Durch Selbstwirksamkeits­erwartung zum Erfolg

Donnerstag, 13. Januar 2022
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Lesedauer: 6 Minuten

In meinem Post Durch Erwartungshaltung zum Erfolg beschrieb ich den Einfluss, den Autoritätspersonen wie beispielsweise Eltern oder Vorgesetzte durch ihre positive oder negative Erwartungshaltung auf die Leistungserbringung ihre Kinder bzw. Mitarbeiter haben können.

In der Psychologie wurde dieser hochinteressante und wirksame Zusammenhang, der auch durch das Unconscious Bias unterstützt wird, erforscht und letztlich unter dem Begriff Pygmalion-Effekt beschrieben.

Die Erwartungen der Autoritätspersonen wie beispielsweise der Eltern oder des Vorgesetzten haben aber auch Auswirkungen auf die eigenen Erwartungen der Kinder oder Mitarbeiter an sich selbst. Was nun Galatea und Golem damit zu tun haben, wie die Selbstwirksamkeitserwartung dabei ins Spiel kommt und wie man diese Effekte selbst nutzen kann, dass möchte ich mit dir in diesem Post ergründen.

Im Wirkungsbereich des Pygmalion-Effekts kann es, wie in meinem Post Durch Erwartungshaltung zum Erfolg beschrieben, positive wie auch negative Auswirkungen geben. Ist die Erwartungshaltung der Autoritätsperson an den Untergebenen positiv, wird der beim Untergebenen wahrnehmbare Effekt auch positiv sein. Das gleich gilt in fataler Weise auch im negativen Sinne und kann nachhaltig zerstörerisch auf die Psyche wirken.


Der Galatea-Effekt

Im Zuge der Studien zum Pygmalion-Effekt wurde aber auch festgestellt, dass dieser Effekt durchaus auch die Untergebenen selbst zu einer anderen Sichtweise bewegt. So war zu beobachten, dass nicht nur die Erwartungshaltung der Autoritätsperson eine Rolle spielte, sondern auch die Erwartungshaltung der untergebenen Person selbst.

Es kommt also zunächst zu einer positiven Erwartungshaltung der Autoritätsperson, die vom Untergebenen wahrgenommen wird und die eigene Selbstwirksamkeitserwartung steigert. Die Erwartungshaltung der Autoritätsperson macht dem Untergebenen einfach gesagt Mut. Wenn er mir das zutraut, dann sollte ich das doch auch hinbekommen, oder? Dadurch steigt die eigene Erwartungshaltung.

Dieser in der Psychologie beschriebene Effekt wird Galatea-Effekt genannt. Der Name kommt abermals aus der alt-griechischen Mythologie, genauer gesagt aus Ovids Geschichte Metamorphose. Dort wendet sich der arme Bildhauer Pygmalion nach einer gescheiterten Beziehung von den Frauen ab und gibt sich ganz der Bildhauerei hin.

Dabei erschuf er aus Elfenbein eine bildhübsche und fast schon lebendig wirkende Frauenfigur, in die er sich unsterblich verliebte. Die Götter waren nun von seiner der Figur entgegengebrachten Liebe und seiner Entschlossenheit, diese lebendig werden zu lassen, derart begeistert, dass sie diese Figur lebendig werden ließen. Und diese Figur trägt den Namen Galatea.


Der Golem-Effekt

Da der Pygmalion-Effekt je nach Ausrichtung der Erwartungshaltung positive oder aber auch negative Auswirkungen haben kann, ist es nicht verwunderlich, dass es neben der Beobachtung des Galatea-Effekts, also der positiven Auswirkungen auf die eigene Erwartungshaltung, auch eine Beobachtung mit negativen Auswirkungen gibt.

Dabei führt die negative Erwartungshaltung einer Autoritätsperson nicht nur zu einer schlechteren Leistung der Untergebenen, sondern auch zu einer Verringerung ihrer Selbstwirksamkeitserwartung. Wenn er mir das nicht zutraut, wie kann ich das dann jemals hinbekommen?

Dieser in der Psychologie beschriebene negative Effekt wird Golem-Effekt genannt. Der Name kommt dabei aus der jüdischen Mythologie. Dort bedeutet das Wort Golem so etwas wie hilflos und man spricht beim Golem-Effekt aufgrund des externen Einflusses auch von einer erlernten Hilflosigkeit.


