Agile Leadership - Der moderne Weg zum Erfolg

Donnerstag, 23. März 2023
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Lesedauer: 10 Minuten

In einer schnelllebigen und sich ständig verändernden Geschäftswelt ist Agilität nicht nur zu einem unumgänglichen Buzzword geworden. Nein, es stellt mittlerweile nachweislich einen entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen im Vergleich zu ihrem Mitwettbewerb dar.

Aus dem Satz wird schon klar, dass agile Methoden und Denkweisen nicht nur für die Entwicklung von Software und Produkten oder sogar nur für Projekte an sich relevant sind, sondern eben auch immer mehr für die Führung von Teams, Abteilungen und damit letztlich auch die Unternehmen an sich!

Teams, Abteilungen und sogar ganze Unternehmen begeben sich in sogenannte agile Transformationen und das meist ohne jegliche Methoden- oder Fachkompetenz, sowie ohne bitter notwendiges Change Management. Da bleibt der Begriff Agile Leadership schon mal links liegen.

Agile Leadership. Eine Kernfähigkeit von Führungskräften des Mittel- und Topmanagements in einem in der agilen Transformation befindlichen Unternehmen. Aber was ist Agile Leadership denn überhaupt, was bedeutet der Begriff für die Arbeit einer Führungskraft und welche Schlüsselaspekte sollte jede der betroffenen Führungskräfte verinnerlichen? Das möchte ich in diesem Post gerne mit dir betrachten.


Agile Leadership, eine Buzzword und damit eine Kuh, die schon seit ein paar Jahren durch die Flure von Unternehmen getrieben wird. Allerdings geschieht dies mehr als Teilaspekt unter dem Namen des Management 3.0 und bleibt damit vielen Hauptverantwortlichen im Zuge der agilen Transformation leider meist eine Unbekannte.

Info
Management 3.0

Management 3.0 ist ein von Jurgen Appelo entwickelter, agiler Führungsansatz, der darauf abzielt, die Arbeitsumgebung zu verbessern und so die Motivation sowie die Produktivität von Teams zu steigern.

Wenn man das Ziel so liest, sollte das Thema damit im höchsten Interesse eines jeden C-Level-Mitarbeiters sein.

Sollte! Ist aber leider meistens nicht so. Nur zu oft stellt sich heraus, dass das C-Level eine agile Transformation nur mit Worten unterstützt, nicht aber mit Taten. Taten, wie sich selbst fachlich in Agilität weiterzubilden und auf dem Know How basierend entsprechend notwendige, unterstützende Maßnahmen für die eigenen Führungskräfte zu veranlassen. Zeigen tut sich das sehr markant daran, dass 90% aller agile Transformationen am (mittleren) Management scheitern.

Starke Behauptung mag jetzt deine Reaktion sein und vielleicht siehst du auch nicht den Zusammenhang zum C-Level. Aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass das Scheitern von Untergebenen immer in der Verantwortlichkeit der Führungskraft und dabei meistens im Unterlassen von etwas durch diese Führungskraft liegt?

Ein in einer agilen Transformation befindliches Unternehmen braucht auf jeden Fall ein erfahrenes Team von Change Managern, um das Topmanagement und vor allem die Gruppe zu unterstützen, die durch die Veränderung am meisten an Relevanz zu verlieren scheint, das Mittelmanagement. Verlustängste bzgl. Einfluss, Macht und Relevanz, sowie Hilflosigkeit ob all der Selbstorganisation. Und das sind nur zwei von vielen Stichworten in diesem Zusammenhang.

Hinweis
Wirksamkeit von Change Managern

Change-Manager sind in der Lage, durch Coaching den von der Relevanzlosigkeit betroffenen Führungskräften nicht nur den Begriff Agile Leadership näher zu bringen, sondern diese auch in der Praxis als Coach oder Mentor auf dem Weg hin zur neuen Relevanz zu begleiten.


Was ist Agile Leadership eigentlich?

Agile Leadership ist grundsätzlich erst einmal eine Führungsphilosophie, die auf Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und kontinuierlicher Verbesserung ausgerichtet ist, um komplexe Herausforderungen in einer sich schnell verändernden Umgebung zu bewältigen.

