und der Oberschicht. Und im angeblichen Mutterland der Demokratie, den im Jahre 1776 gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika brauchte es mehr als 100 Jahre, um im Jahre 1928 auch in Alabama und damit im letzten Bundesstaat der USA der Sklaverei bzw. Zwangsarbeit ein Ende zu machen.

In Europa selbst war der Gedanke der Freiheit schon weit aus früher betrachtet und definiert worden. Das heute gültige Verständnis des Begriffs wurde in der Epoche der Aufklärung entwickelt. John Locke, ein englischer Arzt und Philosoph definierte in seiner Niederschrift Two treatises of Government aus dem Jahre 1690 das Leben, die Freiheit und das Eigentum als unveräußerliche Rechte eines Bürgers.

Ihm folgte Voltaire, der das Prinzip der Meinungsfreiheit mit seiner Aussage Ich bin nicht Eurer Meinung, aber ich werde darum kämpfen, dass Ihr Eure Meinung ausdrücken könnt. prägte.

Und auch Immanuel Kant beeinflusste unser heutiges Verständnis von Freiheit maßgeblich. Er stellte fest, dass Freiheit nur durch Vernunft möglich sei. Ohne Vernunft folge der Mensch seinen Trieben wie ein Tier. Kraft seiner Vernunft wäre der Mensch in der Lage, das Gute zu erkennen und sein eigenes Verhalten daran pflichtgemäß auszurichten. Damit kam auch der Begriff der Moral in das Verständnis von Freiheit.

Dies ebnete den Weg zu den Freiheitsgedanken des britischen Philosophen, Ökonomen und Politikers John Stuart Mill, die sogar noch in unserem heutigen Recht verankert sind! In seinem philosophischen Werk On Liberty stellte er fest, dass Freiheit der erste und stärkste Wunsch der menschlichen Natur ist. Er schrieb weiter, dass Jeder sein eigenes Glück sucht, solange er niemandem schadet!

Damit brachte er das sogenannte Schadensprinzip mit ins Spiel. Bekannt ist dazu die Aussage Your right to swing your arm leaves off where my right not to have my nose struck begins.

Sein Schadensprinzip besagt nun genauer, dass...
  1. der einzige Grund, aus dem die Menschheit, einzeln oder vereint, sich in die Handlungsfreiheit eines ihrer Mitglieder einzumischen befugt ist, sich selbst zu schützen ist und
  2. der einzige Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gesellschaft rechtmäßig ausüben darf, die Schädigung anderer zu verhüten ist.
Beide Prinzipien sind heute noch im Paragraphen 32 des Strafgesetzbuches (StGB), dem Paragraphen 15 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten (OWiG) und im Paragraphen 227 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) definiert und dir sicherlich unter dem Begriff Notwehr (1) und Nothilfe (2) bekannt.

Nach seinem generellen Freiheitsprinzip müssen alle staatlichen und gesellschaftlichen Handlungen darauf ausgerichtet sein, dem Individuum eine freie Entwicklung zu ermöglichen und dürfen dem Schadensprinzip folgend nur zum Schutz vor sich selbst oder zum Schutz von anderen eingeschränkt werden. Der Staat oder die Gesellschaft dürfen aber niemals versuchen, ein Individuum zu einem Verhalten zu zwingen, das Staat oder Gesellschaft für klüger oder besser einschätzen.

John Stuart Mill definierte darüber hinaus noch drei Freiheiten:
  1. Gewissensfreiheit, das freie Denken und Fühlen, sowie die Unabhängigkeit der persönlichen Meinung und Gesinnung
  2. Die freie Wahl der Lebensgestaltung
  3. Die Vereinigungsfreiheit zu jedem beliebigen sozialen, wirtschaftlichen oder privaten Zweck
In Bezug auf die Freiheit der Gedanken und Diskurse sah er auch schon die Gefahr der Absage-, Lösch- oder Zensurkultur, die wir heute als Cancel Culture bezeichnen. So schrieb er: Die Gesellschaft könne mittels sozialer Ächtung und psychischen Drucks die Meinung eines Individuums unterdrücken oder versuchen, dem Individuum eine andere Meinung aufzudrängen.

Er war der festen Überzeugung, dass nur die Freiheit es einem Individuum ermöglicht, seine Fähigkeiten, seinen Geist und seine Moral voll zu entwickeln und das durch Unterdrücken von Meinungen einer Gesellschaft die Möglichkeiten zur positiven gesellschaftlichen Fortentwicklungen vorenthalten werden.

Er sah also schon vor seinem Tod im Jahre 1873 all die Probleme, die heute Demokratien gefährden und so manchen Arbeitnehmer in den Wahnsinn treiben. Autokraten unterdrücken die Freiheit durch Einschüchterung und Manipulation der Informationsgewinnung. Russland, Nordkorea und China sind da nur die populärsten Beispiele im aktuellen Weltgeschehen.

Und gleiches passiert leider auch viel zu oft in Unternehmen, die den Sprung in die Welt der New Work oder schlicht ins 21. Jahrhundert verpennen, diesen aus Ängsten heraus nicht wagen oder ihn mangels fähiger Führungskräfte und entsprechender Kultur schlicht nicht gehen können.

Albert Einstein hat einmal gesagt Der größte Feind der Freiheit sind zufriedene Sklaven. Und so liegen deine und meine Freiheit nicht darin, dass wir tun können, was wir wollen, sondern darin, dass wir nicht tun müssen, was wir nicht wollen! Um das zu erreichen, gilt es oftmals die Angst vor Veränderung zu überwinden. Lebe nach deinen Werten, dann bist du frei!

Wie immer würde ich mich über Beiträge von dir und dein Feedback zu diesem Post sehr freuen.


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