Selbstwirksamkeitserwartung

Im Gegensatz zum Pygmalion-Effekt, in dem es ausschließlich um die Erwartungshaltung der Autoritätsperson geht, beziehen sich sowohl der Galatea- als auch der Golem-Effekt primär auf die Erwartungshaltung des Untergebenen an sich selbst. Und da kommt dann auch dieses Monsterwort Selbstwirksamkeitserwartung ins Spiel.

Selbstwirksamkeitserwartung steht für das Vertrauen einer Person, mit den eigenen Fähigkeiten eine Aufgabe erfolgreich absolvieren zu können. Diese wird nach der sozialkognitiven Lerntheorie des kanadischen Psychologen Albert Bandura durch vier Quellen positiv oder negativ beeinflusst. Diese sind:
  • Eigene Erfahrung
  • Erfahrung anderer
  • Unterstützung
  • Emotionen
Wie diese Quellen Einfluss auf die Erwartungshaltung eines Menschen haben können, kannst du dir sicher denken und ich glaube es wird jetzt auch klar, wie man selbst an der Verbesserung der eigenen Selbstwirksamkeitserwartung arbeiten kann oder sogar sollte.


Wie kann ich mir selbst helfen?

Mit diesem knappen Hintergrundwissen, solltest du schon erste Ideen und damit Ansätze haben, wie du selbst in einem negativen Umfeld deine eigene Selbstwirksamkeitserwartung deutlich steigern kannst oder wie du solch ein negatives Umfeld positiv beeinflussen kannst.

Ich habe beispielsweise gute Erfahrungen damit gemacht, meine Anspannung vor Prüfungen, die man sogar als extreme Prüfungsangst bezeichnen kann, oder aber auch meine Ängste vor den mit Veränderung einhergehenden neuen, unbekannten Aufgaben aktiv anzugehen und so diese Ängste und Zweifel auf ein gesundes Maß zu verringern.

Sicherlich hilfreich ist auch ein entsprechendes Umfeld, indem man fordernde aber eben nicht überfordernde Aufgaben bekommt. Ein Umfeld, in dem die notwendige Unterstützung beispielsweise durch Peers oder Servant Leaders gewährleistet ist und man wirklich auf einer menschlichen Ebene füreinander da ist und nicht wie so häufig nur an sich und seinen Erfolg denkt.

Extreme hilfreich kann es auch sein, sich in ein Umfeld zu begeben, das von viel Erfahrung erfüllt ist und damit meine ich positive wie auch negative Erfahrungen! Einerseits kann man durch Lernen und Nutzen fremder Erfahrung vermeiden, Fehler anderer zu wiederholen. Andererseits kann man aber vielleicht auch sehen, wie weniger befähigte Kollegen erfolgreich Aufgaben erfüllen. In beiden Fällen wird die eigene Erwartung an die Selbstwirksamkeit sicher erhöht.

Und wenn man so die drei letzten, oben aufgelisteten Quellen positiv bearbeitet oder beeinflusst hat, dann wird man letztlich feststellen können, dass die eigenen Erfahrungen zunehmend positiv werden, was wiederum auch zu einer Verbesserung der Selbstwirksamkeitserwartung führt.


Fazit

Die Selbstwirksamkeitserwartung ist der Dreh- und Angelpunkt unserer Erfolgsaussichten in jeglichem Belang. Haben Kinder in ihrer Entwicklungsphase extrem viel negativen Kontakt mit den oben aufgeführten unteren drei Quellen, wird dies schwerwiegende Folgen für den Verlauf ihres Lebens haben und sie viel Kraft und wertvolle Lebenszeit kosten, diese Folgen zu mindern oder gar zu wenden!

Im Gegensatz zu Kindern haben die meisten Erwachsenen die Möglichkeit, durch Achtsamkeit möglichen negativen Quellen von vornherein zu entgehen, diesen schnellstmöglich zu entkommen oder diesen durch eigenes Tun entgegenzutreten.

Deshalb ist für mich der Galatea-Effekt auch ein sehr effektives psychologisches Mittel zu mehr Zufriedenheit, einem höheren Glücksempfinden und damit letztlich einem besseren Leben. Der Galatea-Effekt ist vor allem ein Mittel, dass man selbst nutzen kann, denn so wie ein Knochen im Normalfall nicht zum Hund kommt, so kommen positive Veränderungen auch nur seltenst als Geschenk von Außen. Man ist seines eigenen Glückes Schmied und schon Albert Einstein sagte Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.

Hast du Erfahrung mit dem Galatea- oder Golem-Effekt gemacht? Kennst du weitere interessante psychologische Effekte? Dann teile sie mir gerne mit und wie immer würde ich mich über dein Feedback zu diesem Post sehr freuen.


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