Agile Leadership bedeutet dann also, dass Führungskräfte in der Lage sein müssen, schnell und flexibel auf Veränderungen zu reagieren, Chancen zu erkennen und Innovationen zu fördern. Es bedeutet aber auch, dass Führungskräfte eine flexible und anpassungsfähige Führungskultur fördern müssen, in der Teams eigenverantwortlich arbeiten und schnelle Entscheidungen eigenständig treffen können.

Dies erfordert aber meistens eine Veränderung der Kultur des Teams, der Abteilung bis hin zum ganzen Unternehmen. Eine Veränderung hin zu mehr Offenheit, Lernen und damit kontinuierlichen Verbesserung. Eine schwere, relevante und erfolgskritische Aufgabe, der sich bei gescheiterten Transformationen meist weder das Top- noch das Mittelmanagement bewusst waren.


Beispiele für Management als Impediment in der agilen Transformation

So wurden die entsprechenden wichtigen Rollen eines agilen Umfeldes, wie beispielsweise Product Owner, nicht ausreichend ermächtigt, weil Führungskräfte nicht von ihre Verantwortung loslassen wollten.

Da wurde kontinuierliche Verbesserung torpediert, weil man dafür keine Agile Coaches oder Scrum Master zur Verfügung stellte. Da wurde Kollaboration und Kommunikation durch Zurückhaltung von Informationen und Mikromanagement der Führungskräfte untergraben.

Da wurde den Teams beispielsweise durch Fehlen einer Vision kein Fokus ermöglicht oder Kundenbedürfnisse wurden durch das Management aktiv den unternehmensinternen Bedürfnissen nachgestellt. Und dadurch bleibt dann das hehre Ziel, die Anpassungsfähigkeit auf der Strecke.


Der moderne Weg zum Erfolg

Doch wie macht man das als Führungskraft des Topmanagements nun mit Agile Leadership besser? Was sind mögliche Kernaspekte des Agile Leaderships? Nun aus meiner Sicht sind das sechs grundsätzliche Aspekte und schon das Nichtbeachten eines einzelnen Aspekts wird den Erfolg im Ganzen negativ beeinflussen.

Tipp
6 Kernaspekte des Agile Leaderships

  1. Vision, Strategie und Ziele
  2. Empowerment
  3. Coaching und Mentoring
  4. Kollaboration
  5. Anpassungsfähigkeit
  6. Verbesserung


1. Vision, Strategie und Ziele

Agile Führungskräfte müssen eine klare Vision für das Unternehmen haben und in der Lage sein, eine Vision auf Strategien und Ziele herunterzubrechen, um so die Teams zu befähigen, ihre Aktivitäten daraus herzuleiten. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten verstehen, wohin das Unternehmen langfristig steuert und welche kurzfristigen Ziele erreicht werden müssen.

Dazu ist es extrem wichtig, dass Agile Leader in der Lage sind, eine Vision und die sich daraus ergebenden Strategien verständlich an die Teams zu kommunizieren. Dabei sollten eine Vision und vor allem die Strategien so flexibel sein, das Veränderungen möglich bleiben, aber eben auch stabil genug, um den Teams ausreichend Orientierung zu geben und so ihre Zielerreichung zu fördern.


2. Empowerment

Agile Führungskräfte sollten den Mitgliedern eines Teams fast uneingeschränktes Vertrauen und eine gute Portion Verantwortung geben, denn nur so sind die Teams in der Lage, letztlich gute Entscheidungen hin zur Zielerreichung zu treffen und ihre Arbeit selbst und damit nach einer gewissen Zeit des Lernens optimal zu organisieren.

Um dir die Wichtigkeit von Empowerment zu verdeutlichen, folgende Fragen. Wozu brauche ein Unternehmen beispielsweise die spezielle Rolle des Product Owners, wenn diese keinerlei Entscheidungsbefugnis hat, sondern Listen, gerne auch als Roadmaps bezeichnet, vorgelegt bekommt und diese innerhalb vom Management vorgegebenen Zeiten abzuarbeiten hat? Oder wozu braucht es die spezielle Rolle des Scrum Masters, wenn dessen Führungskraft diese aktiv daran hindert, Impediments und damit auch Aktivitäten der Führungskraft selbst wie Mikromanagement vom Team fernzuhalten?


3. Coaching und Mentoring

Agile Leader sollten eine Kultur des agilen Mindsets fördern. Dies bedeutet, dass sie sicherstellen müssen, dass die Team- oder Abteilungsmitglieder stets Coaching- oder Mentoring-Optionen zur Verfügung haben, die den Prozess des Changes hin zu einem agilen Mindset beobachten und unterstützen.

Aus meiner Sicht ist hier extrem wichtig, dass Führungskräfte das Wort fördern korrekt verstehen. Fördern bedeutet nämlich nicht selber machen, sondern durch gezielte Maßnahmen der Unterstützung die Entwicklung, das Wachstum oder den Fortschritt im Team oder in der Abteilung zu ermöglichen.


4. Kollaboration

Agile Leader sollten eine Kultur der Zusammenarbeit und des Teamworks fördern. Dies bedeutet, dass sie sicherstellen müssen, dass die Mitglieder des Teams miteinander kommunizieren, zusammenarbeiten und ihr Wissen und ihre Fähigkeiten teilen können.

Das können ganz banal technische Themen wie Messagingtools, Videokonferenztools, Kollaborationstools oder Knowledgetools sein. Das kann auch ausreichend performante Technik sein. Das können aber auch weniger banal Teambuilding-Maßnahmen sein.

Das Entscheidende bei der Sache ist aber auch hier wieder das Wort fördern. Das heißt eben nicht selber machen, sondern dem Team und im Speziellen dem Scrum Master oder dem Agile Coach die Mittel und Möglichkeiten geben, seine Arbeit in der Rolle bestmöglich machen zu können.


5. Anpassungsfähigkeit

Agile Leader sollten in der Lage sein, schnell auf Veränderungen zu reagieren und flexibel zu bleiben. Sie sollten offen für neue Ideen und Ansätze sein und bereit sein, ihre Pläne und Strategien anzupassen, wenn es notwendig ist.

Leider ist es nur zu oft so, dass Führungskräfte eine Flexibilität wie ein Stahlträger aufweisen und damit der angestrebten Agilität nicht nur im Wege stehen, sondern diese buchstäblich begraben. Einer der im agilen Manifest niedergeschriebenen Grundwerte ist nicht ohne Grund, dass Individuen und Interaktionen Vorrang vor Prozessen und Werkzeugen haben sollten.


6. Verbesserung

Agile Leader sollten eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung fördern. Dies bedeutet, dass sie sicherstellen müssen, dass das Team regelmäßig reflektiert und nach Möglichkeiten zumindest versucht, ihre Arbeit zu verbessern.

Auch hier ist das Wort fördern wieder entscheidend. Das Team, die Abteilung braucht ein förderliches, vertrauensbasiertes Umfeld und als Agile Leader ist es die Aufgabe, dieses Umfeld sicherzustellen und nicht selbst in die Reflexion einzugreifen.


Fazit

Wie du an diesen Aspekten von Agile Leadership erkennen kannst, gibt es für die Führungskraft einiges an Verantwortung und vor allem Arbeit zu tun. Entscheidungen treffen und damit Macht haben sind im Gegensatz zur klassischen Führungskraft keine Aufgabenbestandteile eines Agile Leaders mehr!

Es geht beim Agile Leadership eigentlich um das Ermöglichen von all dem, was agiles Arbeiten braucht. Für mich ist deshalb der Begriff Agile Leaderhip in Bezug auf Führungskräfte auch eher wenig zielführend. Ich würde mir deshalb eigentlich wünschen, dass man es als Agile Enableship bezeichnet, denn unterm Strich hat die Führungskraft der alten Welt aus meiner Sicht in der agilen Welt der Treiber eines Förderprogramms zu sein, an dessen Ende eine erfolgreiche agile Transformation steht...


Hast du Erfahrung mit Agile Leadership?

Wie ist deine Meinung zum Agile Enableship? Wie immer würde ich mich über Beiträge von dir und dein Feedback zu diesem Post sehr freuen.


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